Ein Koffer voller Tiere
gebogen und verkrüppelt. Die ganze Landschaft bebte und sang vom Wind, der leise im Gras pfiff, heulend und schmetternd um die Felskanten fegte und die kleinen Bäume wimmern und knarren ließ.
Weiter ging’s auf Bafut zu. Gegen Abend wurde der Himmel zartgolden. Als die Sonne hinter dem Bergrand verschwand und die Welt in ein kühles, grünes Zwielicht einhüllte, nahm unser Laster die letzte Kurve und hielt im Zentrum von Bafut, vor dem Besitz des Fon. Linker Hand lag der weite Hof und dahinter die Hütten seiner Frauen und Kinder. Alles wurde von der großen Hütte überragt, in welcher der Geist seines Vaters und viele andere, weniger hohe Geister, lebten. Wie ein vom Alter geschwärzter Bienenkorb hob sie sich vom jadegrünen Himmel ab. Rechts vom Weg lag auf einer Anhöhe das Gästehaus des Fon. Es glich einer zweistöckigen italienischen Villa, war aus Stein gebaut und hatte ein sauber gedecktes Ziegeldach. Um das schuhkartonförmige Gebäude lief in beiden Stockwerken eine breite Veranda, die von rosa und ziegelrot blühenden Bougainvillea umrahmt war.
Müde kletterten wir aus dem Wagen und überwachten das Ausladen der Tiere und ihre Unterbringung auf der Veranda im zweiten Stock. Nach den Tieren wurde unsere Ausrüstung abgeladen und verstaut. Während wir schwache Versuche unternahmen, den roten Staub abzuwaschen, ergriff Philipp die Überreste seines Bettzeugs, seinen Karton mit Küchenutensilien und die Lebensmittel und marschierte in die Küche; steifbeinig und zackig stolzierte er davon, wie eine Militärpatrouille, die einen Aufruhr beschwichtigen will. Als die Tiere gefüttert waren, tauchte Philipp mit einem unerwartet guten Abendbrot wieder auf. Wir hatten kaum gegessen, als wir todmüde ins Bett fielen.
In der Kühle des nächsten Morgens gingen wir zu unserem Gastgeber, um ihm unsere Aufwartung zu machen. Wir überquerten den großen Hof und gerieten in das Labyrinth der schmalen Winkel und Gäßchen um die Frauenhütten. Dann kamen wir auf einen kleinen, von einer Agave beschatteten Platz. Da lag, sauber aus Stein und Ziegeln gebaut, die Villa des Fon mit breiter Veranda an einer Seite. Auf der Verandatreppe stand, groß und schlank, mein Freund, der Fon von Bafut. Er trug ein schneeweißes, blaubesticktes Gewand und auf dem Kopf ein Käppchen in den gleichen Farben. Auf seinem Gesicht lag das fröhlich-verschlagene Grinsen, das ich so gut kannte. Seine riesige, schlanke Hand war zum Gruß ausgestreckt.
»Mein Freund«, rief ich, während ich die Treppe hinaufeilte.
»Willkommen... willkommen... du bist da... willkommen«, rief er aus. Dabei nahm er meine Hand in seine großen Handflächen, legte seinen Arm um meine Schultern und klopfte mir freundschaftlich den Rücken.
»Geht es gut, mein Freund?« fragte ich und sah ihm ins Gesicht.
»Ich gut, ich gut«, antwortete er grinsend.
Mir schien diese Behauptung fast zu schwach. Er sah blühend aus. Bei meinem letzten Aufenthalt vor acht Jahren war er gut in den Siebzigern. Es schien, als habe er die dazwischenliegenden Jahre besser überstanden als ich. Ich stellte Jacquie vor und freute mich an dem Gegensatz. Der beinahe zwei Meter große Fon, der in seinem Gewand noch größer erschien, überragte die kleine Jacquie um fast einen halben Meter; ihre Hand war in seiner großen, braunen Tatze verloren wie die eines Kindes.
»Kommt, wir gehen hinein«, sagte er, ergriff unsere Hände und führte uns in die Villa. Es hatte sich nichts verändert. In dem kühlen schönen Raum lagen Leopardenfelle auf dem Boden, an den Wänden standen wunderbar geschnitzte Bänke mit hohen Kissentürmen. Wir setzten uns. Eine der Frauen des Fon erschien mit einem Tablett und Getränken darauf. Der Fon schüttete freigebig Whisky in drei Gläser und reichte sie lächelnd herum. Ich sah den unverdünnten Alkohol zehn Zentimeter hoch in meinem Glas und seufzte. Eins war sicher, was er auch sonst während meiner Abwesenheit getan haben mochte, unter die Abstinenzler war der Fon inzwischen nicht gegangen.
»Chirri-ho!« sagte der Fon und trank mit einem Schluck das Glas halb aus. Jacquie und ich nippten etwas vorsichtiger an den unseren.
»Mein Freund«, sagte ich, »ich bin glücklich, dich wiederzusehen.«
»Wah! Glücklich! Ich war glücklich, als ich hörte, daß du wieder in Kamerun bist.«
Wieder nippte ich an meinem Whisky. »Man hat mir erzählt, daß du böse mit mir bist, weil ich das Buch über die glückliche Zeit mit dir geschrieben habe. Ich
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