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Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Jäger.
    »Die Sache ist ganz einfach«, sagte Bob, »wir müssen eine Schlinge um ihren Hals bekommen und dann mit allen Kräften daran ziehen.«
    »Stimmt. Aber die Frage ist, wie bekommen wir die Schlinge um ihren Hals. Ich möchte nicht gern in der Öffnung eingezwängt sein und von einer Schlange angegriffen werden. Da ist kein Platz zum Ausweichen und kein Platz für Hilfe, wenn du mit ihr in ein Handgemenge gerätst.«
    »Da hast du recht«, gab Bob zu.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, entschied ich, »Agustine, geh’ schnell-schnell, hole einen Gabelstock für mich... einen dicken... du hören?«
    »Ja, Sah«, sagte Agustine. Er zog seine breite, scharfe Machete heraus und trottete auf den etwa 300 Meter entfernten Waldrand zu.
    »Denk daran, wenn es uns wirklich gelingt, die Schlange herauszuziehen, können wir uns nicht auf die Jäger verlassen«, schärfte ich Bob ein. »In Kamerun ist man davon überzeugt, daß die Python giftig ist. Man hält nicht nur den Biß für tödlich, sondern meint auch, die Python könne den Menschen mit ihren Sporen unter dem Schwanz vergiften. Wenn wir sie also herausbekommen, dürfen wir sie nicht am Kopf fassen und damit rechnen, daß die Jäger den Schwanz ergreifen. Du mußt das eine Ende nehmen und ich das andere. Dann können wir hoffen, daß die Jäger in der Mitte mit uns zusammenarbeiten.«
    »Eine reizende Idee«, sagte Bob und pfiff nachdenklich durch die Zähne.
    Bald kam Agustine mit einem geraden Ast zurück, der am Ende gegabelt war. An diesem Ende befestigte ich einen Ziehknoten aus feiner Schnur, die, wie man mir versichert hatte, eine Belastung von drei Zentnern aushalten würde. Dann wickelte ich 15 Meter der Schnur ab und gab den Rest des Knäuels Agustine.
    »Jetzt krieche ich hinein. Ich versuche, diese Schnur um Hals von Boa zu werfen, eh? Wenn ich Hals gefangen, rufe ich >holla<, und dann ziehen alle diese Jäger auf einmal. Verstanden?«
    »Verstanden, Sah.«
    »Wenn ich >ziehen< rufe«, sagte ich, während ich mich vorsichtig in den Aschenteppich legte, »laß um Himmels willen nicht zu fest ziehen. Ich möchte nicht unter das verfluchte Ding geraten.«
    Ich schlängelte mich vorsichtig in die Höhle hinein. Astgabel und Schnur in der Hand, die Taschenlampe im Mund. Die Python zischte mit unverminderter Wildheit und Stärke. Dann kam die heikle Aufgabe, die Gabel nach vorn zu bringen und zu versuchen, die herunterhängende Schlinge über den Kopf der Schlange zu schieben. Mit der Taschenlampe im Mund war das unmöglich; denn bei der leisesten Bewegung glitt der Strahl überall hin, nur nicht auf meine Beute. Ich legte die Lampe auf den Boden und schob einige Steine darunter, so daß der Strahl direkt auf die Schlange fiel. Dann schob ich mit unendlicher Vorsicht den Ast in die Höhle hinein auf das Reptil zu. Die Python hatte sich natürlich unterdessen zu einem festen Knäuel zusammengerollt. Der Kopf lag mitten darauf. Wenn ich den Ast in der richtigen Lage hatte, mußte ich die Schlange veranlassen, den Kopf zu heben. Das konnte ich nur erreichen, wenn ich sie heftig mit dem Ende des Stocks anstieß.
    Nach dem ersten Stupser schien das leuchtende Knäuel des Körpers vor Wut anzuschwellen. Ein so schrilles und mit Bosheit geladenes Zischen scholl mir entgegen, daß ich um ein Haar den Ast fallengelassen hätte. Ich nahm ihn fester in meine feuchten Hände und stupste noch einmal. Schrill fuhr mir das Zischen entgegen. Fünfmal mußte ich stupsen, bevor ich Erfolg hatte. Plötzlich erschien der Kopf der Schlange über dem Knoten und schoß auf das Ende des Stocks zu. Die Mundöffnung stand weit offen und leuchtete rosa im Licht der Taschenlampe. Die Bewegung war zu rasch gewesen; ich hatte keine Möglichkeit, die Schlinge über den Kopf der Schlange zu schieben. Das Manöver war so schwierig für mich, weil ich nicht dicht genug an meine Beute herankriechen konnte und mit ausgestrecktem Arm arbeiten mußte. Dazu kam das Gewicht des Stabes, das meine Bewegungen ungeschickt machte. Schließlich kroch ich, triefend vor Schweiß und mit schmerzendem Arm, wieder ans Tageslicht. »Es geht nicht«, sagte ich zu Bob. »Sie hält den Kopf in ihrem Knäuel begraben und schießt nur damit hervor, um zu schlagen.«
    »Laß mich einmal versuchen«, sagte er eifrig.
    Er nahm den Stock und kroch in die Höhle. Während langer Minuten konnten wir nur seine großen Füße sehen, die am Eingang der Höhle nach einem Halt suchten. Dann kam er wild fluchend wieder

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