Ein Konkurrent zum Kuessen
handelt es sich um ein geschäftliches Angebot.“
Sie forderte ihn mit einer Geste auf näher zu kommen, und Jax tat es nur zu gern. Als er sich vorhin zu ihr hinabgebeugt hatte, war ihm ein sommerlicher Beerenduft in die Nase gestiegen. Erdbeeren? Himbeeren? Blaubeeren? Er sehnte sich danach, einmal davon zu kosten. „Wie viele davon haben Sie schon geleert?“, fragte er mit einem Blick auf ihr Glas.
„Nicht genug“, erwiderte sie mit einem leicht gequälten Lächeln, das sie noch anziehender machte.
Jax war schon unzählige Male von Frauen angemacht worden, doch noch nie war eine so verrückt gewesen, ihm einen Heiratsantrag zu machen.
„Lassen Sie mich doch einfach ausreden.“ Als Ruby ihm die Hand auf den Arm legte, erstarrte er. Es war eine unschuldige Berührung, was man von seiner körperlichen Reaktion nicht sagen konnte.
„Ich bin ganz Ohr.“
Sie ließ die Hand hinabgleiten, ergriff seine Hand und zog ihn in die ruhigste Ecke des Raums hinter eine riesige Palme.
„Müssten Sie jetzt nicht korrekterweise auf die Knie gehen?“, witzelte er.
„Ruhe“, versetzte Ruby.
„Redet man so etwa mit seinem zukünftigen Verlobten?“
„Meine Güte, Sie können wirklich nerven!“
„Es gefällt mir, dass Sie nicht beschönigen, wie sehr sie meine Frau werden möchten“, antwortete Jax.
Gegen ihren Willen musste sie lächeln. „Okay, ich habe Sie mit meinem Vorschlag wohl etwas überrumpelt. Aber wenn Sie ihn sich in Ruhe angehört haben, werden Sie mir zustimmen, dass er sehr sinnvoll ist.“
„Tatsächlich?“ Jax verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe zwar nicht grundsätzlich etwas gegen das Heiraten. Aber sollte ich jemals so verrückt sein, mich derart an eine Frau zu fesseln, dann doch eher nach einer längeren Beziehung.“
Ruby seufzte. „Sie reden einfach zu viel. Typisch Geschäftsführer. Jede Menge heiße Luft und Wichtigtuerei. Und Sie hören sich furchtbar gern selbst reden.“
Jax begann, die Schlagabtausche mit dieser Frau zu lieben. Ihre schnelle Auffassungsgabe, gepaart mit ihrer Schönheit und ihrer Intelligenz, stellten eine echte Herausforderung an seine Selbstbeherrschung dar.
„Geben Sie mir ein paar vernünftige Gründe für Ihren aberwitzigen Vorschlag, bevor Sie mein empfindsames Ego noch weiter aufbauen?“
„Empfindsam?“ Ruby schnaubte. „Von wegen.“
„Ich gebe Ihnen zwei Minuten. Die Zeit läuft.“
„Ja, ja, schon gut“, erwiderte sie. „Ich möchte Seaborn’s retten, und Sie möchten Zugang zur High Society von Melbourne. Den kann ich Ihnen verschaffen, wenn Sie ein Jahr lang aufhören, unsere Mine zu unterbieten und uns so die Chance geben, das Unternehmen aus der Krise zu führen.“
Jetzt bereute er seine impulsive Bemerkung darüber, dass die Melbourner ihn schnitten. Natürlich begriff eine intelligente Frau wie sie sofort, was dieser Umstand für ihn bedeutete. Und sie wusste dieses Wissen anzuwenden.
„Warum glauben Sie, Sie müssten mich der Elite von Melbourne vorstellen oder mich in diese einführen?“
„Dieser Mob“, sie wies mit dem Daumen über ihre Schulter in den Raum, „diese wichtigen Macher haben die Angewohnheit, bestimmte Leute zu schneiden – insbesondere Leute mit Ihrem Hintergrund.“
Als sie sich mit der Zungenspitze über die Lippe fuhr, zog sich etwas in Jax’ Innerem zusammen.
Sie wusste Bescheid, natürlich. Jeder in Melbourne wusste Bescheid über seine Familie. Einmal hatten sie ihn bereits weggejagt, und sie setzten seine Familiengeschichte noch immer gegen ihn ein. Es spielte offenbar überhaupt keine Rolle, wie viel Geld er mit seiner Mine im vergangenen Jahr erwirtschaftet hatte. Trotzdem bekam er keinen Zugang zu dem, was er am dringendsten benötigte: die Akkreditierung durch die zuständige Behörde Global Mining Corp, die über das Schicksal von Maroney Mine entschied und die Macht besaß, aus seiner Firma ein internationales Unternehmen zu machen.
Mit aller Macht unterdrückte Jax seine Bitterkeit. „Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören.“
„Und Sie sollten nicht versuchen, mich für dumm zu verkaufen“, entgegnete Ruby missbilligend. „Schade, dass Sie mich so unterschätzen. Es wäre ein guter Deal.“
Aber nur, wenn ich mich mit einer lieblosen Vernunftehe an eine Frau fesseln will, die ich kaum kenne, dachte Jax. Bisher hatte er sich übers Heiraten kaum Gedanken gemacht, da er weder Zeit noch Veranlassung gehabt hatte, sich auf eine ernste Beziehung
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