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Ein Konkurrent zum Kuessen

Ein Konkurrent zum Kuessen

Titel: Ein Konkurrent zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marsh
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sich auch hier wieder absondert, dachte Ruby. Dabei wirkte Jax nicht, als würde er sich unbehaglich fühlen, doch hierher passte der große, attraktive Mann auch nicht. Ruby schob sich hinter eine Säule und beobachtete ihn.
    Er rührte sich nicht von der Stelle, lächelte nicht und nahm sich weder einen Drink noch ein Hors d’œuvre. Nur einmal wirkte er etwas lebhafter – als die Meyers sich näherten, ein älteres, wohlhabendes Paar, das mit Rubys Mutter befreundet gewesen war. Da straffte er sich, lächelte und streckte die Hand aus. Doch die beiden gingen weiter und sagten nur ein paar Worte, die das Lächeln aus seinem Gesicht vertrieben.
    Dieser Mann wollte das Unternehmen von Rubys Familie zerstören, und eigentlich sollte sie ihn hassen. Doch als er jetzt wieder seine distanzierte Pose einnahm, tat er ihr ein wenig leid. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte der Sohn der Meyers durch Denver Maroney achthunderttausend Dollar verloren. Kein Wunder also, dass sie mit seinem Sohn nichts zu tun haben wollten. Denver Maroney hatte etwas Undenkbares getan: Er hatte jahrelange Freundschaften ausgenutzt, um zu betrügen und zu zerstören.
    Aber warum tut Jax sich das hier eigentlich an? Warum lässt er sich wegen der Sünden seines Vaters ächten? Trotz seiner scheinbaren Gelassenheit konnte ihn das Verhalten seiner Umgebung doch nicht ungerührt lassen. Der Kerl war schließlich nicht aus Stein!
    Als Jax auf die Uhr blickte und den Blick durch den Raum gleiten ließ, machte Rubys Herz einen kleinen Sprung. Aber warum sollte er auf sie warten? Nach ihrem Auseinandergehen am Vorabend zu schließen, würde sie das nächste Mal eher in Form eines schriftlichen Angebots von seinem Anwalt von ihm hören. Männer wie er gaben nicht auf, und sie akzeptierten auch kein Nein.
    Wenn Maroney Mine es auf die Seaborn Mine abgesehen hat, dann gibt es kaum ein Entkommen, dachte Ruby verzweifelt. Sie hatte die Übernahme kurz als Möglichkeit erwogen, um Seaborn’s zu retten. Doch Jax Maroney hatte deutlich gemacht, dass er sich nur für die Mine interessierte und nicht für das älteste Juwelierunternehmen Melbournes.
    Ihm war gleichgültig, dass Seaborn’s seit zwei Jahrzehnten die Diademe für die Wahlen zur Miss Australia anfertigte und dass ihnen Fernsehstars handgeschriebene Dankesbriefe für die exquisiten Stücke schrieben. Auch dass australische Filmikonen Schmuck von Seaborn’s auf dem roten Teppich in Hollywood getragen hatten, kümmerte Maroney nicht. Ihn interessierte nur, was für ihn an Gewinn dabei heraussprang. Alle anderen Menschen waren ihm gleichgültig.
    Ruby wusste nicht, ob der Stress der vergangenen Tage sie überwältigte oder sie sich nur Luft machen wollte, aber sie leerte ihr zweites Glas Chardonnay und marschierte auf Jax zu.
    Als er aufblickte, huschte ein erfreuter Ausdruck über sein Gesicht, den er schnell hinter einer gleichgültigen Miene verbarg.
    „Lauern Sie Ihrem nächsten Opfer auf?“, fragte Ruby ohne Umschweife.
    „Wie bitte?“
    Sie wies auf die Anwesenden. „Fast alle Melbourner Juweliere sind hier. Suchen Sie sich gerade jemanden aus, den Sie dann vom Markt drängen können?“
    Zu ihrer Empörung lächelte er. „Dann sind Sie wohl nicht hier, um meinem Vorschlag zuzustimmen.“
    „Allerdings nicht“, erwiderte sie und fragte nach einer kleinen Pause: „Haben Sie Angst vor Menschenmengen, oder warum halten Sie sich immer am Rand auf?“
    „Es ist eher so, dass man mir aus dem Weg geht.“ Um Jax’ Mund lag ein bitterer Zug, als er den Blick über die Menge schweifen ließ.
    Er war also tatsächlich nicht so gelassen und ungerührt, wie er gern gewirkt hätte.
    „Sie sehen so aus, als wären Sie lieber nicht hier“, stellte Ruby fest. „Vielleicht schreckt das die Leute ab.“
    Jax zuckte mit den Schultern. „Mir ist es egal, was die Leute denken. Ich bin aus geschäftlichen Gründen hier.“
    „Komische Geschäfte, die Sie da betreiben“, fand Ruby.
    „Müssen Sie nicht den Leuten hier Honig um den Bart schmieren?“, erkundigte er sich.
    „Und Sie?“, kontert Ruby, schämte sich aber sofort für ihre Retourkutsche. Schließlich hatte sie selbst gesehen, wie er gemieden wurde.
    Sein durchdringender Blick glitt über ihren ganzen Körper und schien ihr das trägerlose Kleid aus schwarzer, mit tiefroten Rosen bedruckter Seide abzustreifen. Ruby erschauerte. Noch nie hatte sie sich so entblößt gefühlt.
    „Ich stehe genau da, wo ich stehen möchte.“
    Das war ein

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