Ein Konkurrent zum Kuessen
aus diesem schicken Outfit und es mir mit meinen flauschigen Hausschuhen, Karamell-Popcorn und Jake Gyllenhaal gemütlich machen.“
Gibt es eigentlich auch Frauen, die nicht auf diese aalglatten Filmstars stehen? Statt des Armbands drehte Ruby nun einen Ring hin und her. „Und nein, weil Sie so rätselhaft sind und ich wissen möchte, aus welchem Grund Sie wirklich hergekommen sind und was Sie hier getan haben – vom Lauern in den Ecken und vom Ignorieren meiner exquisiten Kreationen einmal abgesehen.“
Temperamentvoll war diese Frau, wie Jax mit Interesse feststellte, in dessen Leben für solche Gedanken eigentlich gar kein Platz war.
„Ich bin nicht rätselhaft, ich bin Jax Maroney.“ Er reichte ihr die Hand – und musste Ruby gleich darauf auffangen, da diese in Ohnmacht zu fallen drohte.
Aschfahl sah sie ihn an. „ Sie sind Jax Maroney?“, fragte sie so ungläubig, als hätte er behauptet, Elvis Presley zu sein. Dann errötete sie plötzlich heftig und richtete sich kerzengerade auf. „Raus!“
Diese Aufforderung hatte Jax als Kind oft gehört, wenn er Zeit mit Freunden verbracht hatte und sie ihren Vätern hatten nacheifern wollten: „Raus hier, Jungs. Pubs sind nur etwas für Männer.“
Eigentlich hatte es seinem Vater Denver nie etwas ausgemacht, wenn Jax ihm gefolgt war. Er hatte ihm auf den Rücken geklopft, ihm durchs Haar gestrichen und ihm scherzhaft eine angedeutete Ohrfeige gegeben. Seine Freunde hatten ihn um seinen „coolen Dad“ beneidet. Und auch Jax hatte seinen Vater vergöttert. Denver mit seinem dröhnenden Lachen, der lauten Stimme und der Fähigkeit, beim Betreten eines Raums sofort als Autorität wahrgenommen zu werden. Und natürlich hatte er auch Denvers Großzügigkeit geliebt. Zu spät hatte Jax gemerkt, dass es leicht war, großzügig mit Geld zu sein, das einem gar nicht gehörte. Durch die enge Vater-Sohn-Beziehung war das, was sein Vater getan hatte, noch schwerer zu akzeptieren gewesen.
Er ließ Ruby los. Es ärgerte ihn, dass sie noch immer so entsetzt aussah. „Das ist aber nicht sehr gastfreundlich. Sie hatten mir doch Kaffee versprochen!“
„Ich habe es mir anders überlegt – Sie kommen mit mir.“ Ruby ergriff seinen Arm und zerrte Jax in Richtung einer filigranen schmiedeeisernen Tür, die zu einer Wendeltreppe führte. „Sie brauchen einen Tritt in den Hintern, und ich bin genau die Richtige dafür.“
In letzter Zeit hatte Jax nicht viel Anlass zum Lächeln gehabt, doch jetzt musste er einfach lächeln. Sie können es ja mal versuchen, dachte er.
Ruby war schlagfertig und temperamentvoll. Aber dass sie Jax Maroney nun mit nach oben in ihr Apartment nehmen sollte, um ihn zu verhören …
Nach allem, was sie wusste, hatte er Melbourne vor mehreren Jahren fluchtartig verlassen, nachdem sein Vater verhaftet worden war. Offiziell hatte nichts gegen Jax vorgelegen, doch natürlich hatten Gerüchte die Runde gemacht. Hatte Jax von der massiven Veruntreuung gewusst? Hatte er wie sein Vater Geldwäsche betrieben und seiner Mutter dabei geholfen zu verschwinden?
Rubys Mutter war damals zutiefst empört gewesen, dass ein bekannter Krimineller wie Denver Maroney Zugriff auf das Geld der High Society hatte, das Geld ihrer Freunde, die er betrogen hatte. Mathilda Seaborn hatte ihren Töchtern sogar verboten, Jax’ Mutter jemals wieder zu erwähnen. Von einer der ihren hintergangen zu werden, fand sie noch unverzeihlicher als alle krummen Geschäfte von Jax’ Vater.
Wie war Jax nur Geschäftsführer des lukrativen Bergbaukonzerns in Western Australia geworden, der jetzt versuchte, ihr Familienunternehmen in den Abgrund zu drängen? Das wollte Ruby unbedingt herausfinden. Zumindest verstand sie jetzt, warum er so eine gefährliche Aura ausstrahlte – und warum sie sich so zu ihm hingezogen fühlte: Sie hatte schon immer eine Schwäche für Bösewichte gehabt.
Ruby schloss die Tür zu ihrem Apartment auf, schob Jax nicht gerade sanft hinein und knallte die Tür hinter sich zu.
Ihr Apartment vermittelte ihr zu allen sonstigen Zeiten Geborgenheit mit den türkis- und orangefarbenen indischen Sitzkissen, den fuchsienfarbenen Gerberas in bunten Flaschen und den vielen Duftkerzen. Doch dafür hatte Ruby im Moment keinen Blick. Jetzt wollte sie Jax Maroney dafür bestrafen, dass er dem Unternehmen ihrer Familie so massiv geschadet hatte.
„Wenn Sie so mit Ihren Gästen umgehen, dann verzichte ich lieber auf den Kaffee …“
„Halten Sie den Mund.“
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