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Ein Kreuz in Sibirien

Ein Kreuz in Sibirien

Titel: Ein Kreuz in Sibirien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beleidigt. »Du warst in ihrem Griff wie ein Kaninchen in Adlerklauen.«
    »Mit meiner Lippe werde ich vierzehn Tage Mühe haben.«
    »Mit dem anderen ein ganzes Leben …«
    »Es gab nichts ›anderes‹!«
    Mustai hob die Schultern und grinste unverschämt. »Man muß es glauben! Du hast ihr wirklich widerstanden? Dann pflege dein Lippchen gut, Victor Juwanowitsch – ist ja dann das echte Blutopfer eines Märtyrers. Glaubst du nicht, daß selbst dein Gott dich für einen Idioten hält?«
    Es war ein Augenblick, in dem Abukow bedauerte, daß ein Priester nicht nach einer Holzlatte greifen und mit größter Freude zuschlagen darf.
    Am Abend besuchte er Larissa Dawidowna. Sie öffnete ihm erst nach mehrmaligem Klopfen und nachdem sie durch die Tür gefragt hatte, wer draußen stünde. Noch immer trug sie ihr langes, seidenes Usbekengewand und darunter nur ihre nackte Haut. Abukow bemerkte es nicht – er war viel zu wütend und vielleicht auch zu unerfahren. Dafür bemerkte Larissa sofort seine geschwollene Unterlippe und die Bißwunde. Ihre Augen wurden katzengleich.
    »Kommen Sie wegen einer Heilsalbe, Genosse?« fragte sie steif und voll Ironie. »Hoffentlich war's keine Schlange, deren Gift schon in Ihnen steckt.«
    »Ich bin nicht hier, um mir dumme Reden anzuhören«, entgegnete Abukow erregt. »Du hast dich nicht benommen wie eine Ärztin!«
    »Das müssen Sie mir sagen, ausgerechnet mir?« schrie sie plötzlich. Eine Wildheit brach aus ihr heraus, die Abukow betroffen machte. »Verlangt man, daß ich von deinem Täubchen jedes Federchen einzeln unters Mikroskop halte? Sie war nicht etwa krank, sie kotzte nur beim Anblick der Wahrheit!«
    »Sie wurde sogar ohnmächtig …«
    »In Ihren Armen! Wie gut gespielt war das! Ein wenig Übelkeit, die Beinchen zittern, man läßt sich stützen, hängt schlaff in den Händen, die Brüstchen schmiegen sich den Fingern an. Fühlen Sie es noch immer, Victor Juwanowitsch? Zum Bett haben Sie das gierige Hürchen getragen, es hing an Ihnen, es zog Sie zu sich herunter – und als sie zubiß, haben Sie endlich gemerkt, daß Sie auch ein Mann sind … Wie widerlich! Wie ekelhaft! Und nun stehen Sie da mit einer Lippe wie ein Mops und haben die Frechheit, mich eine schlechte Ärztin zu nennen!«
    Abukow schüttelte den Kopf, setzte sich schwer auf das Sofa und erkannte erst jetzt Larissas bebende Nacktheit unter der dünnen Seide.
    »Was ist los mit dir?« fragte er rauh. »Völlig verändert bist du …«
    »Noch vieles wird sich hier ändern! Vieles!« schrie sie mit ihrer hellen Stimme. »Heute war ein Tag der Geburt!«
    »Das sollte näher erklärt werden …«
    »Sie werden es nie begreifen. Ausgerechnet Sie nicht!«
    »Ich weiß nur, daß du eine gläubige Christin bist.«
    »Was weiß man schon?« Sie ging an ihm vorbei, ihr seidener Kaftan streifte sein Gesicht, der Duft eines süßlichen Parfüms umgab ihn einen Augenblick, fremdartig, auf eine ihm bisher unbekannte Art lockend. Ein Duft, den man festhalten wollte oder dem man nachfolgen mußte. Abukow hielt den Atem an, starrte auf die braun gestrichenen Holzdielen und hörte nur, wie sich Larissa Dawidowna in einen ihrer Sessel warf. Das Holz knirschte, es klang wie ein leiser Schrei. »Was ist beständig in diesem Leben? Nicht mal die Moral eines Priesters.«
    Abukows Kopf zuckte hoch. Die Tschakowskaja lag mehr im Sessel, als daß sie saß. Die Beine hatte sie weit von sich gestreckt, entblößt bis zu den Schenkeln. Das Kleid klaffte auseinander, ihr krauslockiges schwarzes Dreieck hob sich deutlich von der weißen, glänzenden Haut ab. Sie hatte die Augen geschlossen und die Arme ausgebreitet, als habe man sie weggeworfen und sie sei so im Sessel hängengeblieben.
    Abukow erhob sich und ging zum Fenster. Als er mehrmals schluckte, spürte er, daß sein Rachen plötzlich wie ausgetrocknet war. »Es ist besser, wir reden morgen weiter«, sagte er mit kratziger Stimme.
    »Hat sie so vor dir gelegen, das bemalte Schweinchen?« sagte die Tschakowskaja und rieb die nackten Fersen über die Dielen. »Oder war sie noch breiter, die Beine noch mehr auseinander?« Er hörte, wie sie mit den Zähnen knirschte, dann raschelte die Seide, und ihre Stimme wurde dumpfer, als sie weitersprach: »Vielleicht war sie völlig nackt, riß sich alles herunter … oh, was tut man nicht alles in einem Schock … und was für einen Schock hatte sie, bis in die Zehenspitzen … alles trieb er auseinander, und dann lag das brave Priesterlein

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