Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
so. Du bist immerhin mein Dozent …«
Er baute sich in seiner ganzen Länge vor ihr auf und packte sie an den Schultern. »Und ein ganz normaler
Mann, verflucht noch mal. Und du eine erwachsene Frau. Das kann es ja wohl nicht sein. Wenn du keine anderen Probleme hast …«
Sie schwankte zwischen Furcht und Verärgerung über seine Uneinsichtigkeit. »Lass mich in Ruhe«, giftete sie ihn an. Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. Schlagartig lockerte er die Umklammerung und ließ die Hände sinken.
»Verzeih mir.« Nervös spähte er um sich.
Diese unbewusste Geste enthüllte alles. Das gab Shelley den Rest. »Da siehst du es, Grant. Du bist genauso skeptisch wie ich. Skeptisch, was die Leute denken. Oder sagen werden, wenn sie uns als Paar zusammen sehen.«
»Du hast gewonnen«, räumte er zähneknirschend ein. »Ein bisschen Vorsicht kann nie schaden. Zumal ich ein Idiot wäre, wenn ich meinen Ruf erneut aufs Spiel setzen würde. Aber das steht völlig außer Frage, Shelley. Wer sollte uns einen Strick daraus drehen, wenn wir offen zu unserer Beziehung stehen?«
Statt einer Antwort schüttelte sie heftig den Kopf. »So funktioniert das nicht. Die Leute suchen immer nach dem Haar in der Suppe. So sind Menschen nun mal.«
»Warum weichst du mir ständig aus, Shelley?«, bohrte er weiter. »Komm, sag es mir. Welches Problem liegt dir wirklich auf der Seele?«
»Ach, nichts«, beharrte sie mit erstickter Stimme. »Ich muss jetzt los.« Sie ließ ihn kurzerhand stehen, strebte schnurstracks zu ihrem Wagen und schloss die Tür auf. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, fuhr sie an ihm vorbei. Dann sackte sie wie erschlagen in das Sitzpolster und seufzte frustriert auf.
Er hatte ja so Recht. Er stellte ihr Leben vor Probleme, von denen er nicht einmal ahnte. Und sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie damit umgehen sollte.
4
»Wieso warst du heute nicht in meiner Veranstaltung? Bist du krank?«
Das war zwei Tage, nachdem sie Grant zufällig in der Bibliothek getroffen hatte. Und sie hätte nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er aus heiterem Himmel vor ihrer Haustür erscheinen könnte. »Nein, ich bin nicht krank.«
»Und warum warst du dann nicht an der Uni?«
»Schauen Sie persönlich bei Ihren Studenten vorbei, wenn jemand die Vorlesungen schwänzt, Mr. Chapman? Kostet Sie das nicht höllisch viel von Ihrer kostbaren Zeit?«
Er wirkte sichtlich verärgert. Die Hände in die Hüften gestemmt, verlagerte er gereizt sein Gewicht auf ein Bein. Seine Augen unter den dichten Brauen musterten sie mit einem langen, durchdringenden Blick. »Sie sind feige, Shelley Robins.«
»Da hast du voll ins Schwarze getroffen.«
Damit nahm sie ihm sämtlichen Wind aus den Segeln. Er hätte nämlich schwer darauf getippt, dass sie dies nicht auf sich sitzen lassen und sich mit einem entrüsteten Wortschwall verteidigen würde. Verblüfft blies er die Backen auf. »Darf ich reinkommen?«
»Nein.«
»Doch.« Er schob sie kurzerhand in den Flur und
schloss die Eingangstür hinter ihnen. Ignorierte ihren heftigen Protest. »Du willst doch bestimmt nicht, dass deine Nachbarn alles mitbekommen, oder?«
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, bevor sie sich mit dem Rücken zu ihm ans Fenster stellte. »Also gut, mach es kurz. Davon abgesehen, meine Entscheidung steht fest. Ich habe dein Seminar gestrichen.«
»Weswegen?«
»Weil ich mir dieses Semester ohnehin zu viel aufgebürdet habe«, erklärte sie, ohne sich umzudrehen.
»Und was noch?«
Aufgebracht wirbelte sie zu ihm herum. »Okay, wenn du es unbedingt wissen willst«, fuhr sie ihn scharf an. Die nette, bienenfleißige Studentin, die in Ehrfurcht vor ihrem Dozenten erstarrte, war wie weggeblasen. Stattdessen entpuppte sie sich als knallharte Gesprächspartnerin, die auf gleicher Augenhöhe mit ihm argumentierte. »Nach dem, was neulich abends passiert ist, kann ich dein Seminar nicht mehr besuchen. Ich hätte mich niemals von dir küssen lassen dürfen.«
»Soso, du hast dich von mir küssen lassen, mmh? Streng mal deine grauen Zellen an, ob du nicht bereitwillig mitgemacht hast.«
»Ich… ich war… nur neugierig. Mehr nicht.« Sie schwindelte und spielte auf Zeit, das war ihm sonnenklar.
»Was hat dein toller Arzt-Ehemann mit dir gemacht, dass du solche Panik vor Sex hast?«
»Hab ich nicht!«
»Na ja, vor irgendwas hast du jedenfalls Angst.«
»Irrtum.«
»Und warum bist du dann so kühl und distanziert? Du weißt doch genau,
Weitere Kostenlose Bücher