Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
enttäuscht – mit ihrer Scheidung. Diese Geschichte hatte die beiden sehr mitgenommen. Zumal sie überhaupt nicht begriffen, wie so etwas passieren konnte. Außerdem hatte Shelley ihnen geflissentlich verschwiegen, dass sie von Daryl vor vollendete Tatsachen gestellt worden war. Ihr Mann hatte nämlich die Scheidung veranlasst, ohne vorher eine klärende Aussprache mit ihr zu suchen.
»Mein älterer Bruder wohnt mit seiner Frau und den Kindern in Tulsa. Wir haben uns wenig zu sagen«, räumte er wehmütig ein. »Seit ich von Washington hierhergekommen bin, habe ich ihn und seine Familie nicht mehr besucht. Er war zwar immer nett und freundlich, aber irgendwie auch reserviert.«
»Vielleicht weiß er nicht recht, wie er auf Sie zugehen soll?«
»Mag sein.« Grant seufzte. »Da wir nur noch zu zweit sind, fände ich es schön, wenn wir uns häufiger sehen würden.« Er sah sie eindringlich an. »Dumm gelaufen, aber seine Söhne werden vermutlich dafür sorgen müssen, dass die Familie nicht ausstirbt.« Er lachte betreten.
Sie schluckte und spähte hastig auf die Seite einer Fachzeitschrift, die aufgeschlagen vor ihr lag. Mittlerweile hätte sie locker in der Lage sein müssen, den eng gedruckten Text auswendig vorzutragen. »Schon komisch … ähm … dass Sie nie geheiratet haben.«
»Finden Sie?«
Ihr Kopf schoss hoch. »Finden Sie nicht?« Wieso hatte sie auf einmal einen Mordskloß im Hals? Sie räusperte sich geräuschvoll.
Grant zog gedankenvoll die Schultern hoch. »Nicht wirklich. In den ersten Jahren, in Washington, war ich zu sehr mit meiner Karriere beschäftigt, um eine dauerhafte Beziehung einzugehen.«
Soso, sinnierte Shelley, Beziehung ja, aber nichts Festes.
»Und später dann… keine Ahnung.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich hab halt keine gefunden, die mir gefallen hätte, zumindest keine zum Heiraten.«
Eine unangenehme Stille schloss sich an. Die Anspannung zwischen ihnen war fast spürbar. Seine Daumen massierten mit langen, gleitenden Bewegungen ihre Fußsohlen. Jede seiner lasziven Berührungen verengte ihre Kehle ein bisschen mehr und verhärtete ihre Brustspitzen zunehmend.
»Shelley«, meinte er nachdrücklich, und sie musste seiner unterschwelligen Bitte nachkommen und ihn ansehen. »Bevor ich Sie geküsst hatte, war mir völlig egal, was Sie und Ihr Lover in dessen Schrottkarre machten. Aber noch lange nach meinem Umzug nach Washington trieb mich meine Fantasie fast in den Wahnsinn. Ich stellte mir vor, wie er Sie gierig küsste, Ihren Busen betatschte …«
»Grant, ich bitte Sie.« Verlegen kaute sie an ihrer Unterlippe.
»Monatelang versuchte ich mir einzureden, es wären bloß meine Beschützerinstinkte, aus Sorge um Ihre Unschuld. Aber schließlich musste ich mir selbst eingestehen, das ich eifersüchtig auf ihn war. Ich …«
»Nein, nein. Sagen Sie so was nicht. Sagen Sie nichts mehr…«
»Ich wollte derjenige sein, der Sie küsst und zärtlich
zu Ihnen ist. Ich wollte Ihre Brüste sehen, sie berühren, küssen …«
»Stopp! Hören Sie auf damit!«, kreischte sie. Sie zog ihre Füße weg und stand so ruckartig auf, dass sie mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. »Ich … ich muss mir noch ein weiteres Buch besorgen«, setzte sie aufgelöst hinzu. Es fehlte nicht viel und sie hätte den Stuhl umgeworfen, den sie hektisch zurückschob.
Sie vergaß sogar, ihre Schuhe anzuziehen. Barfuß rannte sie vom Tisch fort und verschwand zwischen den Bücherregalen. In einer dunklen Ecke, unter einer ausgebrannten Neonröhre, lehnte sie sich benommen an das kühle Metallregal und schlug die Hände vors Gesicht.
»Es darf nicht wahr sein«, stöhnte sie. »Warum muss ausgerechnet mir das passieren?«
Ihr schwirrte der Kopf. Sie war wie hypnotisiert, konnte an nichts anderes mehr denken als an ihn. Grant hatte sie physisch und emotional in der Hand. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm. Der leidenschaftliche Kuss vor ihrer Haustür war wie ein stummes Versprechen, dass er das brennende Verlangen in ihr zu stillen vermochte.
Gefangen in den Ketten ihrer Lust, sehnte sich Shelley nach Erfüllung. Wünschte sich, dass seine Hände, seine Lippen ihr die Erlösung brächten. Aber das war ausgeschlossen. Sie hatte das sehnsuchtsvolle Verlangen nach ihm jahrelang strikt bekämpft, und sie würde auch diesmal nicht schwach werden, so einfach war das!
Als er jedoch plötzlich auftauchte, war sie mit einem Mal paralysiert.
Reglos lehnte sie an dem Regal, während er hinter
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