Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
über die halbhohen Bartüren hinweg zu.
»Ja. Gern.« Er kehrte mit zwei hohen, beschlagenen Gläsern in den Raum zurück. Stellte eins auf einen Untersetzer auf den Kaffeetisch. »Danke«, sagte sie frostig.
»Keine Ursache«, erwiderte er höflich.
Um exakt zehn Uhr steckte Shelley ihren Kugelschreiber weg, schob die Seiten mit den Informationen ordentlich zusammen, die sie in der Zwischenzeit aufgelistet hatte, und erhob sich. Sie legte ihm die Notizen auf den Tisch.
»Bist du mit allem durch, Shelley?« Seine Augen klebten an ihren Brüsten, die sich hastig hoben und senkten.
»Ja, ich bin fertig. Falls du mit meinen Notizen nicht zurechtkommst, bin ich gern bereit, sie dir zu erläutern.« Seine Schulterpartie wirkte faszinierend in der weichen Beleuchtung. Der Lichtschein tauchte die gut definierte Muskulatur seiner nackten Oberarme in ein Spiel aus Licht und Schatten. Sie hätte ihn so gern berührt, zärtlich gestreichelt, ihn bewundert wie ein Bildhauer
seine Arbeit, die er aus einem edlen Marmorblock geschaffen hatte.
»Ich bin sicher, sie sind verständlich und präzise formuliert.« Er erhob sich. »Zahle ich dich in bar?«
Er war ihr so nah, dass sie vorsichtshalber einen Schritt in Richtung Tür zurückwich. Um ihn nicht ansehen zu müssen, hantierte sie umständlich mit ihrem Cape herum. »Nein. Du kannst mir alle zwei Wochen oder so einen Scheck geben.«
»Gut.«
Grants kratzig-raue Stimme trieb ihr ein heißes Prickeln über den Rücken. Sie sah ihn unter gesenkten Lidern hinweg an. »Gute Nacht.« Ihre Hand auf der Türklinke zögerte noch. Sie wünschte, er würde irgendetwas sagen, irgendetwas tun, vorschlagen, dass sie mit dieser unwürdigen Farce aufhören sollten. In diesem Moment, da jede Faser ihres Körpers nach Erlösung schrie, hätte sie sich zu allem bereit erklärt und ihre letzten Zweifel in den Wind geschrieben. Wieso umarmte er sie nicht zärtlich? Und küsste sie ungestüm?
Seine versteinerte Miene verriet nichts von dem inneren Kampf, den er mit sich ausfocht. Er verabschiedete sich mit einem kurzen, knappen »Gute Nacht«.
Bei ihrem nächsten abendlichen Treffen ging Shelley Examensarbeiten durch. Grant hatte ihr eine Liste mit Punkten gegeben, die jede Klausur erfüllen sollte. »Markier sie lediglich. Ich rechne die Punktzahl nachher selbst aus.«
Wie schon einmal begannen sie mit ihrer Tätigkeit. Das Schweigen wurde erst von dem klingelnden Telefon
unterbrochen. Grant schwang sich vom Sofa, wo er sich lang hingestreckt hatte, und presste das Buch, das er gerade las, vor die Brust.
»Hallo«, sagte er, sobald er den Hörer aufgenommen hatte. »Nein, Miss Zimmerman, ich bin noch nicht so weit … Nein, Sie erfahren Ihre Note mit den anderen … Sicher, das kann ich verstehen, aber … nein. Auf Wiederhören.« Wütend legte er auf. »Dieses unsägliche Mädchen gibt wohl nie auf!«
»Pru?«
Er wandte sich mit einem fragenden Stirnrunzeln zu Shelley um. »Pru?«
Sie hielt die Arbeit ihrer Kommilitonin hoch, die sie gerade durchgesehen hatte. »Die Kurzform für Prudence. Hier steht’s schwarz auf weiß: P-R-U-D-E-N-C-E. Und die ersten drei Buchstaben sind mit Anführungsstrichen hervorgehoben.«
Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Junge, Junge, der Name passt wie die Faust aufs Auge. Also zurückhaltend ist unsere scheue Pru nun wirklich nicht!«
»Ruft sie oft hier an?«, fragte Shelley betont beiläufig, während sie sorgfältig die Klausuren zusammenschob, die sie schon gelesen hatte.
»Eifersüchtig?«
»Nein«, sagte sie scharf. Das grimmige Aufblitzen ihrer blauen Augen zeigte ihm jedoch, dass sie schwindelte.
Er grinste scheinheilig. »Sie ruft an den Tagen an, an denen sie einmal nichts im Vorlesungsraum vergessen hat, was sie unbedingt noch holen muss. Oder wenn sie mich nicht zufällig auf dem Campus getroffen hat. Sie ist so subtil wie eine Dampfwalze.«
Shelley verkniff sich den spitzen Hinweis, dass seine Studentinnen nicht privat bei ihm anrufen sollten, aber was hatte sie damit zu tun? Im Grunde genommen war sie doch nicht viel anders als Pru Zimmerman, oder? »Sie ist auf ordinäre Weise attraktiv«, sagte sie stattdessen.
»Ist ›ordinär‹ eine Umschreibung für einen mordsmäßigen Busen?«
Ihr blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen, und er lachte über ihr entgeistertes Gesicht. Angesäuert presste sie die Lippen zusammen. »Das hast du also auch schon bemerkt«, stieß sie zwischen zusammengebissenen
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