Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
brauche dich.«
Ihre Augen schossen zu seinem Gesicht. Letzteres hatte sie doch schon mal irgendwo gehört. Das klang verdächtig doppeldeutig. Gleichwohl zeigten seine Worte wundersame Wirkung. Ihr letztes bisschen Widerstand schmolz wie Eiskristalle in der Sonne.
»Du findest bestimmt jemand anderen«, meinte sie ein wenig unsicher.
»Ja, sicher. Aber ich will niemand anderen. Ich will dich.«
Ihre straffe Haltung lockerte sich zusehends. Sie ließ die Schultern sinken, bekam wieder eine anziehend weibliche Anmutung. Um seinen wintermoosfarbenen Augen auszuweichen, spähte sie aus dem Fenster in den grau verhangenen, trüben Tag.
»W… wo wollen wir uns treffen?«
»Am besten in meinem Apartment. Sämtliche Bücher und Fachtexte liegen dort vor. Die schweren Wälzer kann ich dir unmöglich aufbürden. Zudem habe ich ein hervorragendes Ordnungssystem für Klausuren und so weiter.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre glatter Selbstmord, Grant.« Statt offen einzuräumen, dass sie es nicht ertrug, mit ihm gemeinsam in diesem gemütlichen
Apartment zu arbeiten, griff sie zu einem Vorwand. »Falls Rektor Martin davon erführe …«
»… erklär ich ihm, dass ich eine fähige Assistentin brauchte und dass du meine beste Studentin bist. Beides entspricht der Wahrheit.«
Sie fixierte ihn eindringlich. »Ein Assistent wäre vermutlich praktischer als eine Assistentin.«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen. »Praktischer für wen?« Sie lächelte matt, woraufhin er mit sanfter Aufrichtigkeit zugab: »Ich habe dich vermisst, Shelley.«
»Sag so was nicht«, stammelte sie kopfschüttelnd und senkte abermals den Blick. Sie verwünschte die Tränen, die ihr jählings in die Augen schossen. »Bitte nicht. Mach es nicht noch komplizierter für uns.«
»Du machst es komplizierter, als es ist. Ich hab dir versprochen, dass ich mich ganz nach dir richte. Ich kann warten, aber diesen Affenzirkus mache ich nicht länger mit.«
»Du hattest fast drei Wochen lang keinen Blick für mich übrig«, fauchte sie, zumal er ihren weiblichen Stolz erheblich angekratzt hatte. »Ich hätte ebensogut tot sein können.«
»Oh nein, Shelley. Ich hab dich intensiv wahrgenommen. Es klingt vielleicht pervers, aber ich hatte gehofft, du würdest genauso leiden wie ich. Jede Nacht hab ich wach im Bett gelegen und an dich gedacht. An deinen Duft, den süßen Geschmack deiner Haut, wie du dich anfühlst.«
»Nein …«
»Ich begehre dich so sehr, dass es fast körperlich schmerzt.« Er trat einen Schritt auf sie zu und legte die
Hände auf ihre Schultern. »Shelley …« In diesem Moment sprang die Tür auf.
»Mr. Chap … Oh, entschuldigen Sie«, hauchte Shelleys Kommilitonin scheinheilig. Provokativ lehnte sie sich in den Türrahmen, ihre Augen wurden schmal.
Shelley wischte sich die Tränen von den Wangen und wandte sich abrupt zum Fenster. Missmutig verschränkte sie die Arme vor der Brust.
»Was ist denn, Miss Zimmerman?«, erkundigte sich Grant knapp.
Nicht die Spur eingeschüchtert von seiner schroffen Haltung, reagierte das Mädchen mit einem strahlenden Lächeln. »Ach, nichts. Das kann warten. Bis später«, rief sie noch im Hinausgehen und zog geräuschvoll die Tür hinter sich zu.
Für einen langen, angespannten Augenblick waren sie wie paralysiert, dann trat Grant hinter sie. »Shelley, es tut mir so l …«
Sie wirbelte zu ihm herum. »Warum fragst du sie nicht einfach, ob sie deine Assistentin werden will? So, wie es aussieht, würde Miss Zimmerman bestimmt alles für dich tun.«
Der entgeisterte Ausdruck auf seinem Gesicht bereitete Shelley zwar innere Genugtuung, tat ihrer Verärgerung allerdings keinen Abbruch. Widersinnigerweise projizierte sie ihren Selbsthass auf ihn. Sie war keinen Deut besser als die vielen anderen, beschimpfte sie sich im Stillen, die sich ihm an den Hals warfen oder ihn umschwärmten wie Motten das Licht. Wie viele Herzen hatte er wohl schon gebrochen? Dass sie eine aus einem ganzen Harem sein könnte, machte sie noch wütender. »Ich bin mir ziemlich sicher, deine Miss Zimmerman
oder irgendeine von den anderen Tussis reißen sich darum, die langen Winterabende über in deinem Apartment zu hocken und gemeinsam mit dir über irgendwelchen Fachwälzern zu brüten.«
Grant hatte sich nur mühsam unter Kontrolle. Seine Kiefer mahlten kaum merklich, während er aufgebracht die Hände an die Hüften legte. »Sie ist nicht ›meine‹ Miss Zimmerman. Grundgütiger,
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