Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
Vom Netzwerk:
heiße kleine Blondine seinem Griff entzogen und auf die andere Seite des Raumes geflüchtet. Als hätte er sie mit einem Elektrostab berührt.
    Er starrte sie verblüfft an, und sie starrte zurück, die blauen Augen weit aufgerissen und mit offenem Mund, als wollte sie etwas sagen, ohne die rechten Worte finden zu können.
    »Gibt es irgendein Problem?«, fragte er.
    »Äh ... nein. Ich ... ich müsste nur mal ins Bad.«
    John holte tief Luft und stieß den Atem langsam wieder aus. Er kam sich vor wie ein Fallschirmspringer, den man unmittelbar vor dem Absprung ins Flugzeug zurückgezerrt hatte.
    »Da.« Er zeigte auf den einzigen separaten Raum der einfachen Hütte. Sie huschte hinein und schloss die Tür. Er hörte, wie sie am Türgriff hantierte- Wahrscheinlich suchte sie nach einer Verriegelung, die nicht vorhanden war. Dann wurde es still.
    John hob die Tüte auf, die er neben der Eingangstür abgestellt hatte, verstaute das Bier im Minikühlschrank, warf die Pfefferminzbonbons auf die Anrichte und betrachtete dann die Kondompackung. Er wusste, dass die ganze Sache zu schön war, um wahr zu sein.
    Diese Frau hatte offensichtlich etwas zu verbergen. Sie hatte kein Geld, keine Jacke, kein Auto. Als wäre sie aus dem Nichts erschienen. Er hatte sämtliche Hinweise gesehen, sich aber entschieden, sie zu ignorieren. Er hätte auf seinen Instinkt vertrauen sollen. Er hätte sich mit nackten Frauen begnügen sollen, die eine Heftklammer im Bauchnabel hatten, statt zu versuchen, eine echte Frau in seine Hütte mitzunehmen.
    Er warf die Kondome in einen Küchenschrank und ließ sich aufs Sofa fallen. Das erwies sich jedoch als etwas unbequem, da ein gewisses Körperteil auf das Doppelte der normalen Größe angeschwollen war und vom Stoff einer Jeans umschlossen wurde, die plötzlich zwei Nummern zu klein schien. Nach ihrer Vorstellung im Diner hatte er erwartet, dass ihre Hände ihn während der Fahrt überall berühren würden und sie ihm weitere verlockende Angebote ins Ohr flüsterte. Und wenn sie seine Hütte erreicht hatten, würde sie ihm die Kleider vom Leib reißen, bevor er die Gelegenheit erhielt, das Sofa zum Bett auszuklappen.
    Er hatte es erwartet? Himmel, er hatte darum gebetet! Stattdessen hatte sich die Tigerin aus unerfindlichen Gründen plötzlich in ein Katzenbaby verwandelt.
    Sie war auf diesem Gebiet nicht völlig unerfahren. Dessen war er sich ziemlich sicher. Sie musste mindestens fünfundzwanzig sein, vielleicht etwas älter. Und keine Frau konnte auf diese Weise küssen, wenn sie nicht schon ein oder zwei Nächte um die Häuser gezogen war. Er hatte zwar keine Ahnung, was sie wollte, aber er war sich ziemlich sicher, dass es nicht Sex war. Trotzdem hatte sie wirklich alles getan, um ihn zu überzeugen, dass sie genau das wollte. Es wurde Zeit, dass er herausfand, was mit ihr los war.
    Dieses Ziel würde er erreichen, wenn er es einfach darauf ankommen ließ.

3
    Renee spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und trocknete sich mit einem fadenscheinigen grünen Handtuch ab, das neben dem Waschbecken an einem Haken hing. Sie stützte sich mit den Händen auf dem Beckenrand ab und ließ den Kopf hängen. Sie war müde und hungrig, und ihre Knie schmerzten vom Sturz auf den Asphalt. Eigentlich wünschte sie sich nur eine ordentliche Mahlzeit, ein heißes Bad und ein Bett, in dem sie ungestört schlafen konnte. Sie seufzte. Die Chancen standen nicht allzu gut, dass ihre Wünsche erfüllt wurden - vor allem, was die ungestörte Bettruhe betraf.
    Dann hob sie den Kopf, schaute in den Spiegel und fragte sich, wer die Frau war, die ihren Blick erwiderte.
    Sie selbst betrachtete sich als unschuldige Frau, die sich geschworen hatte, von nun an ihren nächtlichen Heißhunger auf Eiscreme zu unterdrücken. Die Polizei von Tolosa hingegen behauptete, sie sei eine flüchtige Verbrecherin. Und der Mann nebenan hielt sie für ein sexbesessenes Flittchen, das jeden Kerl vernaschte, der nicht bei drei auf den Bäumen war.
    Im Augenblick musste sie sich mit dem nymphomanischen Teil ihrer Persönlichkeit auseinander setzen. Aber da sie nichts über den Mann jenseits der Badezimmertür wusste, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Tatsachen zu stellen: Wenn sie Nein sagte, konnte das zu schlimmeren Konsequenzen führen als ein Ja.
    Langsam öffnete sie die Tür und kam sich wie eine Maus vor, die aus ihrem Loch kam und genau wusste, dass sich irgendwo in der Nähe ein Kater herumtrieb. Er wartete auf dem

Weitere Kostenlose Bücher