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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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möglicherweise keine andere Wahl blieb.
    Ihre Brieftasche befand sich noch in Zimmer vierzehn der Flamingo Motor Lodge, was bedeutete, dass sie weder Bargeld noch Kreditkarten hatte. Dies wiederum bedeutete, dass sie sich kein Hotelzimmer nehmen konnte. Und im Umkreis von dreihundert Kilometern kannte sie keine Menschenseele. In diesem Teil der Welt gab es keine Läden oder andere Orte, die rund um die Uhr geöffnet hatten und wo sie Unterschlupf finden konnte. Vorausgesetzt, sie konnte ihn dazu bewegen, sie in die Zivilisation zurückzubringen. Der Wald war tief, dunkel, kalt und unheimlich. Ihr blieb wirklich nur die Möglichkeit, die Nacht in dieser Hütte zu verbringen, und wenn er darauf bestand, ihr Versprechen einzufordern, gab es nichts, womit sie ihn davon abhalten konnte.
    Er öffnete die Tür und trat zur Seite, um Renee hineinzulassen. Die Hütte war nicht größer als eine Wohnung, die den Erfordernissen des Existenzminimums entsprach, und die Einrichtung war noch dürftiger. Auf einer Seite befand sich die Kochnische - nicht mehr als eine winzige Anrichte mit einer Warmhalteplatte und einer Kaffeekanne, einer Spüle aus rostfreiem Stahl und ein paar Wandschränken aus Kiefernholz mit Astlöchern und zerkratztem Lack. Neben der Anrichte stand ein kleiner Kühlschrank, der Gott sei Dank nicht groß genug war, um darin ihre Körperteile unterzubringen.
    Ein gemauerter Kamin nahm fast die ganze Breite einer Wand ein, und davor stand ein Sofa mit Karomuster in Erdfarben auf den unbehandelten Kiefernbohlen. Der Raum roch nach Holz, Rauch und Landluft. Auch wenn die Hütte sichtlich vernachlässigt war, hätte Renee sie unter anderen Voraussetzungen wahrscheinlich als rustikal, aber gemütlich empfunden. Jetzt wirkte sie einfach nur klein. Viel zu klein. Ohne irgendeine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    Sie ging zum Fenster hinüber und starrte in die Nacht hinaus, auf die Kiefern, die eine neben der anderen in den blassen, vom Mond erhellten Himmel aufragten. Sie war überzeugt, noch nie in ihrem Leben eine ungastlichere Umgebung gesehen zu haben. »Gibt es hier irgendwelche Nachbarn?«, fragte sie ihn.
    »Oh, ja! Jede Menge Eichhörnchen. Vielleicht sogar ein oder zwei Gürteltiere.«
    »Und zweibeinige Nachbarn?«
    »Auf der anderen Seite des Sees.«
    Also waren sie allein. Wirklich ganz allein.
    Stille. Dann hörte sie, wie eine Einkaufstüte auf dem Boden abgestellt wurde. Das war ein schlechtes Zeichen. Ein Mann, der ein Sechserpack Bier nicht sofort in den Kühlschrank stellte, konnte nur ein wesentlich dringenderes Bedürfnis im Sinn haben.
    Er näherte sich ihr von hinten. Sie sah sein Spiegelbild im Fenster, seine durchdringenden Augen, die sie mit unverhohlenen Absichten anstarrten, so unmissverständlich, als hätte er sie als Graffiti an die Wand gesprüht. Er schloss seine Hände um ihre Ellbogen, gleichzeitig sanft und besitzergreifend. Seine Finger wanderten langsam zu ihrer Schulter hinauf und kehrten wieder zurück, während sie spürte, wie eine Million Nervenenden plötzlich zum Leben erwachten. Sie stützte sich mit den Händen auf dem Fensterbrett ab und starrte weiter in die Nacht hinaus. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen, irgendetwas zu tun, das nach einer Aufforderung aussehen könnte. Im Gegensatz zu dem, was sie gesagt hatte, besaß sie keinerlei Erfahrung mit der Art von Sex, die Umwälzungen in globalen Ausmaßen zur Folge hatte.
    Aber sie hatte das Gefühl, dass dieser Mann sich damit auskannte.
    Er fuhr mit der Fingerspitze an ihrem Haar entlang und zeichnete eine glühende Spur auf ihren Rücken. Dann nahm er eine Strähne und wickelte sie sich um den Finger.
    »Wunderschön«, flüsterte er.
    Sie erschauderte beim Klang seiner tiefen, samtigen Stimme. Er kam näher, legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich. Ihr Rücken berührte seine Brust. Sie spürte etwas sehr Hartes knapp über ihrem Hintern - der eindeutige Beweis, dass jeder Versuch, ihn zu Bier statt Sex überreden zu wollen, vermutlich zum Scheitern verurteilt war.
    Er legte eine Hand auf ihren Bauch, und mit der anderen strich er ihr Haar aus dem Nacken. Sie spürte die kühle Luft in der Hütte auf ihrer entblößten Haut und ein kaltes Prickeln auf dem Rücken, doch ihr wurde sofort wieder warm, als sein heißer Atem ihr Genick entlangstrich.
    »Sag‘s mir noch einmal«, flüsterte er.
    Sie erstarrte. »Was?«
    »Wie wir miteinander Sex haben werden.«
    Bevor John merkte, was geschah, hatte sich die

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