Ein Kuss und Schluss
etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt. Und sie schmolz wie ein Eiswürfel in seinen Händen.
Dann rückte er von ihr ab und sah sie an. Was suchte er in ihrem Gesicht? Ein Zeichen der Kapitulation? Renee blickte zurück und befürchtete, dass sie in etwa drei Sekunden so weit war.
»Ich könnte dich die ganze Nacht küssen«, flüsterte er.
Ihr Herz machte einen hoffnungsvollen Hüpfer. Vielleicht hatte er den Rest ihres Körpers unterhalb des Halses vergessen. Dann strich seine Hand an der Rundung ihrer Brust entlang, über ihren Bauch, das Bein hinunter und wieder hinauf. Sein Blick folgte dem Weg, den seine Hand nahm, wie eine Motte vom Licht angezogen wurde.
»Überall.«
O nein!
Er zerrte am Saum ihres Sweatshirts und schob es hoch. Als er die Hand an ihre Taille legte, keuchte sie leise. Er erstickte ihr Keuchen mit einem Kuss, dann wanderte er höher, bis seine Finger das Satinkörbchen ihres BHs berührten. Durch den Stoff rieb sein Daumen ihre Brustwarze, die sich zu einer harten Spitze aufrichtete, dann fuhr er mit der Fingerkuppe genau zwischen ihren Brüsten hindurch und ließ sie in ein dunstiges Meer der Lust davontreiben, in dem sie bereitwillig ertrinken wollte.
Nun griff er nach dem Verschluss ihres rosafarbenen BHs, der sich auf der Vorderseite befand und mit einer weißen Rose verziert war. Sie hatte ihn vorigen Monat bei Victoria‘s Secret gekauft und damals gedacht, dass sie ihn vermutlich längst weggeworfen hätte, bevor irgendein Mann die Gelegenheit erhielt, einen Blick darauf zu werfen.
Plötzlich riss sie die Augen auf. Sie entzog sich ihm und presste die Ellbogen an den Körper, um seiner Hand unter ihrem Sweatshirt die Bewegungsfreiheit zu nehmen.
»Was machst du da?«, fragte sie keuchend.
»Ich versuche uns auszuziehen, aber wie es scheint, muss ich alles allein machen.«
Er beugte sich wieder herüber, um sie zu küssen, doch sie wandte sich ab- Sie war nicht bereit, Victorias Geheimnis aus dem Sack zu lassen, »Nein«, flüsterte sie, »Ich kann das nicht...«
»Für den nötigen Schutz ist gesorgt, Schätzchen, falls es das ist, was dir Sorgen ...«
»Ich habe Nein gesagt!«
Mehrere Sekunden lang rührte er sich nicht. Dann wurden seine tiefen, dunklen Augen, die vor Begehren geglüht hatten, hart und prüfend. Seine Leidenschaft verflüchtigte sich wie ein feuchter Fleck an einem heißen Sommertag.
Umständlich holte er seine Hand unter ihrem Sweatshirt hervor und zog den Saum mit einem unwilligen Ruck herunter. Dann packte er sie an den Armen, setzte sie aufrecht auf das Polster des Sofas und starrte sie so intensiv an, dass es schien, als könnte sein Blick sogar Stahl durchdringen.
»Was willst du wirklich?«
Renee öffnete den Mund und hoffte, ihr würde eine brillante Erklärung von der Zunge springen. Aber ihre Glückssträhne schien zu Ende zu sein. Sie schloss den Mund wieder.
»Du hattest am Diner keinen Wagen dabei. Du hast kein Geld und nicht einmal eine Jacke. Warum?«
Renee blieb stumm.
»Zuerst machst du mich wie eine billige Nutte an, dann zierst du dich schon bei der leisesten Berührung. Kannst du mir diesen Widerspruch irgendwie erklären?«
Jetzt klang er fast genauso wie die Polizisten, die sie auszufragen versucht hatten. Ihr Herz raste. Aber sie antwortete ihm immer noch nicht.
»Ich wusste, dass es ein Fehler war, dich mitzunehmen.« John holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, während er sich eine Hand auf den Mund legte. Er stand vom Sofa auf, und sein steifer Gang verriet ihr, dass er nach dem plötzlichen Wechsel von Feuer zu Eis immer noch ein wenig in seiner Beweglichkeit behindert war. »Komm. Ich bringe dich nach Hause.«
»Nein!«
Sie sagte es recht laut, viel zu laut, worauf er sie überrascht ansah.
»Was soll das heißen - nein?«
Renee starrte ihn nur an. Sie wollte bleiben, sie musste bleiben, aber sie wollte keinen Sex. Wie konnte sie ihn überzeugen, dass sie nur das eine ohne das andere wollte?
Als sie nicht antwortete, griff er nach seiner Jacke und ging zur Tür.
»Warte!«
Er wirbelte herum, und die Wut stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Hör zu! Offensichtlich willst du nicht, was du angeblich wolltest, als du unbedingt mit mir kommen wolltest. Also wird es Zeit, dass ich dich zurückbringe.«
»Beruhige dich doch erst einmal ...«
»Du willst, dass ich mich beruhige? Dann verrate mir, warum du mich im Diner an der Nase herumgeführt hast! Sag es mir, dann werde ich der netteste Kerl sein,
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