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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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kannte ja nicht einmal so genau die Antwort darauf, doch im Gegensatz dazu wusste sie sehr genau, dass sie sie nicht über den Nachbarschaftsfunk verbreiten wollte.
    »Das geht dich gar nichts an«, erwiderte sie und wich so der Antwort gekonnt aus.
    »Es ist nur … ach, nichts. Ich kenne ihn gar nicht richtig.« Ben zuckte mit den Achseln.
    »Okay.« Laurie runzelte die Stirn und versuchte den Jungen zu durchschauen. »So, jetzt vergessen wir aber mich einmal. Wen willst du denn unbedingt unter dem Mistelzweig antreffen, Ben? Hast du irgendwelche Ladys im Blick?«
    »Nein«, erwiderte er und sah schüchtern zu Boden.
    »Aha!«, rief Laurie. »Haben wir also jetzt den Spieß umgedreht. Wer ist sie?«, flüsterte sie und beugte sich vor. »Los, mach schon, mir kannst du es ruhig erzählen.«
    »Na gut«, erklärte Ben. »Aber Sie versprechen, dass Sie es niemandem verraten werden?«
    »Versprochen«, erwiderte Laurie und kreuzte hinter ihrem Rücken die Finger.
    »Ihr Name ist Milly.«

K apitel 24
    Samstag, 16. Dezember
    Laurie hielt den Hammer in der Hand und war bereit, die Auktion zu starten. Ihr Blick suchte die Menge ab. Sie hatte schon vermutet, dass es im gesellschaftlichen Leben von Skipley durchaus ein Loch zu stopfen gab, doch mit einer solchen Resonanz hätte sie nicht gerechnet. Das Gemeindezentrum platzte aus allen Nähten. In der Menschenmenge entdeckte sie Patrick, der in seinem marineblauen Pulli mit V -Ausschnitt noch fantastischer aussah als ohnehin schon. Er zwinkerte ihr zu. Laurie hatte keine Ahnung, wie sie der Versuchung hatte widerstehen können, nach Dianas Party mit ihm zu schlafen. Aber jetzt, das wurde ihr in diesem Moment klar, hatte sie lange genug gewartet. Heute, jawohl. Heute fühlte sich gut an.
    Die Frauen hatten sich wirklich angestrengt, damit alles rechtzeitig fertig wurde – ganz gleich, ob es sich um die Dekoration des Laufstegs mit roten Überwürfen handelte, um Lametta und Lichterketten, den Einkauf von Getränken für die kleine Bar oder die Näharbeiten, die noch in letzter Minute nötig waren – sie hatten keine Mühen gescheut, um diese Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem zu machen. Auch wenn an diesem Morgen kurz vor der Show noch etliche Säume genäht werden mussten, waren alle zuversichtlich geblieben und hatten den Mut nicht verloren. Nun wartete das gesamte Gemeindezentrum gespannt auf die Auktion.
    Joyce war die Erste auf dem provisorischen Laufsteg und modelte in einem langärmeligen Cocktailkleid mit silbernen Seitenschlitzen. Sie stolzierte in die Menschenmenge hinein, als sei sie als Model geboren worden. Ein paar der Frauen waren vorher nervös gewesen, nicht aber Joyce – sie hatte klargestellt, dass sie im Alter von achtundsechzig Jahren und nach einem Leben als Mauerblümchen nun bereit war für ihre fünfzehn Minuten Ruhm.
    Wolfsgeheul ertönte im Publikum. Laurie erkannte ein paar Gesichter aus dem Dorf und von Dianas Feier – dort drüben standen zum Beispiel Sandras Ehemann, die Frau aus der Bäckerei, Graham aus dem Pub und Ben sowie Andy, der Leiter des Obdachlosenheims.
    »Höre ich vierzig Pfund?«, fragte Laurie und deutete auf Joyce auf dem Laufsteg. »Für dieses atemberaubende Einzelstück?«
    Laurie entdeckte eine Polizistin in Uniform, die nun die Hand hob.
    »Fünfzig Pfund?«
    Die Frau aus der Bäckerei hob die Hand.
    »Sechzig Pfund?«
    Mit zunehmender Geschwindigkeit wurden die Hände in die Höhe gerissen, bis nur noch die Polizistin mit hundertzwanzig Pfund als Bieterin übrig blieb.
    »Verkauft an die nette Lady in Uniform«, verkündete Laurie und haute mit dem Hammer auf ihr Pult. Zwar wollte sie nichts überstürzen, doch bei diesem Tempo würden sie die Kosten für das Weihnachtsessen im Obdachlosenheim in null Komma nichts zusammenhaben.
    Als Nächstes war Diana an der Reihe. Laurie schielte zu ihr herüber; sie nestelte nervös an ihrer Frisur herum, bis Laurie ihr zuzwinkerte. Dann betrat Diana die Bühne. Ihr Kleid besaß einen weihnachtlichen Hauch – es war trägerlos und schwarz mit einem Abnäher aus scharlachroter Seide auf dem Oberteil und einer maßgeschneiderten scharlachroten Jacke dazu. Das Ergebnis war überwältigend; das Kleid war schlicht und doch gleichzeitig etwas verwegen und richtig sexy. Als Diana ein wenig zögerlich die ersten Schritte auf dem Laufsteg machte, fielen ein paar Männern aus dem Dorf die Kinnladen herunter. Einem ganz besonders: Graham aus dem Pub starrte Diana mit unverhohlener

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