Ein Kuss unter dem Mistelzweig
betrachtete all die Teller und Tabletts mit Köstlichkeiten.
Joyce lachte. »Unsere Diana war noch nie für halbe Sachen zu haben. Außerdem hat sie für heute Abend das halbe Dorf eingeladen.«
Laurie sah sich im Wohnzimmer um und stellte fest, dass der Raum beinahe voll war: Sie entdeckte ein paar bekannte Gesichter und erkannte Ben aus dem Café, der gerade seinen Teller mit Partybrötchen mit Wurstfüllung belud. Sie schaute sich suchend um, um zu sehen, ob Patrick vielleicht schon da war.
»Das ist eine wirklich nette Tradition, eine solche Feier zu veranstalten«, fand Laurie.
»Oh, das ist keine Tradition«, entgegnete Joyce, und noch während sie sprach, gesellte sich Diana zu ihnen und schenkte ihnen Sekt nach. Joyce wandte sich an sie. »Wissen Sie, Laurie, Diana hat noch nie zuvor eine solche Party veranstaltet, nicht wahr, meine Liebe?«
»Mein erstes Mal«, lächelte Diana. »Es macht aber ziemlich viel Spaß, oder? So was durfte ich nie machen, als er noch da war.« Sie streckte die Zunge heraus, zog eine Grimasse und musste dann lachen. »Deswegen habe ich jetzt die Gelegenheit beim Schopfe gepackt.«
»Na, dann auf Neuanfänge und weitere Partys«, prostete Laurie ihr zu.
»Das ist es durchaus wert, darauf anzustoßen«, stimmte Diana ihr zu, woraufhin sie ihre Sektflöten zusammenklirren ließen.
Laurie sah Dianas Neffen dabei zu, wie sie durch das Haus jagten und ihre Spielzeugautos über jede nur mögliche Oberfläche fahren ließen. In einer Wohnzimmerecke hatte Diana einen kleinen Tisch aufgebaut, auf dem sich Materialien befanden, mit denen Karten und Papierketten gebastelt werden konnten. Einige der älteren Kinder hatten sich dort versammelt und waren fröhlich mit ihren Prittstiften zugange.
»Sind Sie Modedesignerin?«
Laurie fuhr erschrocken auf, drehte sich um und stand einem älteren Mann in einem Tweedanzug gegenüber, der sich zu ihnen gesellt hatte. »Ja, das bin ich.«
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, erwiderte der Mann grinsend. »Meine Frau Sandra hört gar nicht mehr auf, von dieser Modenschau zu erzählen, die morgen Abend stattfindet. Sie spricht andauernd davon, dass sie jetzt Model ist und ich derjenige sein sollte, der das Abendbrot zubereitet. Sie haben für ganz schön viel Wirbel gesorgt!«
»Köstlich!«, befand Patrick und biss in einen Hot Mince Pie, bevor Diana oder Laurie ihn davon abhalten konnten. Sofort schlug er sich die Hand vor den Mund. »Gott, ist das heiß !«, rief er dann lachend. »Ich glaube, ich habe mir die Zunge verbrannt. Aber das war es wert!«
Patrick war kurz nach acht eingetroffen. Er folgte Laurie ins Wohnzimmer, und als sie stehen blieben, um sich mit ein paar der Frauen zu unterhalten, die sich ehrenamtlich engagierten, legte Patrick seinen Arm um Lauries Taille. Laurie hatte ihn keineswegs dazu aufgefordert, aber irgendwie fühlte es sich gut an. Als sich die Frauen entschuldigten und den Buffettisch ansteuerten, zog Patrick sie an sich heran und drückte sie. »Du siehst heute Abend absolut unwiderstehlich aus«, flüsterte er ihr heiser ins Ohr.
Laurie fragte sich, wie lange sie wohl aushalten konnte zu warten. Das Cottage und ihr Bett – das große, gemütliche, warme, leere Doppelbett – waren nur wenige Meter entfernt. Sie stellte sich einen Augenblick lang vor, wie es wohl wäre – seine Hände auf ihr zu spüren, endlich den Körper zu sehen, den sie schon so oft unter seiner Kleidung bewundert hatte. Es knisterte zwischen ihnen schon, wenn sie sich nur unterhielten, und Laurie war auch nur ein Mensch – wenn er mit ihr redete wie gerade eben, war es, als würde sie dahinschmelzen.
Sie entschuldigte sich und verschwand ins Badezimmer. Zentralheizungen richteten immer einen großen Schaden an ihren Haaren an – darum hatte sie ein Serum mitgebracht, um sie wieder zu glätten. Als sie sich auf den Weg zur Treppe machte, kam Ben zu ihr herüber.
Lächelnd nickte sie ihm zur Begrüßung zu und wollte schon die Treppe zum Badezimmer hinaufgehen.
»Laurie, nicht wahr?«, fragte Ben lächelnd.
Sie hatten sich nur jenes eine Mal unterhalten, als Laurie gerade in Skipley angekommen war, doch er war freundlich gewesen, als sie es am meisten gebraucht hatte. »Ben, hi!«, grüßte sie ihn und blieb auf der untersten Stufe stehen.
»Sie sehen toll aus.«
»Vielen Dank«, erwiderte sie höflich.
»Sind Sie …«, fing er an. »Ist Patrick Ihr Freund?«, fragte Ben schließlich. Laurie zögerte. Sie selbst
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