Ein Kuss von dir
Abende Gesellschaften in ganz London besuchen, die Duchess und ihr hingebungsvoller Verlobter.«
»Oh«, hauchte Eleanor.
Er hätte schwören können, dass diese neue Entwicklung sie mehr als alles andere entsetzte. Wie er es genießen würde, diese kleine hochnäsige Lady am Arm zu haben und sie dazu zu zwingen, der Londoner Gesellschaft mit einem Lächeln zu begegnen!
Aber diese Woche hielt noch größere Schrecken für sie bereit – und zwar jetzt. »Und in drei Tagen werden wir hier im Haus unsere eigene Gesellschaft geben. Die Einladungen sind schon verschickt, und die Zusagen strömen geradezu zurück.«
»Eine Gesellschaft. Hier.« Ihre dunklen Wimpern flatterten, während sie Augenkontakt zu halten suchte. »Warum … warum muss das sein?«
Er lächelte selten, aber jetzt lächelte er, und zwar mit einigem Charme. »Wir müssen eine Einladung geben. Wir müssen unsere Verlobung feiern – und unsere baldige Vermählung. Außerdem werde ich Ihnen an diesem Abend Ihren Verlobungsring an den Finger stecken. Als ein Symbol unserer ewigen Liebe, das Sie nie wieder ablegen werden – bis zum Tod.«
4
Eleanor starrte frustriert den Feuerstein an, den sie normalerweise geschickt zu benutzen wusste. Sie schnappte ihn wieder zu, aber der Funke kam nicht. »Dieses dumme Ding ist kaputt«, sprach sie laut in das leere Zimmer, als wolle sie sich das einreden.
Natürlich wusste sie, dass es nicht stimmte. Die Nacht brach an und ließ die Schatten tiefer werden, die in jedem Winkel des luxuriösen Schlafgemaches lauerten, in dem Mr. Knight sie untergebracht hatte. Aber ihre Finger zitterten zu sehr, um nur eine einzige der Kerzen zum Brennen zu bringen. Sie versuchte erneut, den Docht zu entzünden. Ein Funke sprang aus dem Feuerstein, aber die Kerze blieb hartnäckig dunkel. »Es muss am Docht liegen. Der Docht ist feucht.«
Es klopfte, die Tür öffnete sich, und Lady Gertrude steckte den Kopf herein. »Liebes Mädchen, darf ich hereinkommen?«
Eleanor sprang entsetzt auf und starrte verstört in Lady Gertrudes freundliches Gesicht. »Ja! Bitte! Kommen Sie herein!« Sie wusste nicht, wann sie damit begonnen hatte, sich so aufgewühlt zu artikulieren, aber sie hätte wetten können, dass es erst angefangen hatte nachdem sie den unergründlichen Mr. Knight kennen gelernt hatte. Sie schaute über Lady Gertrudes Schulter und rechnete halb damit, ihn dort zu sehen, im Korridor herumlungernd, auf eine Gelegenheit wartend einzutreten … was, wenn es nach ihr ging, niemals passieren würde.
Unglücklicherweise ging nichts nach ihrem Kopf, seit sie dieses Haus betreten hatte.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht beim Auspacken.« Lady Gertrude setzte sich auf einen der eleganten Stühle am Kamin. Sie war so klein, dass ihre Füße baumelten, und sie presste die Zehenspitzen auf den Boden, um nicht vom Stuhl zu fallen. »Ich begreife nicht, warum Sie keine Zofe mitgebracht haben. Das passt so gar nicht zu Ihnen, Madeline. Damals, als wir einander getroffen haben, wären Sie nicht in der Lage gewesen, einen Saum zu nähen oder sich das Haar zu richten. Sie waren in allem auf Eleanor angewiesen!« Sie hob die Lorgnette und begutachtete Eleanor. »Doch, das ist die Madeline, an die ich mich erinnere. Vermutlich haben Sie sich verändert nach all den beschwerlichen Reisen unter solch schwierigen Bedingungen.«
Eleanor starrte sie wortlos an und fragte sich, was sie antworten sollte. Lady Gertrude war eine freundliche Frau mit einem erfreulichen Sinn für Unfug, aber das Komplott, das Eleanor und Madeline da ausgeheckt hatten, stand auf wackeligen Beinen.
Lady Gertrude plapperte weiter. »Ich sollte Ihnen erklären, warum ich eingewilligt habe, Ihre Anstandsdame zu werden, wo Sie über die Verlobung mit Mr. Knight doch furchtbar unglücklich sein müssen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass Ihr Vater sich mehr als jeder andere Mann, den ich kenne, zum Narren macht … Entschuldigen Sie, ich weiß, Sie lieben ihn sehr, aber wenn er nicht diesen Titel trüge, würden die Leute ihn einen Idioten nennen. Nicht, dass er Anstoß daran nehmen würde, dazu ist er wieder viel zu liebenswürdig, aber nichtsdestotrotz … Ich muss sagen, das ist ein sehr schönes Zimmer. Meines ist ebenfalls sehr schön, aber nicht annähernd so elegant.«
Eleanor sah sich um. »Es ist großartig«, stellte sie kategorisch fest. Die himmelblauen Wände und die nachtblauen Vorhänge gaben dem Raum eine luftige Atmosphäre, und die frischen Blumen
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