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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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an ihr Lebensende verfolgen. Letztlich aber würde sie mit der gesellschaftlichen Demütigung leichter fertig werden als mit ihren Schuldgefühlen gegenüber Dominic. Nicht zuletzt wegen ihrer Unbeholfenheit hatte er sich genötigt gesehen, ihre vermeintliche Verlobung zu verkünden, obgleich er selbstverständlich nicht die Absicht hatte, sie zu heiraten. Er hatte gehandelt wie ein echter Gentleman. Da Muriel alles daransetzte, Constances Ruf gründlich zu ruinieren, hatte er sich schützend vor Constance gestellt, um ihre Ehre zu retten.
    Nun war die Verlobung verkündet, ein Widerruf undenkbar. Es war nahezu unmöglich für einen Gentleman, eine – wenn auch überstürzte Verlobung – zu lösen, da die Braut bereits kompromittiert war. Er war gezwungen, sie zu heiraten.
    Constance warf einen flüchtigen Blick über die Schulter zu Dominic, der hinter seiner Schwester ritt. Sein Gesicht war verschlossen, seine Kiefer mahlten. Er war sichtlich aufgebracht. Constance fühlte sich den Tränen gefährlich nahe. Vor weniger als einer Stunde hatte er sie voller Verlangen angesehen – sie hatte sogar den Eindruck gehabt, so etwas wie Liebe in seinen Augen zu entdecken. Nun aber empfand er nur Wut und Hass gegen sie.
    Und plötzlich schoss ihr ein entsetzlich quälender Gedanke durch den Sinn. Könnte es sein, dass Dominic glaubte, sie habe ihn absichtlich in eine Falle gelockt? Sie kannte Geschichten über Frauen, die genau diese Strategie anwendeten. Sie ließen sich mit einem Mann in einer verfänglichen Situation ertappen und verpflichteten ihn dadurch, sie zu heiraten. Constance fürchtete, sie würde es nicht überleben, wenn Dominic so schlecht von ihr dachte.
    Vor dem Haus angekommen, eilten Stallburschen herbei, um die Pferde in Empfang zu nehmen. Dominic half Constance aus dem Sattel. Ängstlich schaute sie ihn an, ohne eine Regung in seinen Augen zu lesen.
    „Verzeih, ich muss mich verabschieden“, sagte er leise. „Ich habe dringende Geschäfte zu erledigen.“
    Eine unheilvolle Ahnung stieg in ihr hoch. Sie befürchtete, dass diese „Geschäfte“ etwas mit seiner Erklärung zu tun hatten.
    „Dominic, nein …“, bat sie leise und hielt ihn am Ärmel zurück.
    „Francesa bleibt bei dir“, versicherte er mit einem Blick zu seiner Schwester, die sich den beiden näherte.
    „Selbstverständlich“, versprach Francesca.
    „Gut.“ Er beugte sich über Constances Hand. „Wir reden später.“
    Und dann machte er kehrt und verschwand im Haus.
    Constance sah ihm nach und wandte sich ratlos an Francesca. „Das wollte ich nicht! Es ist mir entsetzlich peinlich! Gütiger Himmel, das alles ist ein schreckliches Missverständnis. Was soll ich denn nur tun?“
    Francesca hakte sich bei Constance unter und lächelte ihr aufmunternd zu. „Was soll die Frage? Gar nichts, meine Liebe. Sie halten den Kopf hoch und machen ein freundliches Gesicht. Oder sollen die Leute womöglich auf die Idee kommen, Dominic habe nicht die Wahrheit gesagt?“
    Constance wollte protestieren, wusste aber, dass sie im Moment gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun musste, als sei alles in bester Ordnung. Irgendwann würde sie gemeinsam mit Francesca eine Lösung finden, um dieser Charade ein Ende zu bereiten.
    Also erwiderte sie Francescas Lächeln voller Dankbarkeit und begleitete sie zum Haus. Unterwegs gesellten sich die anderen Ausflügler zu ihnen und beglückwünschten Constance herzlich. Einige versuchten, der angeblich Verlobten Fragen zu stellen, die Francesca in ihrer diplomatischen Art abwiegelte und lachend erklärte, es sei höchste Zeit, dass ihre zukünftige Schwägerin die nassen Kleidungsstücke loswerde, bevor sie sich eine böse Erkältung zuzog. Und Calandra nahm die Norton-Schwestern beiseite, die vor Neugierde beinahe platzten, verwickelte sie in ein Gespräch über den grässlichen Gewittersturm, die ausgestandenen Strapazen und allerlei andere Themen, die ihr gerade einfielen.
    Francesca führte Constance die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer und verriegelte die Tür hinter sich. Erst dann ließ sie den Arm der Freundin los und betätigte heftig die Klingelschnur.
    „Francesa, bitte! Sie müssen mir glauben“, begann Constance ernsthaft. „Ich hätte doch nie damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte.“
    „Wahrhaftig“, entgegnete Francesca kopfschüttelnd. „Wer hätte schon ahnen können, dass Muriel sich so töricht benimmt? Ihre Mutter wird ihr mit Sicherheit eine ordentliche

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