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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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versprach etwas ganz Besonderes für sie zu werden, angefangen mit dem heutigen Dinner. Vergnügliche Stunden und Tage erwarteten sie, in denen sie ein völlig anderes Leben führen durfte, als sie gewohnt war. Nicht das Leben der unverheirateten Nichte, eine Last für Onkel und Tante, die ständig darum bemüht sein musste, ihren Verwandten gefällig zu sein und sich nützlich zu machen aus Dankbarkeit für ihre Barmherzigkeit, sie bei sich aufgenommen zu haben. Eine kurze Zeitspanne würde sie in den Genuss eines Lebens kommen, für das sie ursprünglich bestimmt gewesen war, wäre ihr Vater nicht unheilbar krank geworden und so früh verstorben.
    Bei aller Vorfreude vermochte Constance eine gewisse Beklemmung nicht zu verdrängen. Was wäre, wenn sie ihre Verwandten in Verlegenheit brachte, wovor Tante Blanche sie bereits gewarnt hatte? Wenn die vornehmen Gäste sie verachteten, ihr die Freude nicht gönnten und sie als deplatziert in dieser erlesenen Gesellschaft betrachteten? Oder vielleicht würden manche denken, sie sei zu alt, um sich wie eine junge Dame zu kleiden und zu verhalten?
    „Fertig!“, rief Francesca strahlend. „Sie sind wunderschön. Absolut perfekt. Schauen Sie in den Spiegel.“
    Constance trat an den Standspiegel in der Zimmerecke und lächelte. Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, war nicht nur jung und hübsch, sondern sie sah vornehm und elegant aus. Kein Mensch würde sie für eine Gouvernante und Anstandsdame halten.
    Francesca stellte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Taille. „Sind Sie bereit?“
    Constance nickte. „Ja, ich glaube schon.“
    „Gut. Dann wollen wir uns nach unten begeben und Männerherzen erobern.“

7. KAPITEL
    Die Gäste führten bereits angeregte Gespräche bei einem Glas Sherry im Vorraum des Speisesaals. Constance verharrte auf der Schwelle, befangen von der Vielzahl unbekannter Gesichter und dem Stimmengewirr.
    „Seien Sie unbesorgt, bald werden Sie alle kennen“, versicherte Francesca ihrem Schützling. „Kommen Sie, ich stelle Sie zunächst der Dowager Duchess of Chudleigh vor. Sie ist die Älteste in der erlauchten Runde der Gesellschaftsmatronen und Taufpatin meiner Mutter. Sie ist stocktaub und wird Sie hochmütig mustern und nur abwesend nicken … so etwa.“ Francesca hob das Kinn, blickte über ihren schmalen Nasenrücken auf Constance herab, spitzte die Lippen und nickte hoheitsvoll. „Auf diese Weise begrüßt sie alle Gäste, nehmen Sie also bitte keinen Anstoß daran.“
    Die Duchess saß neben Lady Selbrooke an der Stirnseite des Vorraums auf einer Polsterbank und beäugte die Gäste mit säuerlicher Miene. Sie trug ihr silbergraues Haar hoch aufgetürmt, wie es vor zwanzig Jahren Mode gewesen war, allerdings hatte sie darauf verzichtet, das kunstvolle Gebilde weiß zu pudern. Auch ihr schwarzes Kleid schien einer vergangenen Epoche zu entstammen, samt Fischbeinkorsett und ausladendem Reifrock. Als Francesca in einem tiefen Knicks vor ihr versank und Constance vorstellte, reagierte die Duchess in verblüffend ähnlicher Weise, wie Francesca es vorgemacht hatte, und Constance hatte einige Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken.
    Nachdem diese Pflicht getan war, führte Francesca ihre Schutzbefohlene herum und machte sie mit den anderen Gästen bekannt. Constance, die befürchtete, nicht einmal die Hälfte der genannten Namen zu behalten, schwirrte alsbald der Kopf. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie Cyril Willoughby und zwei weitere Herren, die sie beim Ball der Simmingtons zum Tanzen aufgefordert hatten. Constance wurde auch einigen jungen Damen vorgestellt, die wesentlich freundlicher zu sein schienen als Muriel Rutherford. Mit etwas Geschick würde es sich wohl vermeiden lassen, viel Zeit mit Miss Rutherford oder ihrer Mutter zu verbringen.
    Auf ihrer Begrüßungsrunde bemerkte Constance, wie Lord Leighton das Vorzimmer betrat und zunächst seine Mutter und die Duchess begrüßte, so wie Francesca es getan hatte. Constance machte eine halbe Drehung, um zu vermeiden, in seine Richtung zu starren. Als sie allerdings kurz darauf aufschaute, spürte sie den Blick des Viscounts auf sich. Er lächelte ihr zu, wandte sich an den Herrn neben sich und wechselte ein paar Worte mit ihm, bevor er sich von ihm entfernte.
    Lord Leighton bahnte sich langsam einen Weg durch die Gästeschar, blieb immer wieder stehen, um einem Bekannten Guten Tag zu sagen, aber Constance ahnte, dass Francesca und sie sein Ziel waren. Während sie

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