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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Augen halten und sich jeden schwärmerischen Gedanken an ihn aus dem Kopf schlagen. Aber sosehr sie sich auch bemühte, es wollte ihr partout nicht gelingen. Alles, woran sie denken konnte, war die Vorfreude darauf, ihn am Morgen wiederzusehen.

9. KAPITEL
    Nach dem Frühstück schaute Constance erneut nach Francesca und erfuhr, dass das Fieber ihrer Freundin im Laufe der Nacht gesunken war, sie sich besser fühlte, aber wieder eingeschlafen war. Maisie war eine fürsorgliche Krankenpflegerin, und es gab keinen zwingenden Grund für Constance, länger zu bleiben.
    Ein wenig unschlüssig ging sie wieder nach unten. Beim Frühstück hatte sie gehört, dass die Männer bereits im Morgengrauen zu einem Jagdausflug aufgebrochen waren, und es schien nichts Besonderes für den heutigen Tag geplant zu sein. Ohne Francesca fühlte Constance sich irgendwie verloren, als hielte sie sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen im Haus auf. Sie spielte mit dem Gedanken, ein Buch aus der Bibliothek zu holen und sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen, doch das erschien ihr ungesellig, ja sogar unhöflich.
    Also schlenderte sie den breiten Korridor entlang bis zu einem kleinen Salon, der weniger prunkvoll eingerichtet war als das Musikzimmer oder der große Empfangssalon. In dem behaglichen Kabinett hatten es sich einige Damen bequem gemacht, darunter ihre Tante und Lady Selbrooke sowie Lady Rutherford und die beiden Norton-Schwestern, die weniger lebhaft wirkten als tags zuvor. Constance war sich nicht sicher, ob ihr Schweigen und ihre schläfrigen Gesichter auf Schlafmangel zurückzuführen oder lediglich ein Ausdruck ihrer Langweile waren.
    Sie zögerte an der Tür und wollte ihren Weg schon fortsetzen, als die Nortons aufblickten und sie entdeckten.
    „Miss Woodley!“
    „Kommen Sie zu uns!“
    Eines der Mädchen eilte ihr entgegen und ergriff ihren Arm, als würde es befürchten, Constance könnte entwischen, und führte sie zum Sofa, auf dem die Schwestern saßen. Diese stürmische Begrüßung machte Constance klar, dass die Gesellschaft der älteren Matronen sich so lähmend auf die Stimmung der jungen Mädchen ausgewirkt hatte.
    „Hat Ihnen der Ausflug nach St. Edmund gefallen?“, fragte Elinor Norton.
    „Ja, es war sehr interessant“, antwortete Constance.
    Bevor sie ein weiteres Wort sagen konnte, hatte Tante Blanche das Gespräch wieder einmal an sich gerissen. „Aber natürlich hat er ihr gefallen. Wie könnte es anders sein? Ein äußerst lehrreicher Ausflug. Meine zwei Mädchen konnten gestern Abend von nichts anderem sprechen. Die Kirche ist wunderschön“, erklärte sie der Gastgeberin, als sei St. Edmund so etwas wie eine persönliche Errungenschaft Ihrer Ladyschaft.
    Tante Blanche wollte nicht mehr aufhören, sich in endlosen Lobeshymnen über die Kunstschätze der Kirche zu ergehen. Lydia und Elinor Norton rutschten unruhig hin und her, und Lady Rutherford wechselte irritierte Blicke mit Lady Selbrooke. Constance wurde vor Verlegenheit heiß und kalt, aber Tante Blanche plapperte ungerührt weiter, ohne zu spüren, wie sehr sie die Geduld ihrer Umgebung strapazierte.
    Um ihrer Tante weitere Peinlichkeiten zu ersparen, ergriff Constance das Wort, sobald sie eine Pause machte, um Luft zu holen, und fragte Elinor, was sie und ihre Schwester am Nachmittag vorhatten.
    „Wir wollten einen Spaziergang durch den Garten machen“, verkündete Elinor und richtete sich auf.
    „Er soll sehr hübsch sein“, pflichtete Lydia ihr bei. „Hätten Sie Lust, uns zu begleiten?“
    „Glänzende Idee“, kommentierte Tante Blanche den Vorschlag begeistert, ohne gefragt worden zu sein. „Ihr jungen Leute müsst unbedingt die Schönheiten des Gartens erkunden. Meine zwei Mädchen freuen sich gewiss, mit euch zu gehen. Ich selbst habe heute früh bereits einen kleinen Rundgang unternommen. Eine wahre Pracht.“
    Ihre Tante ließ sich erneut lange über die Schönheiten des Gartens und der Natur im Allgemeinen aus. Constance versuchte mehrmals, ihren Redefluss zu unterbrechen, aber Tante Blanche ließ sich nicht aufhalten. Es hatte beinahe den Anschein, als sei sie von dem abartigen Wunsch beseelt, jeden in ihrer Umgebung mit ihrem aufdringlichen Gehabe zu verärgern.
    Irgendwann erhob Lady Selbrooke sich und schaffte es dadurch, Tante Blanche für einen Moment verstummen zu lassen.
    „Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen“, sagte Lady Selbrooke mit einem dünnen Lächeln in die Damenrunde. „Ich muss mit der Haushälterin

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