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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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pausbäckiger geflügelter Engel bewachte das winzige Grab eines Kindes, dessen Anblick Constance wehmütig stimmte. Dominic erzählte von der Kirche, dem Dorf und von Redfields. Constance fühlte sich wohl in seiner Gegenwart. Er fragte sie nach ihren Eltern, und sie berichtete ihm von ihrer Mutter, an die sie sich kaum erinnerte, und von ihrem Vater, der sie großgezogen hatte.
    „Sie scheinen ihn sehr geliebt zu haben“, bemerkte er.
    „Ja, er fehlt mir immer noch. Wir verstanden uns sehr gut. Ich entsinne mich, dass die Frau des Vikars schier an ihm verzweifelte, da sie der Meinung war, er würde mich zu sehr verhätscheln. Einmal warf sie ihm vor, selbstsüchtig zu sein. Aber als er mein Debüt um zwei Jahre hinauszögerte, konnte er nicht ahnen, dass er krank werden würde. Und dann brachte ich es nicht über mich, ihn allein zu lassen.“
    „Das war gewiss schmerzhaft für Sie“, sagte Lord Leighton mitfühlend, ergriff ihren Arm und half ihr über eine Unebenheit auf dem Weg.
    Seine Berührung löste ein Prickeln in ihr aus, und ihr Herz schlug schneller. Dabei war es nichts weiter als eine höfliche Geste. Constance blickte ihn an und fragte sich, ohne etwas in seinen Augen zu erkennen, ob auch er etwas Besonderes gespürt hatte.
    „Andererseits“, fuhr er fort und ließ ihren Arm los, „muss es sehr schön sein, eine enge Beziehung zu seinem Vater zu haben.“
    „Haben Sie denn keine enge Beziehung zu Ihrem Vater?“, fragte Constance vorsichtig.
    Er schüttelte den Kopf und lächelte dünn. „Nein, eine enge Beziehung kann man es nicht nennen.“
    Sie erreichten eine Grabstätte, die von den anderen Gräbern durch eine niedrige Steinmauer abgegrenzt war. Eine Familiengruft, dem antiken griechischen Parthenon nachempfunden. Das dreieckige Giebelfeld der Frontseite des Tempels schmückten kunstvoll in Stein gehauene Reliefs zweier Engel, die ein Familienwappen hielten, darunter die goldenen Lettern Fitz Alan . Um das Mauso leum befanden sich weitere Grabstätten mit Inschriften auf Marmorplatten.
    „Die Familiengruft“, erklärte Leighton, während sie an der niedrigen Mauer entlangschlenderten. „Die weniger berühmten Verstorbenen späterer Generationen. Unsere Familie scheint seit jeher großen Wert darauf gelegt zu haben, nicht in Vergessenheit zu geraten.“
    Dominic verharrte am Ende der Gruft und blickte sinnend auf eine Marmorplatte, seine Gesichtszüge verhärteten sich, seine blauen Augen wirkten traurig.
    Sie las den Namen auf dem Grabstein: Lady Ivy Fitz-Alan, geliebte Tochter . Lady Ivy war vor zwölf Jahren im Januar verstorben, sie war nur sechzehn Jahre alt geworden.
    „Sie war meine Schwester“, sagte Dominic mit leiser Stimme. „Die Jüngste von uns.“
    Einer Eingebung folgend, nahm Constance mitfühlend seine Hand. „Wie furchtbar traurig. Standen Sie ihr nahe?“
    „Nicht so nah, wie es nötig gewesen wäre“, antwortete er in einem Anflug von Bitterkeit.
    Constance sah ihn erstaunt an, wusste nicht, was er damit meinte, wagte aber auch nicht, ihn um eine Erklärung zu bitten. Sie drückte nur sanft seine Hand. Er schaute Constance mit einem wehmütigen Lächeln an und erwiderte den Druck.
    „Danke“, murmelte er.
    Stimmen wurden zu ihnen herübergetragen, und beide schauten zur Kirche. Die anderen Ausflügler näherten sich auf dem gewundenen Pfad an den Grabsteinen entlang. Muriel Rutherford, die lange Schleppe ihres Reitkleides über den Arm geworfen, schritt neben Mr. Willoughby, aber ihr Blick wanderte suchend über den Friedhof.
    Constance hätte sich am liebsten hinter dem großen Mausoleum des Adelsgeschlechts der Fitz Alans vor Miss Rutherford versteckt, verdrängte den Wunsch aber rasch. Sie musterte Lord Leighton flüchtig von der Seite und glaubte zu bemerken, wie seine Mundwinkel sich unmutig nach unten zogen. Aber vermutlich unterstellte sie ihm lediglich ihre eigenen Empfindungen.
    „Ich fürchte, es ist vorbei mit der Beschaulichkeit“, sagte er und löste seine Hand aus ihrer.
    Gemächlich gingen sie der Gruppe entgegen, bis sie von Muriel entdeckt wurden. Mr. Willoughby hinter sich her zerrend, näherte sie sich den beiden mit energischen Schritten, wobei Constance ziemlich sicher war, einen gereizten, ja hasserfüllten Ausdruck in ihrer Miene zu erkennen.
    „Leighton“, rief Muriel im Näherkommen, „wieso stapfen Sie mutterseelenallein auf dem Friedhof herum?“
    Sie ließ Mr. Willoughbys Arm los und hakte sich besitzergreifend bei Lord

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