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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Lady Selbrooke.“
    „Das kann ich mir vorstellen!“ Tante Blanches Augen leuchteten in entsetzter Begeisterung über die Sensationsgeschichte. „Das muss ja furchtbar gewesen sein.“
    „Das war es auch. Kurz darauf verließ er sein Elternhaus und ging zum Militär. Ich vermute allerdings, dass Lord Selbrooke ihn aus Redfields verbannte.“
    Tante Blanche schnalzte tadelnd mit der Zunge und schüttelte bekümmert den Kopf. Constance sah zu den Norton-Schwestern, die mit großen Augen und roten Ohren an Lady Rutherfords Lippen hingen, und wünschte, sie würde etwas Konkretes über die damaligen traurigen Ereignisse wissen, um der Frau widersprechen zu können. Es erbitterte sie, dass Lady Rutherford schändliche Gerüchte über Dominic verbreitete und seinen Ruf mutwillig schädigte. Constance konnte sich allerdings des Verdachts nicht erwehren, Lady Rutherford würde diese üble Nachrede in erster Linie verbreiten, um Constance abzuschrecken.
    „Und dennoch“, gab Constance zu bedenken, „ist Ihre Tochter mit Lord Leighton befreundet. Kaum vorstellbar, dass eine Dame ihres makellosen Rufes sich mit einem berüchtigten Lebemann und Trunkenbold in der Öffentlichkeit zeigt.“
    Lady Rutherford bekam große Augen, auf ihren Wangen prangten plötzlich zwei rote Flecken, und mit ihren Händen umklammerte sie den Stickrahmen auf ihrem Schoß. „Aber das ist doch etwas völlig anderes“, fauchte sie entrüstet und durchbohrte Constance mit ihren stechenden Vogelaugen.
    „Tatsächlich? Wenn ich mich recht entsinne, sagten Sie gerade noch, eine junge Dame sei in seiner Gesellschaft nicht sicher …“
    „Ich sprach natürlich nicht von einer jungen Dame mit dem Hintergrund meiner Tochter. Ihr Ruf ist unantastbar. Im Übrigen würde er sich keine Freiheiten bei einer Dame aus gutem Hause herausnehmen.“
    „Aha, ich verstehe.“ Constance begegnete Lady Rutherfords wütendem Blick gelassen und ignorierte Tante Blanches erbostes Schnauben. „Dennoch, allem Anschein nach …“
    „Schweigen Sie gefälligst! Es ist alles in bester Ordnung“, entgegnete Lady Rutherford, die ihren Zorn offensichtlich kaum noch beherrschen konnte, schneidend. „Muriel ist mit Lord Leighton verlobt!“
    Ein eisiger Windstoß fuhr Constance ins Gesicht. Lord Leighton war mit Muriel Rutherford verlobt? Nur mit größter Mühe gelang es ihr, eine sachliche Miene beizubehalten, während jede Faser in ihr aufschrie, dass die Frau die Unwahrheit sagte. Sie spürte, wie Tante Blanche sie belauerte und geifernd auf eine unbedachte Äußerung von ihr wartete.
    Constance war fest entschlossen, keiner der Klatschbasen die Genugtuung zu verschaffen, auch nur zu erahnen, wie tief diese Worte sie getroffen hatten. „Tatsächlich?“, erwiderte sie kühl. „Nun, man kann sich nur wundern, dass Sie Ihre Tochter einem solch lasterhaften Unhold, als den Sie ihn schildern, versprochen haben.“
    Lady Rutherfords helle Augen blitzten wie kaltes Feuer. „In unseren Kreisen, Miss Woodley, ist die Ehe ein Abkommen zwischen zwei gleichgestellten Familien, keine törichte und unbedachte Liebesheirat. Die Fitz Alans sind eine bedeutende Familie, und Dominic wird eines Tages der Earl of Selbrooke sein. Dies sind die entscheidenden Überlegungen, nicht die kleinen Schwächen eines jungen Mannes, denen er über kurz oder lang entwachsen sein wird.“
    „Aha“, meinte Constance gedehnt. „Viele Menschen halten es für wichtiger, eine Ehe anzustreben, um eine bessere Position in der Gesellschaft zu erlangen, statt einen Lebensgefährten wegen seiner Charaktereigenschaften zu heiraten.“
    Lady Rutherfords Augen drohten aus ihren Höhlen zu quellen, und einen Moment befürchtete Constance, sie schleudere den Stickrahmen nach ihr. Eigentlich wäre Constance diese Geste willkommen gewesen, denn dieser Ausbruch hätte die unbeherrschte Hilflosigkeit der älteren Frau bewiesen. Constance hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, dass Muriel nur bestrebt war, mit dieser Ehe einen höheren Rang in der Gesellschaft zu erreichen. Die Rutherfords waren niederer Adel, Robert Rutherford ein kleiner Baron ohne nennenswerte Ahnentafel, während das Geschlecht der Fitz Alans sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen ließ. Der Name Rutherford war nicht mehr wert als der Name Woodley, und dieser Hinweis musste Lady Rutherford zutiefst erbittern.
    „Constance!“, tadelte Tante Blanche ihre Nichte scharf. „Welche Ungehörigkeit!“
    „Ungehörigkeit?“, wiederholte

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