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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Constance unschuldig. „Aber ich wollte nicht ungehörig sein, Tante. Tut mir leid, Lady Rutherford. Ich habe nur laut nachgedacht über das, was Sie sagten.“
    Lady Rutherford starrte sie finster an. „Ich erwarte nicht, dass Sie diese Zusammenhänge begreifen.“
    „Ja, ich stimme Ihnen zu, das fällt mir ziemlich schwer“, pflichtete Constance ihr beinahe treuherzig bei. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, meine Damen, ich möchte einen Spaziergang machen.“
    Sie verabschiedete sich, nickte in die Runde und begab sich ohne Eile zur Tür, um nicht den Anschein zu erwecken, sie könne es kaum erwarten, zu fliehen so weit wie nur möglich, um Lady Rutherfords kalten Vogelblicken und ihren schmerzhaften Worten zu entgehen.
    Dominic war verlobt!
    Constance lief gemessenen Schrittes den Flur entlang durch den Wintergarten, fand die Tür zum Garten und schlug ziellos einen beliebigen Weg ein, nur von dem Wunsch beseelt, wegzukommen. Einmal hörte sie Stimmen in der Ferne und bog rasch in einen Seitenweg ein, um niemandem begegnen zu müssen. Bald war sie auf einem schmalen Pfad gelandet, der sie tiefer in den verwilderten Teil des Gartens führte.
    Schließlich setzte sie sich auf eine Bank halb unter einer wuchernden Hecke verborgen. Die ausladenden Äste eines alten Baumes hinter der Hecke, durch deren Blattwerk die Sonne flirrende Schattenkringel warf, boten zusätzlichen Sichtschutz. Ein idyllisches Plätzchen, erfüllt von Blütenduft, in dessen friedvolle Stille nur das Zwitschern der Singvögel und das Summen der Bienen drang. Aber in Constance sah es alles andere als friedvoll aus.
    Ihr erster Gedanke, an den sie sich verzweifelt klammerte, war, dass Lady Rutherford nicht die Wahrheit gesagt hatte. Es konnte nicht anders sein. Lord Leighton konnte unmöglich mit dieser hochmütigen, herzlosen Person verlobt sein. Lady Rutherford hatte die Geschichte nur aufgetischt, um Constance zu kränken und sie vor dem Mann zu warnen, den ihre Tochter eindeutig für sich beanspruchte.
    Gleichzeitig war Constance klar, wie abwegig dieser Gedanke war. Wenn Lady Rutherford öffentlich von einer Verlobung sprach und sich später herausstellte, dass sie gelogen hatte, wäre sie bloßgestellt und Spott und Häme ausgeliefert. Sosehr sie Constance auch hassen mochte, sosehr sie ihre Hoffnungen darauf setzte, ihre Tochter mit einem künftigen Earl zu verheiraten, sie würde doch niemals riskieren, dass die Schmach dieser unerhörten Lüge ihr Ansehen beschmutzte. Schließlich musste sie doch damit rechnen, dass die Lüge aufgedeckt wurde. Eine ihrer Zuhörerinnen könnte dem Bräutigam gratulieren oder über die geplante Hochzeit mit Lord oder Lady Selbrooke sprechen wollen, und schon würde die Geschichte platzen wie eine Seifenblase.
    Constance musste sich widerstrebend eingestehen, dass Lady Rutherford die Wahrheit gesagt hatte. Und das bedeutete, dass Dominic ein böses Spiel mit ihr getrieben hatte. Dieser Gedanke verursachte ihr Übelkeit.
    Er hatte sie nicht direkt belogen, da er nie ausdrücklich behauptet hatte, er sei nicht verlobt. Aber sein ganzes Verhalten ihr gegenüber war eine Lüge. Er hatte nie erwähnt, dass er verlobt war, hatte Muriels Namen nie erwähnt. Wenn überhaupt, so hatte er den Eindruck vermittelt, er sei bestrebt, Muriel aus dem Weg zu gehen, und als Muriel ihn gestern auf dem Friedhof in Beschlag nahm, hatte Constance das Gefühl gehabt, ihre Gegenwart sei ihm ausgesprochen lästig.
    Schlimmer noch, er hatte mit Constance geflirtet und so getan, als gäbe es keine Bindung zu einer anderen Frau. Das Schlimmste aber war, dass er sie geküsst hatte! Moralisch und gesetzlich einer anderen Frau versprochen, hatte er Constance Avancen gemacht. Er hatte sich benommen wie ein Schuft, dessen einziges Streben dem Ziel galt, Constance zu verführen und danach fallen zu lassen.
    Wie Lady Rutherford behauptet hatte: Dominic war ein ehrloser Frauenheld. Nicht nur ein Lebemann, der sich mit Damen von zweifelhaftem Ruf vergnügte oder auch mit erfahrenen Damen aus gehobenen Kreisen, Ehefrauen oder Witwen, die genau wussten, was sie taten. Sondern auch ein skrupelloser Kerl, der unschuldige Frauen verführte, junge Mädchen, deren Ruf für immer ruiniert war, nachdem sie sich mit ihm eingelassen hatten. Kurzum, ein verantwortungsloser, kaltschnäuziger Schürzenjäger, für den Constance ihn niemals gehalten hätte.
    Eine namenlose Enttäuschung ließ ihr Inneres erkalten. Sie fühlte sich tief verletzt

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