Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
sich. Francesca sah ihm verdutzt nach, dann folgte sie ihm seufzend. Im Korridor vor dem Ballsaal holte sie ihn ein und hielt ihn am Ärmel fest.
    „Dominic, warte bitte!“
    Mit unbewegter Miene drehte er sich zu ihr um. Francesca vergewisserte sich kurz, ob auch niemand sie beobachtete, nahm ihn bei der Hand und zog ihn weg vom Lärm der Musik und dem Stimmengewirr der Gäste. Unterwegs griff sie nach einem Kerzenleuchter auf einer schmalen Konsole, entzündete die Kerze an einem Wandleuchter, öffnete eine Tür und schob Dominic in ein dunkles Zimmer.
    Zunächst schaute Francesca sich suchend in dem Kabinett um, in dem ihre Mutter gerne die Vormittagsstunden verbrachte. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass niemand sonst anwesend war, stellte sie die Kerze auf den Tisch neben der Tür.
    „Was willst du von mir, Francesca?“, fragte Dominic kühl. „Wünschst du dir etwa Muriel Rutherford als Schwägerin?“
    „Um Himmels willen, nein!“, antwortete Francesca entsetzt. „Ich hoffe, du hast so viel Verstand, dass du dich nicht an diesen Eiszapfen bindest. Es interessiert mich nicht, wen du heiratest. Aber ich warne dich – ich lasse auf keinen Fall zu, dass du Constance Woodley in irgendeiner Weise wehtust. Ich habe das Mädchen nämlich sehr gern.“
    Er lachte bitter. „Denkst du etwa, ich nicht?“
    „Ich fürchte sogar, du hast sie zu gern“, meinte Francesca. „Ich fürchte, du machst ihr schöne Augen und sie verliebt sich in dich. Du würdest ihr das Herz brechen.“
    „Wieso bist du dir so sicher, dass ich ihr das Herz breche?“
    „Weil uns beiden klar ist, dass du gezwungen sein wirst, eine Geldheirat einzugehen“, erwiderte sie ohne Zögern.
    „Tatsächlich?“, entgegnete er gedehnt. „Wieso sollte ich eine Ehe eingehen, nur um unseren Eltern einen Gefallen zu erweisen? Unsere Familie verdient keine Opferbereitschaft von uns, das weißt du ebenso wie ich.“
    „Natürlich hast du recht, aber ich kenne dich“, erklärte Francesca sachlich. „Du wirst deine Pflicht tun, wie du es immer getan hast.“
    Er musterte sie prüfend. „Willst du mich zu diesem Schicksal verdammen? Ausgerechnet du, die selbst erlebt hat, wohin eine Vernunftehe ohne Liebe führt?“
    Francesca schossen die Tränen in die Augen, und sie wandte sich brüsk ab.
    „Ach, verdammter Mist!“ Dominic war in drei Schritten bei ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Entschuldige, Francesca“, bat er leise. „Das hätte ich nicht sagen dürfen. Du bist der letzte Mensch, an dem ich meinen Groll auslassen dürfte. Bitte verzeih mir.“
    Sie schaute ihn an und schenkte ihm ein leises Lächeln. „Nein, ich muss dich um Verzeihung bitten.“ Sie schlang die Arme um ihn und lehnte die Wange an seine Hemdbrust. „Ach, Dominic. Ich wünsche mir so sehr, dass du glücklich wirst. Die Familie samt Redfields und allem, was damit verbunden ist, soll mir gleich sein, wenn du nur glücklich wirst. Du darfst nicht für die Sünden unserer Vorfahren büßen, die das Familienerbe verschleudert haben.“ Sie trat einen Schritt zurück und blickte ihm ins Gesicht. „Liebst du Constance? Willst du sie heiraten?“
    Dominic stutzte. „Ich … ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob einer von uns zu solchen Gefühlen fähig ist. Die Fitz Alans sind ein bedauernswert gefühlskalter Haufen.“
    Francesca nickte ernst. „Ich fürchte, du hast recht.“ Sie nahm in einem Sessel Platz, strich sich glättend über die Röcke und fuhr mit leiser Stimme fort: „Ich habe aus den falschen Gründen geheiratet, das wissen wir beide. Damit habe ich weder mir noch der Familie einen Gefallen getan. Ich möchte nicht, dass auch du in einer solchen Ehe endest. Ich wäre überglücklich, wenn du Constance heiraten würdest. Ich kann mir keine liebenswertere Schwägerin vorstellen.“
    Dominic schüttelte betrübt den Kopf. „Nein, nein, ich wäre ein Schuft, Miss Woodley den Hof zu machen.“ Er trat ans Fenster, schob den Vorhang ein wenig zurück und starrte in die dunkle Nacht. Sein Gesicht war bekümmert, seine Miene verschlossen. „Ich kenne meine Pflicht. Irgendwann werde ich heiraten, wie es von mir verlangt wird.“

12. KAPITEL
    An diesem Abend sah Constance Dominic nicht wieder, obgleich sie gelegentlich verstohlene Blicke durch den Ballsaal schweifen ließ.
    Ihre sprühende Hochstimmung war verschwunden, auch Francesca wirkte zerstreut und ein wenig bedrückt.
    Gewiss war sie über die unliebsame Szene mit Muriel

Weitere Kostenlose Bücher