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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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schüchterne Miss Cuthbert und Cousine Georgiana, die Angst vor Pferden hatte, lehnten dankend ab.
    „Lord Leighton versprach, uns auf einen Felsgipfel zu führen, von dem man einen herrlichen Rundblick über das ganze Tal hat“, verkündete Lydia Norton.
    „Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich so hoch hinauswill“, gab Cousine Margaret zu bedenken.
    „Es ist zwar eine kleine Kletterpartie“, erklärte Calandra, „aber wenn man den Gipfel erreicht hat, bietet sich ein atemberaubender Blick in die Ferne.“
    „Und im Sommerhaus erwartet uns eine Jause mit Tee und Gebäck“, ergänzte Elinor Norton.
    „Das klingt sehr verlockend“, sagte Constance ohne große Begeisterung.
    Ohne sich weiter an dem aufgeregten Geplapper über den bevorstehenden Ausflug zu beteiligen, bediente sie sich vom reichhaltigen Büfett auf der Anrichte.
    Nach dem Frühstück verließ sie gemeinsam mit Francesca die Tafel, begab sich mit ihr nach oben und verabschiedete sich vor ihrem Zimmer. Als sie die Tür öffnete, entfuhr ihr ein Entsetzensschrei bei dem Anblick, der sich ihr bot.
    Auf dem Bett lag das von Maisie frisch gebügelte Reitkleid. Allerdings würde dieses Kleid von niemandem mehr getragen werden. Rock und Jackett waren in blinder Willkür in Stücke zerfetzt, das ganze Ensemble taugte nur noch als Putzlappen.
    „Was ist los?“, fragte Francesca, die bei Constances Aufschrei zurückgekommen war. Als sie die Bescherung auf dem Bett entdeckte, entfuhr auch ihr ein Schrei der Empörung. „Gütiger Himmel! Wer kann so etwas nur tun?“
    „Ich weiß es zwar nicht mit Sicherheit“, antwortete Constance bitter. „Aber ich habe einen Verdacht.“
    „Den habe ich auch.“ Francesca trat ans Bett und blickte auf das traurige Bild der Zerstörung. Dann wandte sie sich an Constance, in ihren Augen glomm ein gefährlicher Funke. „Seien Sie unbesorgt. So schnell lassen wir uns von Muriels Bosheiten nicht einschüchtern.“
    Constance war gerührt von Francescas Mitgefühl und spontaner Hilfsbereitschaft. Damit erwiesen sich ihre Befürchtungen, die Freundin könne eine Heirat ihres Bruders mit Muriel gutheißen, als völlig unbegründet.
    „Aber wie denn? An dem zerfetzten Kleid ist nichts mehr zu retten.“
    „Keine Sorge. Ich borge Ihnen mein Reitkostüm und ziehe das von meiner Mutter an. Es ist mir zwar ein bisschen zu weit, aber ich muss heute ja keinen großen Eindruck machen.“
    „Aber Sie wollten uns doch gar nicht begleiten“, erinnerte Constance ihre Freundin.
    „Ganz recht“, entgegnete Francesca grimmig. „Muriel hat meine Meinung geändert.“
    Dann klingelte sie nach der Zofe, zeigte ihr das zerfetzte Kleid und erklärte ihr, was zu tun sei. Nachdem Maisie eine wenig schmeichelhafte Bemerkung über die Zerstörungswut einer gewissen Dame geäußert hatte, machte sie sich daran, den Saum des zweiten Reitkostüms zu verlängern. Francesca ging unterdessen ins Zimmer ihrer Mutter und kehrte mit deren Reitkleid zurück. Glücklicherweise hatte Muriel nicht daran gedacht, die alten Reitstiefel gleichfalls zu zerstören.
    In Windeseile hatte Maisie nicht nur den Saum herausgelassen, sondern auch das Mieder von Lady Selbrookes Kostüm mit provisorischen Abnähern enger gemacht.
    Alsbald schritten Francesca und Constance die breite Treppe hinab in die Eingangshalle, wo die Ausflugsgesellschaft sich bereits versammelt hatte. Constance hatte Mühe, sich ein schadenfrohes Lächeln zu verkneifen, als Muriel bei ihrem Anblick zunächst den Mund vor Verblüffung aufsperrte und im nächsten Moment ihr Gesicht puterrot anlief. Constance musterte die Übeltäterin stumm mit herausforderndem Blick. Muriel klappte den Mund wieder zu, drehte sich brüsk ab und starrte in die andere Richtung.
    Die Pferde standen bereits gesattelt in der Auffahrt. Dominic gesellte sich zu Constance. „Ich habe Grey Lady für Sie ausgesucht, eine ruhige und fügsame Stute, aber nicht ohne Temperament.“
    In Constances Magengegend setzte wieder dieses verräterische Flattern ein wie immer, wenn er in ihrer Nähe war. „Wie aufmerksam, Mylord. Ich bin in den letzten Jahren nämlich nicht häufig geritten.“
    Ihre Stute, ein Geschenk ihres Vaters zum vierzehnten Geburtstag, war alt und träge geworden, aber Constance hatte es nicht übers Herz gebracht, sie zu ersetzen. Und als das Pferd schließlich an Altersschwäche gestorben war, hatte ihr Onkel kein neues Tier angeschafft.
    „Das dachte ich mir beinahe.“ Dominic begleitete sie zu

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