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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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dann sagte er mit dumpfer Stimme: „Kurz vor meiner Ankunft beging Ivy Selbstmord. Sie nahm eine Duellpistole aus dem Schreibtisch meines Vaters, lief damit in den Wald und jagte sich eine Kugel durch den Kopf.“
    „Um Gottes willen, Dominic!“ Constance trat zu ihm, umarmte ihn von hinten und hielt ihn, so fest sie nur konnte. „Es tut mir so leid, Dominic, so entsetzlich leid!“
    Er legte die Hände über die ihren und streichelte sie sanft. „Aus diesem Grund habe ich mich an ihrem Grab mit Terence geprügelt. Diese Geschichte ist Ihnen vermutlich bereits zu Ohren gekommen. Und Sie werden kaum überrascht sein zu hören, dass mein Vater sich auch diesmal auf Terences Seite schlug. Er wies mir die Tür und verbannte mich für immer aus meinem Elternhaus. Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich nie wieder einen Fuß in dieses Haus setzen würde, und reiste ab. Mein Onkel mütterlicherseits bezahlte mein Offizierspatent, und ich zog in den Krieg. Ich sprach nie wieder ein Wort mit meinen Eltern oder meinem Bruder, bis Terence bei einem Reitunfall ums Leben kam. Damals sah mein Vater sich gezwungen, mich wieder aufzunehmen, da ich nun der Erbe des Titels war. Ich musste mich mit ihm versöhnen, wogegen sich alles in mir sträubte.“
    Constance schmiegte sich enger an ihn, als könne sie ihn damit wenigstens um einen Teil seiner Qualen erleichtern. Dominic drehte sich in ihren Armen um, und so standen sie lange da und hielten sich im Arm. Constance konnte das regelmäßige Klopfen seines Herzens hören, seine Wärme hüllte sie ein. Sie wollte ihn trösten, wünschte sich, irgendetwas tun zu können, das ihm half.
    „Vielen Dank“, raunte er und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange.
    „Ich wünschte nur, ich könnte irgendetwas für Sie tun“, antwortete sie und strich ihm mit sanft kreisenden Bewegungen über den Rücken.
    „Das tun Sie. Glauben Sie mir, das tun Sie.“ Er schien zu zögern, und Constance hielt erwartungsvoll den Atem an.
    Und dann fiel ein dicker Regentropfen auf ihre Schulter, und gleich darauf ein zweiter auf ihren Rücken.
    „Was zum Teufel?“ Dominic lehnte sich nach hinten und hob das Gesicht zum Himmel.
    Tief ins Gespräch versunken, hatte keiner von ihnen bemerkt, dass die weißen Schäfchenwolken sich zu einer bleigrauen, tief hängenden Wolkendecke zusammengebraut hatten.
    „Wir müssen schleunigst aufbrechen.“ Dominic nahm Constances Hand, und gemeinsam machten sie sich an den Abstieg, während die Regentropfen in dichter Folge vom Himmel prasselten. Der felsige Grund war durch die Nässe glitschig geworden und zwang die beiden, vorsichtig zu gehen. An der Baumgrenze angelangt, boten die ausladenden Äste nur unzureichenden Schutz, da Wind und Regen mittlerweile zu stark geworden waren. Eine Sturmbö fuhr Constance ins Haar, sie stieß einen kleinen Schrei aus und griff nach ihrem Hut. Zu spät. Das Hütchen segelte bereits durch die Luft und wurde vom Sturm fortgetragen.
    Sie rutschte auf dem schlüpfrigen Fels aus und wäre gestürzt, hätte Dominic sie nicht festgehalten. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch, als sie einen weiteren unsicheren Schritt machte. Doch dann glitt er auf den glatten Sohlen seiner Reitstiefel auf dem nassen Laub aus, geriet ins Taumeln und Constance mit ihm. Dominic versuchte, sich an einem tief hängenden Ast festzuklammern. Vergeblich. Constance und er landeten beide auf dem Waldboden und schlitterten den steilen Abhang hinunter, bis sie von einer knorrigen Baumwurzel aufgefangen wurden.
    Dominic richtete sich ächzend auf und schaute zu Constance, die kichernd einen dünnen Zweig entfernte, der sich in seinem Haar verheddert hatte. Dominic schmunzelte, dann musste auch er lachen. Der Regen, der mittlerweile in Sturzbächen vom Himmel rauschte, lief ihm in Rinnsalen aus dem nassen Haar in die Stirn und übers Gesicht. Er strich sich fahrig die tropfenden Strähnen aus der Stirn, kam auf die Füße und zog Constance hoch. Dann rannten sie weiter bergab und erreichten die Stelle, wo sie die Pferde festgebunden hatten. Beim ersten ohrenbetäubenden Donnerschlag zuckten die Tiere ängstlich zusammen.
    Dominic wies mit dem Arm zur Hütte. „Wir warten hier, bis das Gewitter vorüber ist. Gehen Sie hinein, ich bringe die Pferde in die Scheune.“
    Constance war froh, dass sie die Tiere nicht im strömenden Regen ins Tal führen und das letzte Stück zum Sommerhaus im strömenden Regen reiten mussten. Sie eilte im

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