Ein Kuss vor Mitternacht
wohlgeformt seine Beine waren. Das Bild war beinahe aufreizender, als ihn ganz nackt zu sehen, stellte sie beklommen fest. Sie konnte an nichts anderes denken als an das, was sich unter seiner Kleidung befand.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihn unverhohlen anstarrte, und heiße Schamröte stieg ihr in die Wangen. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Zunge schien an ihrem Gaumen zu kleben. „Wenn … Sie sich … nur umdrehen …“
Er nickte knapp, ging wieder an die Truhe vor dem Bett und holte eine zweite Decke heraus. Constance trat zum Feuer, nestelte fahrig am Oberteil ihres Reitkleids und löste die Haken am Rock, der vom Wasser schwer nach unten glitt und auf die Dielenbretter klatschte.
Sie fragte sich, ob Dominic ihr tatsächlich nicht zusah oder ob er sie heimlich beobachtete. Die Aufregung, die sie bei diesem Gedanken überkam, veranlasste sie zur bangen Frage, was ihr lieber wäre. Sie streifte die Jacke von den Schultern und verharrte, konnte einfach nicht widerstehen, einen Blick über die Schulter zu werfen.
Das hätte sie nicht tun dürfen. Dominic hielt ihr wie ein echter Gentleman den Rücken zugewandt. Er hatte die Stiefel ausgezogen und das Hemd abgelegt. Seine Schultern waren breit und seine Hüften schmal. Sie bewunderte das Spiel der Muskeln auf seinem Rücken, als er mit den Fingern seine Hose über die Hüften nach unten schob. Das war gar nicht so einfach, da er sich förmlich aus dem klammen Stoff schälen musste.
Constance hatte sich geirrt, seine Nacktheit war ein überaus erregender Anblick. Sie konnte sich nicht abwenden von den glatten Rundungen seiner Gesäßbacken, den strammen Muskeln seiner Schenkel. Sie hatte nie zuvor einen nackten Mann gesehen, aber Dominic übertraf ihre kühnsten Vorstellungen. Sie hätte niemals vermutet, welch magische Anziehungskraft seine Nacktheit auf sie ausüben könnte. Das Verlangen, ihm nahe zu sein, drohte sie beinahe zu überwältigen, und ihr Mund wurde staubtrocken.
Unwillkürlich musste ihr ein kleiner Laut entschlüpft sein, denn Dominic drehte unvermutet den Kopf über die Schulter, und ihre Blicke begegneten einander.
Constance hätte hastig herumfahren müssen, tief beschämt, bei ihrem heimlichen Spähen ertappt worden zu sein. Sie hätte abwarten müssen, bis er wieder in die andere Richtung sah, um erst dann das Mieder abzulegen und sich in die Decke zu hüllen.
Stattdessen wandte sie sich vollends zu ihm um, blickte ihm tief in die Augen, während sie das Mieder bedächtig von den Schultern streifte und zu Boden fallen ließ. Schließlich stand sie vor Dominic im dünnen Unterhemd und gerüschtem Unterkleid.
Sein Gesicht wirkte ernsthaft und angespannt, in seinen Augen schien eine heiße Glut zu lodern. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
Constance betrachtete ihn aufmerksam, jede Einzelheit seiner prachtvollen männlichen Gestalt. Die Bögen seiner Rippen, jede Muskelwölbung unter seiner im Licht des Feuers schimmernden Haut. Blondes Haar bedeckte seinen Brustkorb und verjüngte sich zu einem schmalen Streifen, der sich über seine flache Bauchdecke bis dorthin zog, wo seine schwellende Männlichkeit emporragte. Voller Staunen blieb ihr Blick an seinem prallen Schaft hängen, der sich ihr entgegenreckte. Constances Atem beschleunigte sich, ihr Herz raste, Hitze sammelte sich in ihrem Leib.
Sie war ängstlich und zugleich erregt, in ihr tobte ein wilder Aufruhr widersprüchlicher Empfindungen. Sie wusste, dass sie nicht tun sollte, was sie im Begriff war zu tun. Sie müsste sich augenblicklich Einhalt gebieten, ihre Kleider an sich raffen und die Flucht ergreifen.
Aber nichts lag ihr ferner, als zu fliehen. Mochte sie auch einer spontanen Eingebung gehorchen, so handelte sie keineswegs überstürzt und kopflos. Die Erfüllung ihrer sehnlichsten Wünsche war die große Verlockung. Sie begehrte Dominic und wollte ihn haben. Ihr war klar, dass er sie nicht heiraten würde, nicht heiraten durfte. Die ganze Welt würde sie für ihren Fehltritt verdammen. Das alles kümmerte sie nicht.
Sie wollte Dominic. Sie wollte diesen Moment genießen und bis zur Neige auskosten. Was immer in ihrem Leben auch passieren mochte, sie wollte Dominic wenigstens einmal gehören, wollte sich ihm öffnen und hingeben, in seinen Armen vor Glück vergehen und alles von ihm lernen, was zwischen Mann und Frau geschehen konnte. Mochte der Rest ihres Lebens sich in endlosem Trübsinn und Einsamkeit hinziehen, es zählte nicht. Sie würde ihr
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