Ein Kuss vor Mitternacht
die bis dahin fremden Empfindungen schon vertrauter, und das Wissen um die nahende Erlösung erhöhte die Wonnen der innigen Vereinigung mit ihm.
Und dann endlich schrie sie auf vor Wonne, bäumte sich Dominic entgegen, während er sich tief in ihr vergoss und sein heiserer Lustschrei sich mit ihrem mischte.
Constance schlang die Arme um ihn, ihre schweißgebadeten Körper schienen miteinander verschmolzen zu sein in der langsam abebbenden Leidenschaft, die sie beide gerade gemeinsam zum Gipfel der Lust getragen hatte.
Dominics Spannung verflog, und er barg sein Gesicht an Constances Hals. Allmählich beruhigte sich ihr Atem, und ermattet klammerten sie sich aneinander wie zwei Ertrinkende. Constance hatte weder die Kraft noch den Willen zu reden oder sich zu bewegen. Sie war kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn ihn auszusprechen.
Dominic küsste liebevoll ihre Schulter, legte sich neben Constance und zog sie an sich. Sie schmiegte sich an ihn und ließ die Finger träge durch sein Brusthaar gleiten. Sie war erschöpft und müde, ihr Schoß brannte ein wenig, und eine unendlich tiefe Zufriedenheit hüllte sie ein.
So fühlte es sich also an, einen Mann zu lieben. Diese wundervolle Erfahrung war ihr völlig neu – aber wie könnte es auch anders sein? Sie hatte nie zuvor etwas Vergleichbares erlebt. Dieses Gefühl, vollkommen mit einem anderen Menschen vereint zu sein, mit Herz, Seele und Leib durchdrungen von ihm zu sein. Es war ein triebhaftes und herrliches Gefühl, nicht romantisch überhöht und überirdisch wie in Liebesgedichten geschildert, sondern tausendmal schöner!
Dadurch war alles komplizierter geworden, aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie wollte sich in dieser Glückseligkeit treiben lassen und jeden köstlichen Moment der Erfüllung genießen.
Dominic wandte sich ihr zu und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, streichelte ihren Arm und verschränkte die Finger mit den ihren, hob ihre Hand zum Mund und küsste jede Fingerkuppe.
„Du bist die schönste Frau auf der Welt.“
Constance lachte glucksend wie ein Kind und war glücklich, dass er so etwas Dummes sagte. Dominic ließ sich nicht beirren und zählte jede Einzelheit auf, die ihre Schönheit ausmachte, bis sie ihn lachend küssen musste, um ihm Einhalt zu gebieten. Und dann vergingen lange Minuten, ohne dass ein Wort gesprochen wurde.
„Constance“, sagte er schließlich, und sie wusste, dass sie nicht hören wollte, was er ihr zu sagen hatte.
„Nein“, unterbrach sie ihn, ehe er weiterreden konnte, richtete sich halb auf, legte ihm einen Finger auf den Mund und lehnte ihre Wange an die seine. „Wir wollen jetzt nicht darüber reden. Dafür bleibt später genügend Zeit.“
„Wir müssen zurück.“
„Ich weiß.“
Es kostete sie schier übermenschliche Kraft, sich von ihm zu lösen. Aber sie schaffte es, ohne ihn dabei anzuschauen, um nicht wieder schwach zu werden. Sie stand auf, sammelte ihre Unterwäsche ein, die gefährlich nahe am Feuer lag, wodurch der dünne Stoff allerdings beinahe getrocknet war, und zog sich an. Das über der Stuhllehne hängende Reitkleid war immer noch feucht, da der schwere Samt sich mit Wasser vollgesogen hatte, aber es half nichts, Constance musste sich fröstelnd in das klamme Kleid zwängen.
Auch Dominic beeilte sich mit dem Ankleiden, bevor er die Reste der glimmenden Glut mit dem Schürhaken ausdrückte, um einen gefährlichen Funkenflug zu vermeiden. Constance beobachtete ihn dabei, während sie sich mit gespreizten Fingern durchs Haar fuhr und versuchte, es irgendwie hochzustecken, was keine leichte Aufgabe ohne Spiegel und Kamm war.
Ihre Bemühungen nutzten nicht viel, sie sah verlottert und liederlich aus in dem vom Sturz mit Lehm und Erde beschmutzten, zerknitterten Kleid. Daran war nichts zu ändern, ihr Aussehen konnte sie auch nicht erschüttern, so sehr erfüllt war sie von der Erinnerung an ihr leidenschaftliches Liebesspiel.
Dominic blickte sie an, lächelte zärtlich und flüsterte ihren Namen.
Er schloss sie in die Arme und küsste sie inniglich. Nach einer Weile beendete er den Kuss, holte tief Atem und lehnte seine Stirn gegen die ihre.
„Wir müssen gehen“, wiederholte er widerstrebend.
„Das ist richtig.“
„Ich wünschte mir nichts lieber als zu bleiben.“
Constance lächelte wehmütig. „Aber wir müssen.“ Sie löste sich aus der Geborgenheit seiner Arme, trat einen Schritt zurück und nahm ihn bei der Hand. „Man
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