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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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wartet auf uns.“
    Er seufzte. „Du hast recht.“ Er küsste sie noch einmal heftig und fordernd, dann verließen sie die Hütte.
    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Dominic holte die Pferde aus dem Schuppen, und das Paar machte sich an den Abstieg, die Pferde am Zügel führend. Die klare Luft roch frisch und würzig nach dem starken Regenguss. Die Wolkendecke hatte sich gelichtet, die untergehende Sonne tauchte die Landschaft in einen goldenen Glanz.
    Sie hielten sich schweigend bei den Händen und warfen sich gelegentlich zärtliche Blicke zu. Constance hatte das Gefühl, sie seien die einzigen Menschen auf der ganzen Welt. Doch dieser göttliche Frieden würde bald gestört werden, alles würde sich ändern, sobald sie die anderen erreicht hatten, aber Constance verdrängte diesen Gedanken und klammerte sich an das süße Glück des Augenblicks.
    Die Lichtung, wo sie Margaret, Calandra und die beiden Herren zurückgelassen hatten, war menschenleer, aber Dominic war sich sicher, dass die Ausflügler es sich im Sommerhaus während des Regens gemütlich gemacht hatten.
    Constance genoss es, noch etwas länger mit Dominic allein zu sein, während sie aufsaßen, um den Rest des Weges zurückzureiten. Als nach einer Wegbiegung das weiße Sommerhaus am Ufer des Sees sichtbar wurde, legte sich eine düstere Schwere auf Constances Gemüt.
    Die romantische Episode war beendet. Dominic und sie würden ihr normales Leben wieder aufnehmen. Unwillkürlich entfuhr ihr ein Seufzer.
    „Ich weiß“, sagte er mit einem zärtlichen Blick. „Ich will auch nicht zurück.“
    Constance zwang sich zu einem Lächeln, obgleich ihre Stimmung sich noch mehr verschlechterte. Bald würden ihre Wege sich trennen, sie würden nach London zurückkehren und versuchen, ihre kurze Romanze zu vergessen. Die letzten Tage ihres Aufenthalts in Redfields mussten beide sorgsam darauf achten, Distanz zueinander zu wahren, durften kein zärtliches Wort, keinen bedeutsamen Blick tauschen. Er durfte sie nicht in die Arme schließen, nicht einmal ihre Hand berühren. In gehobenen Kreisen war es nicht einmal Verlobten gestattet, Zeichen ihrer Zuneigung in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es wäre unerhört, wenn Dominic und Constance sich nicht an die strengen Regeln von Sitte und Anstand hielten.
    Beim Näherkommen sah Constance, dass alle am Ausflug beteiligten Gäste sich zu ihrem Empfang unter dem Vordach der schmalen Veranda versammelt hatten. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie warf Dominic einen ängstlichen Blick zu, dessen versteinertes Gesicht dem Empfangskomitee zugewandt war.
    Erst in diesem Augenblick erkannte Constance das ganze Ausmaß der unerfreulichen Situation. Dominic und sie hatten sich gefährlich nahe an den Abgrund eines Skandals begeben. Zwar konnte ihnen niemand einen Vorwurf daraus machen, von einem Unwetter überrascht worden zu sein und Zuflucht gesucht zu haben. Aber an der Tatsache, dass sie die letzten zwei Stunden allein in einer Hütte verbracht hatten, war nichts zu beschönigen.
    Vielleicht wäre die Situation noch zu retten gewesen, wenn die anderen, die ursprünglich hatten mitkommen wollen auf den Gipfel, an der Lichtung bis zu ihrer Rückkehr ausgeharrt hätten. Damit wäre die Zeit des verbotenen Zusammenseins verkürzt worden, und man wäre gemeinsam zum Sommerhaus zurückgekehrt. Hätten Calandra, Margaret und ihre beiden Begleiter auch noch verschwiegen, dass Dominic und Constance allein den Felsgipfel erklommen hatten, wäre der Ausflug in einem relativ harmlosen Licht erschienen. Cousine Margaret könnte ein begründetes Interesse daran haben, den Namen der Familie zu schützen, und Calandra war ein argloses junges Mädchen und außerdem mit Francesca und Dominic befreundet. Constance versuchte verzweifelt, sich an diesen Strohhalm zu klammern.
    Die winzige Hoffnung, der Skandal könnte unter Umständen verhindert werden, wurde im Keim erstickt, als Muriel sich mit eisiger Miene von der Gruppe entfernte und den Reitern entgegenging.
    „Verdammter Mist!“, knurrte Dominic leise und schwang sich aus dem Sattel. Ohne Muriel weiterhin zu beachten, half er Constance vom Pferd.
    Muriel konnte sich nicht länger beherrschen. „Wo seid ihr gewesen?“, fragte sie mit schriller Stimme.
    Dominic stellte sich schützend vor Constance. „Ich fürchte, wir wurden vom Gewitter überrascht“, entgegnete er mit blasiert hochgezogenen Brauen.
    „Ja, das sehe ich“, entgegnete Muriel schroff und musterte

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