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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht?«
    »Ich war ja nicht angemeldet. Das ist sonst nicht meine Art…«
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen, Mrs.…«
    »Goldwyn, Sarah Goldwyn«, erklärte die Horror-Oma.
    »Gut. Ich heiße Blanche Everett, ich bin die Leiterin des Heims. Ich vertrete auch Doc Rawson, unseren Chef, der immer sehr beschäftigt ist und sich viel um die Kranken kümmert.«
    »Darf ich eine Nacht mal abwarten?« erkundigte sich Mrs. Goldwyn.
    »Natürlich. Sie dürfen nicht nur. Sie sollen sogar. Warten Sie, ich helfe Ihnen tragen.« Bevor Sarah Goldwyn noch einen Einwand aussprechen konnte, hatte die Heimleiterin den Koffer bereits an sich genommen und war vorgegangen.
    Lady Sarah blieb nichts anderes übrig, als der Everett zu folgen. Sie passierten die wartenden Frauen, wobei sie in blasse Gesichter schauten. Müde Augen warfen Lady Sarah Blicke zu, und sie bedauerte die Frauen.
    Daß es den Frauen nicht gutging stand in ihren Gesichtern geschrieben. Die Horror-Oma fragte sich, welch ein Rätsel dieses Haus auf den Klippen barg.
    Sie warf noch einen Blick zurück.
    Die beiden Helfer hatten hart gearbeitet und das frische Grab zugeschaufelt. Jetzt standen sie daneben, stützten sich auf ihre Spaten und blickten in Mrs. Goldwyns Richtung wobei sie die Lippen zu einem Grinsen verzogen harten.
    Lady Sarah drehte sich hastig wieder um.
    Carola Finley entdeckte sie auch. Die Frau kniepte der Horror-Oma zu. Dieses Zeichen tat Lady Sarah sehr gut. So hatte sie das Gefühl, wenigstens nicht völlig allein in dieser fremden Umgebung zu sein. Blanche Everett blieb vor der Tür stehen, zog sie auf und drehte sich zu Sarah Goldwyn um. »Bitte treten Sie ein, und fühlen Sie sich schon wie zu Hause.«
    Die Horror-Oma bedankte sich mit einem Nicken, setzte ihren Fuß über die Schwelle, tat den zweiten Schritt, auch den dritten und wußte sofort, daß sie sich an dieses Haus niemals gewöhnen würde. Es barg eine abstoßende Atmosphäre. Es war keine Furcht, die Sarah überfiel, sondern eher eine Beklemmung und eine gespannte Erwartung. Ein kühles Innere hatte sie aufgenommen. Sehr hohe Decken besaß das Gebäude. Es gab zahlreiche Gänge, die in die einzelnen Teile des Hauses führten.
    Der dunkle, glatte Steinboden schimmerte. An manchen Stellen, wo er nicht so stark gebohnert war, konnte Sarah auch Fußspuren erkennen. Die Lampen waren weiße, runde Kugeln.
    »Ich gehe vor«, sagte Blanche Everett, nahm den abgestellten Koffer wieder hoch und wandte sich nach links, um an der wuchtigen, nach oben führenden Treppe vorbeizugehen, damit sie in einen breiten Gang eintauchen konnte, wo auch die Zimmer lagen.
    »Die meisten Räume befinden sich hier unten«, erklärte sie. »Unsere Gäste sind oft schlecht zu Fuß. Wir haben auf diese Tatsache Rücksicht genommen.«
    »Das finde ich gut. Auch mir bereitet es Mühe, Treppen zu steigen.«
    Die Frau lächelte.
    Das beklemmende Gefühl verschwand nicht. Im Gegenteil, es verstärkte sich noch, je tiefer die Horror-Oma in das Haus hineinschritt. Der Vergleich mit einem gewaltigen Sarg aus Mauern und Steinen kam ihr in den Sinn. In diesem Gebäude kam man sich lebendig begraben vor. Es war die richtige Vorbereitung auf den Tod.
    An einer Reihe von Türen gingen sie vorbei, und nur ihre Schritte waren auf dem harten Steinboden zu vernehmen. Die Echos hallten von den kahlen Wänden wider. Da gab es kein Bild, das sie schmückte, und das herrschende Zwielicht trug auch nicht dazu bei, die Stimmung der Horror-Oma zu heben.
    Sie mußten fast bis zum Ende des Ganges durchgehen, um das Zimmer zu erreichen, das einmal Diana Coleman gehört hatte. Vor der Tür verhielt Blanche Everett ihren Schritt. »Es macht Ihnen doch nichts aus, in einem Raum zu leben, in dem vor kurzem jemand gestorben ist?«
    »Nein, nein!« Heftig schüttelte Mrs. Goldwyn den Kopf. »Ich bin da nicht so eigen.«
    »Ja, das ist gut. Wir haben das Zimmer natürlich aufgeräumt und die persönlichen Dinge der Verstorbenen entfernt. Es sind nur die Möbel vorhanden, und die gehören dem Heim.« Während dieser Worte hatte sie nicht nur die Tür aufgeschlossen, sie auch aufgestoßen, und ihre einladende Handbewegung erklärte der Besucherin, daß sie eintreten sollte.
    Lady Sarah gefiel das Zimmer auf Anhieb nicht. Es war ebenso düster wie der Flur. So paßte es zu diesem Haus, und Lady Sarah wußte genau, daß sie sich hier nie wohl fühlen würde.
    Ebenso dunkel wie das Zimmer waren auch die Möbel. Zudem rochen sie seltsam. Es war ein

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