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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihnen hier, meine Liebe?«
    »Das kann ich noch nicht sagen. Ich bin erst wenige Stunden hier.«
    »Ja, ich weiß. Aber lassen Sie es sich gesagt sein. Wir haben hier viel Spaß, und unser Sommerfest wird Ihnen auch gefallen. Wirklich, Sie werden sehen.« Edith Wiser nickte Lady Sarah noch einmal zu und ging davon.
    Sofort drängte sich Carola wieder an ihre Seite. »Seien Sie bei der vorsichtig sie ist ein Spitzel. Die spioniert für die Heimleiterin. Sie horcht alle aus und meldet es dann.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Und wie.«
    »Dann bleiben Sie am besten in meiner Nähe«, schlug Mrs. Goldwyn vor, und Carola war einverstanden.
    Sie liefen weiter den Gang hinab und näherten sich dem Ausgang.. Da sie so ziemlich zu den letzten Frauen gehörten, konnte Lady Sarah die anderen beobachten.
    Sie hatte das Gefühl, als wären die alten Leute Marionetten, die man aufgezogen hatte. So steif schritten sie dahin, und manchmal wankten sie auch, so daß sie sich an den Gangwänden abstützen mußte, um nicht zu fallen.
    Da erinnerten sie die Horror-Oma an Zombies, lebende Leichen, die sie in den Katakomben von Rom gesehen hatte.
    »Schrecklich und makaber!« flüsterte sie.
    »Was?« fragte Carola.
    »Diese alten Menschen.«
    »Vergessen Sie nicht, daß wir auch dazu zählen.«
    »Da haben Sie recht.«
    Die beiden hatten inzwischen den breiten Hinterausgang erreicht, sahen die Treppenstufen vor sich und blieben auf dem hinter der Tür liegenden Podest stehen.
    Beide schauten auf den Friedhof und sagten kein Wort, weil sie zunächst das Bild in sich aufnehmen mußten.
    Lady Sarah war zudem sprachlos, denn so etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.
    Ein alter Leichenacker, der eine festliche Illumination zeigte. Quer über den Friedhof hatte man die Girlanden aufgehängt. Sie hingen in der Mitte durch, denn an ihnen waren bunte Lampions befestigt, in denen brennende Kerzen steckten. Sie übergössen die alten Grabsteine mit einem bunten Lichtspektrum.
    Es war noch nicht dunkel geworden, aber die Dämmerung wurde unaufhörlich stärker, so daß Helligkeit, Schatten und buntes Licht sich miteinander vermischten und ein Wirrwarr bildeten. Da Wind aufkam, erfaßte er auch die Lampions und schaukelte sie hin und her. Dann begannen die bunten Lichter zu wandern, schufen neue skurrile Gebilde, die auch die Grabsteine zu verändern schienen, so daß sie stetig andere Formen annahmen. Wie hatte sich der Friedhof verändert!
    Und an seinem Rand saßen die Frauen. Zwei lange Tische waren aufgestellt worden, an denen alle Heimbewohnerinnen ihren Platz gefunden hatten. Auch sie wurden vom bunten Licht der schaukelnden Lampions übergössen, so daß ihre Gesichter manches Mal verzerrten Clownsmasken glichen oder wie die starren Gesichter farbig angestrichener Zombies aussahen.
    »Ein schlimmes Bild«, flüsterte die Horror-Oma.
    »Ja, das stimmt. Aber so ist es immer.«
    »Wollen Sie nicht auch Platz nehmen?« hörten sie hinter sich die Stimme der Heimleiterin Sie hatten ihr Kommen nicht bemerkt, erschraken beide und drehten sich um.
    Blanche Everett lächelte. Auch sie trug nicht mehr das strenge Kostüm. Sie hatte sich umgezogen. Dunkelblau war das Kleid, das bis zu ihren Knöcheln reichte und an den Seiten zwei Schlitze aufwies. Das Gesicht zeigte ebenfalls eine Bemalung. Unterschiedlich dick lag die Schminke auf, ein Zeichen, daß Blanche Everett in dieser Kunst noch ziemlich ungeübt war.
    Lady Sarah fing sich als erste. »Natürlich setzen wir uns. Ich wollte mir die Dekoration zuvor nur noch anschauen, denn so etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    »Unsere Sommerfeste«, so erklärte die Heimleiterin, »sind immer etwas Besonderes.«
    »Und weshalb feiern Sie auf dem Friedhof?« Diese Frage konnte sich Lady Sarah nicht verkneifen.
    »Ist es hier nicht gemütlich?«
    »Darüber kann man streiten. Ich finde, daß…«
    »Nein, nein. Das geht schon in Ordnung. Unsere lieben Gäste sind froh darüber. Sie wollen doch mit ihren Freundinnen Zusammensein, und sie sollen sich gleichzeitig darüber freuen, daß sie selbst noch am Leben sind. Verstehen Sie das nicht?«
    »Ihre Logik ist pervers«, erklärte Sarah Goldwyn.
    »So dürfen Sie das nicht sehen. Aber jetzt möchte ich Sie doch bitten, den Platz hier zu räumen. Zudem wird gleich das Essen aufgetragen.« Sie deutete mit der Hand nach vorn, so daß den beiden Frauen nichts anderes übrigblieb, als die Stufen der Treppe hinunterzulaufen und sich zu den anderen zu

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