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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versteckten Warfen suchten. Natürlich fanden sie die Beretta. »Da, er hat eine Kanone!«
    »Gib sie her!« vernahm ich die Frauenstimme. »Doch nicht harmlos, der Typ.«
    »Soll ich weitersuchen?« fragte der Mann.
    Jetzt kam es darauf an. Wenn die Frau diese Frage bejahte, war ich bald alles los, doch sie hatte etwas dagegen. »Nein, das brauchst du nicht. Wir haben seine Kanone, aber keine Zeit mehr. Das Fest beginnt bald, und dann kommen auch noch die anderen. Werft ihn in den Sarg und klappt den Deckel zu. Wir werden uns später um ihn kümmern.«
    »Falls er noch lebt«, kicherte jemand.
    »Da sagst du was! Wenn nicht, ich kenne jemand, der sich verdammt freuen wird.«
    »Ich auch!«
    Ich hörte ihre Worte, verstand sie, begriff jedoch den Sinn nicht. Irgend etwas ging hier vor. Es war von einem Unbekannten gesprochen worden, der sich freuen würde.
    Wer verbarg sich dahinter? Vielleicht dieser Doc Rawson. Da ich noch so klar und logisch denken konnte, machte ich mir im Augenblick nicht allzu große Sorgen. Die Lähmung würde sicherlich auch bald verschwinden.
    Die Sorgen wuchsen schlagartig als ich die Hände spürte, die unter meinen Körper griffen und mich in die Höhe hieven wollten. Zuerst wollte ich mich versteifen, das brauchte ich nicht mehr, mein Körper erinnerte sowieso schon an ein Brett, und die beiden Männer hatten ihre liebe Müh und Not, mich in die Höhe zu bekommen, da ich ziemlich schwer geworden war.
    Ich sah über mir das Gesicht des Kerls, der mich unter den Achselhöhlen gepackt hielt. Er hatte seine Lippen zu einem Grinsen verzogen, deshalb so gut zu sehen, weil die Frau eine Taschenlampe hielt, deren Strahl den Mann und auch mich anleuchtete. Der zweite Kerl blieb im Dunklen.
    Dann wanderte das Licht und erfaßte den Sarg, in dem ich hineingestopft werden sollte.
    »Wir nageln dich zu!« hörte ich den Mann über mir keuchen. »Dann wirst du verrecken wie eine Ratte!« Er hatte einen Heidenspaß. »Und zum Schluß wird er dich…«
    »Halt den Mund, Boco!«
    Als die Stimme der Heimleiterin aufpeitschte, schwieg der Mann erschreckt. Mich ließen sie fallen.
    Sie hatten es so abgepaßt, daß ich nicht auf die Sargkante schlug sondern direkt in die Totenkiste hineinsauste. Trotzdem machte mich der Aufprall fertig und ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, weil ich mich verdammt mies fühlte.
    Aber ich fühlte Schmerzen und konnte mich auch wieder einigermaßen bewegen. Nur nutzte mir das in diesem Moment nichts, denn die Männer hielten den Sargdeckel bereits in den Händen und drückten ihn nach unten, bevor ich Gegenmaßnahmen ergreifen konnte.
    Blitzschnell verschwand das Licht der Taschenlampe. Ein dumpfes Geräusch erklang als der Deckel auf das Unterteil gesetzt wurde, und ich drückte sofort mit beiden Händen dagegen, ohne etwas zu erreichen, denn höchstwahrscheinlich hatten sich die beiden Kerle kurzentschlossen auf den Sarg gesetzt.
    Da war nichts zu machen.
    Sie nagelten den Sarg zwar nicht zu, sondern klemmten nur die Verschlüsse fest, doch das kam auf das gleiche heraus. Ich hörte sie noch sprechen. Was die Männer sagten, verstand ich nicht. Die Stimme der Frau war zu vernehmen.
    »Auf zum Sommerfest«, sagte sie. Dann wurde es still. Grabesstill…
    ***
    Auf dem Gang trafen Lady Sarah Goldwyn und ihre neue Freundin mit den anderen Frauen zusammen, und die Horror-Oma schluckte, als sie ihre Mitbewohnerinnen anschaute.
    Es war nicht zum Lachen, obwohl es eigentlich dazu reizte. Da harten sich alte Frauen auf jung getrimmt, Schminke aufgelegt, Sommerkleidung angezogen, die nicht für sie gemacht worden war, so daß sie wie zweibeinige Papageien wirkten.
    Es lag schon eine gewisse Tragik über dem Fest. Lady Sarah brauchte nur in die Gesichter der Frauen zu schauen, um zu wissen, daß sie sich nicht wohl fühlten.
    Es war schlimm, so etwas zu sehen. Neben der Horror-Oma schritt jemand her, der blaue Shorts trug. Die Beine der Hose leichten fast bis zu den Knien, das dünne Haar war aufgedreht worden, und dennoch fanden die Locken keine richtige Form, so daß manche Haarstücke teilweise noch als Strähnen nach unten hingen. Grell waren die Lippen geschminkt, wobei sie sich zu einem Lächeln verzogen, als die Frau sagte. »Ah, Sie sind also die Neue.«
    »Ja, die bin ich.«
    »Mein Name ist übrigens Edith Wiser«, erklärte die andere, blieb neben Sarah Goldwyn und reichte ihr eine Hand, deren Fingernägel wie auch die Lippen grellrot angemalt waren. »Gefällt es

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