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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstanden, sie achtete jedoch nicht darauf.
    Ganz allmählich stemmte sich die Horror-Oma in die Höhe, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen, denn sie hatte etwas entdeckt und wollte genauer nachsehen, ob sie auch keinem Irrtum erlegen war. Dort, wo sich das frische Grab befand, bewegte sich die Erde. Über dem Grab hingen zwei Lampions, zudem ziemlich windgeschützt, weil sie von einigen Zweigen gedeckt wurden, so daß ihr Schein fast senkrecht auf die Grabstätte fiel und sie ausleuchtete.
    Und genau dort wurde die Erde von unten her aufgeworfen. Aber nicht nur das.
    Eine bleiche Hand erschien aus dem Boden und bewegte winkend die fünf Finger.
    Jetzt wußte Sarah Goldwyn, wer die Gäste waren, die noch zum Fest erwartet wurden. Zombies!
    ***
    Ich schlich durch das Haus!
    Zunächst hielt ich mich im Keller auf und wunderte mich über dessen Größe. Er besaß die gleichen Ausmaße wie die Räumlichkeiten über mir, nur waren die Decken nicht so hoch. Wenn draußen auch noch so heiß die Sonne vom Himmel herniederbrannte, in diesem Keller war es immer kühl. Dafür sorgten die dicken Steinquader der Wände. Menschen sah ich nicht. Ich vernahm auch keine Geräusche, bis auf das Fallen von Wasserhopfen.
    Die einzelnen Gewölbe waren von unterschiedlicher Größe. Manche besaßen die Ausmaße einer Wohnung, andere wiederum waren so klein wie Badezimmer in einer Neubauwohnung.
    Mir fiel die Leere auf. Wo ich auch hineinleuchtete, ich sah nur Staub oder irgendwelchen Schimmel, der sich wegen der Feuchtigkeit gebildet hatte.
    Hin und wieder tropfte es in meinen Nacken. Das Wasser war sehr kalt und rann wie ein Eisstreifen meinen Rücken hinab.
    Ab und zu blieb ich stehen, um mich zu orientieren. Dann dachte ich jedesmal darüber nach, welche Richtung ich genommen hatte. Ich bewegte mich, wenn alles korrekt gelaufen war, auf die Mitte des Hauses zu und rechnete damit, irgendwann auf eine Treppe zu stoßen, die mich wieder nach oben brachte.
    Meine Hoffnung war trügerisch. Eine Treppe entdeckte ich nicht. Aber ich hörte ein Geräusch. Vor mir ging es nicht weiter, weil eine Mauer den Weg versperrte. Ich mußte schon nach rechts, tauchte in einen niedrigen Gang und sah im immer schwächer werdenden Schein meiner kleinen Lampe eine Holztür.
    Hinter ihr waren die Geräusche ertönt. Schritte!
    Sie wurden lauter, jemand näherte sich der Tür, drehte ab, und einen Augenblick später vernahm ich ein unangenehmes Quietschen, das auf das öffnen einer weiteren Tür hindeutete.
    Ich blieb stehen, duckte mich ein wenig und preßte mein rechtes Ohr gegen das Holz der Tür.
    So konnte ich lauschen.
    Die weibliche Stimme kam mir bekannt vor.
    Sie gehörte meiner speziellen Freundin Blanche Everett. Und sie sprach so laut auf jemand ein, daß ich vieles relativ gut verstehen konnte. Was sie sagte, ließ meine Haare zu Berge stehen, und meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich.
    »Hallo, Doc«, sagte die Heimleiterin. »Ich bin zu dir gekommen, weil es soweit ist. Freust du dich?«
    Eine Pause entstand.
    »Gib Antwort!« forderte die Frau.
    Ich vernahm ein Schlürfen und Schmatzen, so laut, daß es selbst durch die Tür kaum gedämpft wurde. Gleichzeitig knirschte es, als hätte jemand einen Knochen zerbissen.
    Schmatzen, schlürfen, knirschen - eigentlich völlig normale Geräusche, aber nicht im Zusammenhang mit demjenigen, der da irgendwo vor mir hockte.
    Das war kein Mensch, sondern ein Ghoul!
    Jawohl, ich hatte es mit einem Ghoul zu tun, einem der widerlichsten Dämonen, die überhaupt existierten.
    Obwohl ich ihn noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, wußte ich, daß er sich hinter dieser Tür verborgen hatte.
    »Komm jetzt, mein Kleiner! Ich werde dich nach oben bringen. Da sind sie alle versammelt, und unsere Besucher werden sich inzwischen auch eingefunden haben. Das Sommerfest ist toll. Sie freuen sich schon darauf, dich zu sehen, und zum Abschluß bekommst du etwas Besonderes. Einen Spitzel, den wir in einen Sarg gesteckt haben und der den großen Vater so gern hatte sehen wollen…«
    Als Antwort erfolgte abermals ein widerliches Schmatzen. Mir lief es kalt und heiß den Rücken hinab. Diese wenigen Sätze hatten fast das gesamte Rätsel des Hauses geklärt.
    »So, nun gehen wir!«
    Nach diesen Worten vernahm ich ein Quietschen und einen dumpf klingenden Schlag. Für mich ein Beweis, daß die zweite Tür geschlossen worden war. Das Quietschen blieb, wurde leiser und entfernte sich rasch, so daß es bald

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