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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nein, in diesem düsteren Haus auf den Klippen starb man nicht eines natürlichen Todes. Wenigstens in den seltensten Fällen. Und wer hier starb, um den kümmerte sich niemand. Dieses düstere Gebäude erinnerte an einen gewaltigen Sarg in dem man sich auf den endgültigen Tod vorbereiten konnte.
    »Wir haben uns gedacht, sie schon heute morgen zu begraben«, sprach die Frau weiter. »Es ist wegen des Wetters. Wir möchten die Leiche nicht zu la nge aufgebahrt lassen. Ihr habt sicherlich dafür Verständnis - oder?« Das letzte Wort war so betont worden, daß jede Frau merkte, Widerstand würde zwecklos sein.
    Stumm nickten sie.
    Die Everett lächelte knapp. »Ich habe mir gedacht, daß ihr so handeln würdet. Es ist auch besser. Aber ihr werdet sie doch sicherlich zu ihrer letzten Ruhestätte begleiten, nicht wahr?«
    Die Frauen schauten sie stumm an. Es dauerte ein wenig bis die ersten ihre Zustimmung gaben. Sie nickten. Die anderen folgten. Es war eine regelrechte Nickrunde, die da an den Tischen versammelt saß. Blanche Everett war zufrieden. Man konnte sich auf diese Frauen verlassen, dachte sie. Die haben zu große Angst, um aufzumucken. Zudem wurde ein jeder genau unter die Lupe genommen, bevor er in dieses Altersheim kam. Fehler konnten sie sich nicht erlauben. Leider war es einer Person gelungen, eine Nachricht nach draußen zu schmuggeln. Eben dieser Diana Coleman. Dafür hatte sie büßen müssen. Eigentlich spielte es für die Everett keine Rolle, ob Diana jetzt gestorben war oder erst in ein paar Jahren. Sie war reif gewesen. Blanche Everett räusperte sich. Ihre Lippen zuckten. Flach holte sie Atem und sagte: »In drei Stunden ist die Beerdigung. Ich will euch alle auf dem Friedhof sehen. Sonst noch Fragen?«
    Niemand wollte reden.
    »Gut«, sagte die Frau. »Ich freue mich immer, wenn alles glattgeht. Wir sorgen schließlich auch für euch. Aber da fällt mir noch etwas ein«, sagte sie, bereits im Begriffsich umzudrehen. »Wir haben doch für heute abend das Sommerfest geplant.«
    Sie legte bewußt eine Pause ein, denn nun wurden die Blicke der Frauen interessierter.
    Wieder gönnte sich Blanche Everett ein Lächeln. »Ich sage euch etwas. Das Sommerfest wird stattfinden, obwohl dieser tragische Todesfall dazwischengekommen ist. In eurem Alter soll man die Feste feiern, wie sie fallen, meine Lieben. Wer weiß, wie viele von euch das nächste Sommerfest noch erleben!« Ein spöttisches Lachen drang aus ihrem Mund. Danach drehte sie sich um und ging. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloß.
    Zurück blieben die Frauen. Sie saßen auf ihren Plätzen wie angenagelt. Niemand sprach ein Wort. Die vom Leben gezeichneten Gesichter wurden noch bleicher, und auf irgendeine Art und Weise paßte sich ihre Stimmung der Düsternis des Frühstücksraumes an.
    Eine ältere Dame mit silberfarbenem Haar unterbrach schließlich das Schweigen. »So ergeht es jedem von uns, der sich gegen die Ordnung hier auflehnt.«
    »Hat sich Diana denn aufgelehnt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Jetzt kann ich es euch ja sagen«, meinte die Frau mit dem Silberhaar, die auf den Namen Carola Finley hörte. »Diana hat einen Brief geschrieben und ihn auch aus dem Haus geschmuggelt.«
    »Wie ist das möglich?«
    Carola lächelte. »Ich weiß es auch nicht. Sie hat es auf jeden Fall geschafft. Unter Umständen mit einem Helfer. Vielleicht einem der Fahrer, die Lebensmittel bringen.«
    »Ja, das wäre möglich.« Plötzlich sahen die alten Damen ganz anders aus. Nicht mehr so lethargisch, sondern eher aufgekratzt, und auch die Augen besaßen nicht mehr den müden Ausdruck wie einst.
    »Was hat denn in dem Brief gestanden?« wurde die alte Frau mit dem Silberhaar gefragt.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und an wen war er adressiert?«
    Carola hob die Schultern. »Ist mir ebenfalls unbekannt.« Sie beugte sich nach vorne und trank einen Schluck Kaffee. »Den Namen kenne ich nicht«, murmelte sie. »Diana sprach nur von einer alten Freundin, die uns vielleicht helfen könnte.«
    Die anderen lachten. Sie wollten es nicht so recht glauben. »Alte Freundin? Dann kann sie doch nicht gegen unsere Bewacher an.« Das Wort Bewacher war hier eingeführt worden.
    »Das müßte man erst einmal abwarten.«
    »Und wann soll die Freundin eintreffen?«
    »Sie wurde zum Sommerfest eingeladen!«
    Vor Schreck schwiegen die Frauen. Mit dieser Antwort hatte keine gerechnet. Das Sommerfest begann am heutigen Abend, doch zuvor mußte Diana Coleman noch in die

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