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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unten, und ihre Mundwinkel verzogen sich dabei stark nach unten.
    »Wie stark fühlen Sie sich eigentlich?« fragte sie nach einer Weile.
    »Ich verstehe nicht…«
    Die Heimleiterin beugte sich vor und legte ihre Hände flach auf die Schreibtischplatte. »Ich weiß doch, was in Ihrem Kopf vorgeht. Sie beschäftigen sich mit aufrührerischen Gedanken. Keine Sorge, ich bin genauestens darüber informiert. Nehmen Sie einfach an, daß ich Gedanken lesen kann.«
    Das glaube ich kaum, dachte Carola. Man wird dir wohl eher etwas zugetragen haben. »Nun?«
    »Ich wüßte nicht, was ich Ihnen zu sagen hätte.« Blanche Everett lächelte spöttisch. »Zumindest eine Bestätigung meiner Behauptung.«
    »Nein!«
    Die Heimleiterin schluckte. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen? Sie lügen mir ins Gesicht. Ich weiß, was hinter Ihrer Stirn vorgeht, und Sie besitzen die Frechheit, mich einfach anzulügen. Dabei sollten Sie dankbar sein.«
    »Dankbar?«
    »Ja, dankbar. Wo wären Sie denn, wenn wir Sie nicht aufgenommen hätten! Wo, frage ich Sie!«
    »Vielleicht ginge es mir dann besser!«
    Als Carola Finley die Worte aussprach, rechnete sie mit einer wilden Reaktion der Frau, mit einem Wutanfall. Das geschah nicht. Blanche Everett blieb ruhig sitzen. Nur ihre Stirn legte sich in zahlreiche Falten, und sie erwiderte mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen: »Besser würde es Ihnen gehen? Daß ich nicht lache! Ihnen würde es mieser gehen. Vielleicht wären Sie auch schon verreckt. So arm, wie Sie sind.«
    »Arm ja, aber nicht würdelos!«
    »Würde!« Die Everett spie das Wort förmlich aus. »Wer von euch hat denn Würde?«
    »Ich habe sie behalten, und Sie werden mich auch nicht zerbrechen. Es sei denn, Sie töten mich.«
    Das Lachen klang spöttisch. »Glauben Sie denn, daß wir so etwas tun würden?«
    »Ja!«
    Es war nur ein Wort, das die Frau sagte, doch darin lag alles, was sie empfand.
    Sie wußte genau, daß einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Und sie glaubte fest daran, in einem Mördernest zu sitzen, denn Diana Coleman war sicherlich nicht eines natürlichen Todes gestorben. Man hatte sie, Carolas Meinung nach, umgebracht.
    Der Wut-oder Haßanfall erfolgte nicht. Die Everett blieb ruhig sitzen, sie richtete sich nur ein wenig mehr auf, das war alles. »Morde in meinem Haus«, flüsterte sie, »das muß erst einmal bewiesen werden. Bisher steht nur die Anschuldigung durch Sie!« Ihr Finger schnellte vor und zeigte auf Carola. »Es gehört Mut dazu, mir so etwas ins Gesicht zu sagen, aber Mut werden Sie brauchen, darauf können Sie sich verlassen. Sogar sehr viel Mut, meine Liebe.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nur so. Warten Sie es ab. Es werden auch andere Zeiten kommen, das versichere ich Ihnen. Und jetzt gehen Sie. Ich erwarte Sie pünktlich bei der Beerdigung und selbstverständlich heute abend auf unserem Sommerfest. Die Teilnahme ist Pflicht.«
    »Wo soll es stattfinden?« fragte Carola.
    »Darüber ist nicht gesprochen worden, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sie irren sich nicht. Ich kann Ihnen den Platz sagen Zudem erwarten wir auch Gäste. Das Sommerfest findet dort statt, wo viele von euch bald liegen werden. Auf dem Friedhof!«
    Bisher hatte sich Carola Finley gut gehalten. Nach dieser Antwort zuckte sie zusammen, denn sie hatte einen Schock bekommen, und sie konnte nicht vermeiden, daß es ihr heiß und kalt den Rücken hinabrann…
    ***
    In London schien noch die Sonne.
    Je weiter wir nach Westen fuhren, um so mehr verschwand die Bläue des Himmels. Erste Wolken tauchten auf. Zunächst nur weiße Wattefelder, allmählich wurden sie dunkler, und manchmal bedeckten sie den Himmel schon wie gewaltige, graue Berge.
    Bis Exeter hatten wir auf der Autobahn fahren können und mußten die Schnellstraße dort verlassen, wo der Dartmoor National Park beginnt. In südlicher Richtung umfuhren wir das gewaltige Gebiet, denn unser Ziel lag am Meer. Ab Plymouth nahmen wir die Küstenstraße, um zur Veryan Bay zu gelangen.
    Dort sollte das seltsame Haus liegen.
    Längst hatte uns die Einsamkeit der Provinz Cornwall geschluckt. Wir bewegten uns in einem Land, wo Mythen und Legenden noch lebendig waren. Fast jedes Dorf konnte seine eigene gespenstische Geschichte vorweisen.
    Zum Glück besserte sich das Wetter. Die gewaltigen Wolkenberge blieben im Norden zurück und verschwanden allmählich völlig aus unserem Blickfeld.
    Lady Sarah saß neben mir und lächelte. Ihr machte es Spaß, durch die Gegend zu gefahren

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