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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu werden, und auch ich war froh, wieder Landluft zu schnuppern.
    Suko hatte ich zu einem Trip nicht überreden können. Er wollte mit seiner Freundin Shao das Wochenende in London verbringen und es ruhig angehen lassen. So fuhren wir allein.
    Beim Morgengrauen waren wir abgedampft, denn bis Cornwall ziehen sich die Meilen wie Kaugummi in die Länge. Lady Sarah hatte mir den Brief zu lesen gegeben, und auch ich fand ihn schon sehr merkwürdig. In Plymouth hatte ich noch getankt, und wenig später sahen wir bereits das graue Meer.
    Darüber stand eine Sonne, die ihre Strahlen auf die Wasserfläche warf und manche Wellenkämme zu einer golden glänzenden, wogenden Landschaft verschönerten.
    Sogar einige wagemutige Segler entdeckten wir. Wagemutig insofern, als die See vor Cornwall doch ziemlich rauh war und die anrollenden Wellen die Boote sehr leicht zum Kentern bringen konnten. Auf der Fahrt hatten wir uns über Gott und die Welt unterhalten, wobei Lady Sarah es nie lassen konnte, immer von Glenda Perkins anzufangen. Das lag ihr sehr am Herzen. Ich allerdings wich diesem Thema stets aus.
    Leider konnte ich nicht mehr so schnell fahren. Erstens war die Küstenstraße schmaler als die breiten Autobahnen und zweitens kurvenreicher. In einer Berg-und Talfahrt glitten wir an der Küste entlang und sahen links von uns die schaumige Brandung gegen die Felsen donnern, wobei gewaltige Gischtfahnen in die Höhe geschleudert wurden, die wie riesige Tücher aus Wassertropfen wirkten. Wenn sie von den Sonnenstrahlen getroffen wurden, entstand ein Regenbogen, der unseren Weg stets begleitete.
    »Sollte sich dieser Fall als harmlos herausstellen«, so sagte Sarah Goldwyn, »suchen wir uns irgendwo ein gemütliches Hotel und machen zwei Tage Pause.«
    »Dagegen hätte ich nichts. Aber kennst du ein Hotel?«
    Die Horror-Oma nickte. »Sogar ein altes Castell. Ich war mal da, weil es dort spuken sollte.«
    »Und?«
    »Ein Diener öffnete mir. Ich fragte ihn, ob wirklich ein Geist existierte.«
    »Was antwortete er?«
    »Er meinte, er wäre schon seit 400 Jahren hier beschäftigt, aber einen Geist hätte er nicht gesehen.«
    Ich mußte erst zwei Radfahrer überholen. Dann konnte ich lachen. So alt der Witz auch war, Lady Sarah hatte ihn vortrefflich angebracht. Sie war wirklich eine bemerkenswerte Frau. Die Fahrt konnte man beim besten Willen nicht als Erholung bezeichnen, aber aus ihrem Mund war kein Wort der Klage gekommen. Lady Sarah saß da, schaute aus dem Fenster und beobachtete die Umgebung.
    Sie trug ein dunkelrotes Kleid. Ihr Koffer stand im Fond, darüber lag ein leichter Mantel, und natürlich hatte sie nicht auf ihren Schmuck verzichtet. Fünf Ketten baumelten vor ihrer Brust. Sie klirrten gegeneinander wenn sich die Frau bewegte. Das graue Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden, und auf ihrer Gesichtshaut lag sogar ein dezentes Make-up.
    Sie wollte schließlich einen guten Eindruck machen, wenn sie sich anmeldete.
    Und darum ging es im Prinzip. Um die Anmeldung. Lady Sarah wollte als Gast kommen, als eine alte Frau, die sich aus dem Trubel der Großstadt in der ländlichen Idylle der Provinz Cornwall zur Ruhe setzen wollte. Das war alles, wobei sie hoffte, daß man ihr diesen Auftritt auch abnahm. Wenn nicht, würde sie die Verantwortlichen des Heims sicher davon überzeugen können, sie wenigstens eine Nacht aufzunehmen, bevor sie den Rückweg antrat. Und in dieser Nacht wollte sie Augen und Ohren offenhalten, um so viel wie möglich zu erfahren. Außerdem traf sie im Heim noch ihre alte Freundin Diana Coleman. Die konnte ihr sicherlich mehr sagen.
    So sah der Plan aus, den sie sich zurechtgelegt hatte. Ich sollte, wenn es nach ihr ging zunächst einmal nur eine Statistenrolle spielen und erst eingreifen, wenn wirklich etwas geschehen war und die Lage sich zuspitzte.
    Ich hatte zugestimmt.
    Wieder einmal änderte sich das Wetter. Zwar schien nach wie vor die Sonne, doch Wolkenbänke schoben sich hin und wieder vor den glühenden Ball, und das helle Licht bekam einen milchigen Schein. Manchmal passierten wir Ortschaften, deren Namen ich vergessen habe. Schließlich übernahm Lady Sarah die Funktion des Beifahrers. Sie schnappte sich die Karte und breitete sie aus. »Bald sind wir da«, erklärte sie.
    »Und welche Anlaufstation haben wir?«
    Zum Glück besaß ich einen Spezialkarte von Cornwall. Auf der normalen war der Flecken überhaupt nicht eingezeichnet.
    »Everfalls«, sagte Lady Sarah.
    »Auch

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