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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dahin bringe ich dich.«
    »Und von dort aus kann man fast zu Fuß bis zum Altersheim gehen«, erklärte sie mir.
    Wild und romantisch war die Umgebung. Hohe Felsen. Dazwischen weite Wiesenflächen. Weideland, Hügel und hin und wieder sahen wir das Dach eines einsam stehenden Bauernhofs oder einer Schäferhütte. Der Wegweiser nach Everfalls bestand aus zwei Holzbalken. Wir fuhren jetzt geradewegs auf die Küste zu. Irgendwie hörte sogar die Asphaltdecke der Straße auf. Dafür knirschte Schotter unter den Reifen des Bentley, wobei hin und wieder kleine Steine gegen den unteren Boden hüpfen und davonwirbelten.
    Manchmal sahen wir das Meer. Die bunten Segel der Schiffe machten sich gut auf dem Grau.
    Das Dorf Everfalls war wirklich ein Kaff. Einige Häuser standen wie verloren in der Gegend umher, es gab nur die eine Straße, ansonsten schmale Wege, die zu den Gebäuden oder Geschäften hinführten. As wir in den kleinen Ort einrollten, wurden wir von mehreren Hunden begleitet. Zur Begrüßung kläfften sie lautstark.
    So etwas wie einen Ortskern gab es nicht. Ich lenkte den Bentley dorthin, wo die Häuser dichter standen, und entdeckte dort tatsächlich ein Gasthaus, vor dem soeben ein dunkler Lieferwagen hielt. Der Fahrer stieg aus und betrat das Gasthaus.
    Ich stoppte hinter dem Wagen. »Willst du ein Bier trinken, John?« fragte die Horror-Oma.
    »Eine kleine Pause kann nicht schaden.« Sie schaute auf die Uhr.
    »Zudem erfährt man in diesen Kneipen durch reines Zuhören oft mehr, als wenn man versucht die Leute auszufragen.«
    »Well, dann wollen wir mal«, erwiderte Mrs. Goldwyn, drückte den Wagenschlag auf und schwang ihre Beine aus dem Fahrzeug. Auf der Straße blieb sie stehen, reckte sich und schaute sich gleichzeitig um. Sie mußte wohl eine ulkige Figur abgeben, denn einige Dorfbewohner blieben stehen und schauten ihr zu.
    Auch ich schüttelte meine Beine aus, atmete die kühle, frische Seeluft ein und erkundigte mich bei Sarah Goldwyn, ob sie fertig wäre.
    »Ja, wir können.«
    Nach der alten Gasthaustür hätte sich mancher Antiquitätenhändler in London die Finger geleckt. Ich hielt sie der Horror-Oma galant offen, und wir betraten einen düsteren Raum, in dem es sogar noch ein wenig nach Stall und Heu roch.
    Zwar düster, aber gemütlich. Durch die schmalen Fenster fiel das Licht auf runde, grobe Holztische und dazu passende Stühle. Der Fahrer des dunklen Lieferwagens trank ein Bier. Wir setzten uns. Der Wirt und sein einziger Gast bestaunten uns. Es schien nicht oft vorzukommen, daß sich jemand in diese Gegend verirrte. Beide grüßten freundlich, und der Wirt erkundigte sich nach unseren Wünschen. Wir bestellten Mineralwasser.
    Während der Wirt es holte, hörten wir die Stimme des Fahrers. Und seine Worte ließen uns aufhorchen.
    »Drei Särge habe ich wieder hingefahren«, berichtete er.
    Der Wirt tauchte von uns aus gesehen hinter den Tresen. »Was sagst du da?«
    »Ja, drei Totenkisten. Wieder für das Altersheim. Da scheinen sie einzugehen wie die Fliegen im Winter.«
    »Sag nicht so was.« Der Wirt erschien wieder und hielt zwei Flaschen in den Händen.
    »Ist aber so.«
    »Und wer ist diesmal gestorben?« fragte der Wirt über die Schulter, denn er befand sich bereits auf dem Wege zu uns.
    »Zufällig hörte ich den Namen. Eine gewisse Diana Coleman!«
    »Nein!« Lady Sarah stieß das Wort aus. Sie sprang so heftig auf, daß der Wirt zurückzuckte und fast die beiden Flaschen fallen gelassen hätte. Die auf den Hälsen steckenden Gläser klirrten schrill.
    »Wiederholen Sie das!« sprach Lady Sarah den Mann an der Theke an und ging sogar auf ihn zu.
    Der Gast im grauen Kittel hob beide Hände. »Wie ich es schon sagte. Die Tote heißt Coleman.«
    Mrs. Goldwyn ging nicht bis zur Theke vor. Sie blieb plötzlich stehen, kippte zur Seite weg und stützte sich an der Platte eines Tisches ab. Dabei schüttelte sie den Kopf, und ich glaubte, ihr leises Schluchzen zu hören.
    Hastig sprang ich auf, faßte sie unter und drückte sie auf einen in der Nähe stehenden Stuhl. Sie war sehr blaß geworden. Das Gesicht erschien mir blutleer.
    Die beiden Männer standen in der Nähe. Sie sagten nichts, sie fühlten sich hilflos.
    »Sie ist tot, mein Junge«, flüsterte Lady Sarah mit kaum zu verstehender Stimme. »Verdammt, man hat sie umgebracht…«
    »Das steht ja nicht fest«, meldete sich der Fahrer. »Die Jüngste war sie auch nicht mehr, und da kann der Sensenmann oft sehr schnell bei einem

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