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Ein leicht versalzenes Jahr

Ein leicht versalzenes Jahr

Titel: Ein leicht versalzenes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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statt wie üblich, in ein Hotel zu ziehen. Gerald, Sören und Martin haben Eberhard aus dem Keller geholt und ihn wieder in den Durchgang zur Küche gestellt.
   »Wie sinnlich du bist, habe ich schon bei unserem ersten Zusammentreffen gespürt«, sagt sie während ich unseren Nachmittagskuchen zubereite. Fasziniert schaut sie mir dabei zu, wie ich den Teig hauchdünn ausrolle. Sie behauptet von sich, keine gute Köchin und Bäckerin zu sein. Allerdings schätzt sie gutes Essen, und bei Süßem kann sie nur schwer Nein sagen.
   »Hast du deinen Schmerz überwunden?« , fragt sie und zeigt auf Kurts Foto, das als Poster in der der Küche hängt. »Er war wirklich ein besonders schönes Tier.«
   »Ich denke, du magst keine Hunde?«
   »Ich? Ich mag Hunde. Ich habe selber drei. Es gab Zeiten, da hatte ich fünf und zwei Katzen habe ich auch. Ich liebe Tiere.«
   »Und was sollte dein Spruch. Hunde machen nur Dreck und bringen nur Ungeziefer ins Haus?«
   »Mit meiner gezielten, aber nicht ernstgemeinsten Bemerkung habe ich nur den Stecker bei dir gezogen. Es war mir lieber, du verabscheust mich für einen Moment, als dich noch weiter leiden zu sehen.«
Bitte?
   »Ach, Lotte. Du bist ein so gefühlvoller Mensch. Das habe ich sofort gespürt. Du bist die erste Frau mit Herz und Verstand im Leben meines Sohnes. Möge es dir gelingen, ihn endlich auf die Sonnenseite des Lebens zu führen. Lange genug, hat er im Schatten verbracht.«

Ich komme nicht dazu, über ihre Bemerkung ausführlich nachzudenken, denn sie hängt ihren Wintermantel an die Garderobe und wir gehen zusammen nach oben in die Wohnung. Diesmal trägt sie eine Jeans Latzhose und einen schwarzen Rollkragenpullover darunter. Die ehemalige Frau eines Bankdirektors stellt man sich anders vor. Wir reden über Sunny. Linde spricht in höchsten Tönen von ihrem erstgeborenen Enkelkind.
   »Sie hat die Kraft. Die Kraft sich gegen alle negativen Strömungen aufzulehnen. Sie kommt ganz nach mir, aber kein Wort zu Martin. Er hält mich dann wieder für überspannt und ist kurz davor, mich in die Irrenanstalt einzuweisen.«
Ich gebe ihr mein Wort, nichts zu sagen und finde sie von Minute zu Minute sympathischer. Wir klönen noch bis Mitternacht und hoffen auf das Eintreffen des Meisters. Dann beschließen wir, nicht länger zu warten und gehen ins Bett.
   »Oh, ich hätte ein Nachthemd einpacken sollen. Martin schätzt es gar nicht, wenn ich nackt durch sein Haus stolziere.«
   »Du schläfst lieber nackt? Ich auch. Also gute Nacht und schlaf gut.«

Linde und ich sitzen beim Frühstück in der Küche und ich bitte sie, ihren Aufenthalt noch bis Sonntag zu verlängern.
   »Ich würde dich so gern mit meinem Sohn und meinen Enkeln bekannt machen.«
Martin wirft mir einen bösen Blick zu. Aber der prallt an mir ab.
   »Lieb von dir, Lotte. Aber ich muss zurück. Meine Bewohner warten schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr.«
   »Verstehe. Deine vielen Tiere.«
   »Und meine Männer. Du wirst sie bald kennenlernen, wenn du mich besuchst.«
Ich kann es kaum erwarten. Linde hat mich richtig neugierig gemacht. Sie entschwindet wieder mit einem Taxi und ich winke ihr diesmal mit dem Wunsch nach, sie bald wieder zu sehen.

Geradezu entgeistert schaut Martin mich an.
   »Du magst sie wirklich?«
   »Ich finde sie hinreißend. Inspirierend und ich schätze ihren Humor.«
   »Glückwunsch. Mit dieser Meinung stehst du allerdings auf einsamen Posten.«
Diese Position ist mir vertraut. Ich habe schon immer meine eigene Stellung bezogen, und wenn es gegen den Mainstream ging, war es mir gerade recht.
   »Sie hat uns über Ostern zu sich nach Frankreich eingeladen. Was meinst du? Ich hätte große Lust auf ein paar Tage Sonne, Strand und Meer.«
   »Keine zehn Pferde kriegen mich freiwillig in ihren Aschram. Du willst Strand und Meer? Dann lass uns nach Sylt fahren. Ich kümmere mich gleich heute darum. Bis heute Abend.«

King Kong hat mir drei Kisten Freiland Stiefmütterchen aus der Gärtnerei mitgebracht und ich bepflanze die Kübel in unserem Vorgarten, als ich Geralds Wagen vorfahren sehe. Er ist aufgebracht, das ist ihm sofort anzusehen. Ich ahne schon, was jetzt auf mich zu kommt. Wo sie ist, will er von mir wissen.
   »Kaffee?«, frage ich, um Zeit zu gewinnen.
   »Wo ist meine Frau?«, schreit er nun lauter. Ich habe einen Verdacht, aber ich sage
   »Na, hier ist sie nicht. Hör

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