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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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herzlos, diese Leute.» Ma trat vor den Spiegel über dem Kaminsims, um ihre Betonlocken zu kontrollieren – nicht aus Eitelkeit, sondern weil sie Wert darauf legte, adrett auszusehen. «Die haben alles Geld der Welt, aber keinen Funken Anstand im Leib. Sie haben dich niemandem vorgestellt, und dann lassen sie auch noch irgend so einen vertrottelten Blödmann aus dem Senatorenbüro die Rede halten! Beerdigungen sind dazu da, loszulassen. Sich zu verabschieden. Sie sind
wichtig
.» Mas spitze Nase glänzte empört. Die sorgfältig aufgetragene Puderschicht hatte sie bei ihrem Frühjahrsputzversuch versehentlich abgewischt. «Ein paar Sandwiches mit seinen besten Kumpels wären weit angemessener gewesen. Dieser Junge hatte nun wirklich gar keine Allüren.»
    Orla musste über die Loyalität ihrer Mutter lächeln, aber was die Allüren anging – ihr «Junge» hatte davon eine ganze Menge. Sie musste daran denken, dass Sim sich immer über die Gastfreundschaft ihrer Mutter lustig gemacht hatte, wenn sie nach einem Besuch in ihrem Bungalow wieder nach Hause fuhren. («Tiefgefrorenes Hähnchen nach Kiewer Art? Also, das meint sie doch wohl nicht
ernst
?») An dem Tag, an dem Sim ihre Mutter zum ersten Mal besuchte, hatte diese mit seiner Seligsprechung begonnen. Sie hatte ihn zum heiligen Sim erhoben, und das würde er auch für immer bleiben.
    «Die olle Schachtel weiß doch genau, dass er dich heiraten wollte», empörte sich Ma, während sie wie ein losgelöstes Boot durch das Zimmer schipperte und nach unaufgeräumten Ecken suchte. Sie konnte nicht lange stillsitzen. Ihre Tochter war genauso, wenn sie nicht gerade gelähmt vor Schmerz war. «Du hättest einen Ehrenplatz haben sollen. Du bist ja praktisch seine Witwe!»
    «Ma.»
    «Tut mir leid. Ich steigere mich da gerade etwas hinein, ich weiß. Aber trotzdem.» Sie boxte in ein Kissen, bis es nachgab.
    Orla wusste, dass Lucy von Sims Tod schwer getroffen war, und sie wusste auch, dass Menschen mit großem Kummer sich nicht besonders gut benehmen, daher versuchte sie, sich nicht von Mas Ablehnung anstecken zu lassen. Sie wollte einfach an das Gute im Menschen glauben.
    «Bist du fertig mit dem Becher?» Ma streckte die Hand aus, um ihn ihr abzunehmen. Sie war fest entschlossen, zu putzen und zu scheuern und aufzuräumen. Das machte sie immer so, wenn sie sich hilflos fühlte: Mas Antwort auf Gevatter Tod war es, um ihn herum aufzuräumen. Es war eine mutige Reaktion, auf ihre ganz eigene Art, und Orla musste unwillkürlich darüber lächeln. «Wann gehst du wieder in die Schule? Willst du es nicht vielleicht übermorgen noch einmal versuchen?»
    «Mr. Monk ist sehr verständnisvoll. Er hat gesagt, ich soll mir Zeit lassen.» Orla wollte ihren Plan lieber nicht verraten.
    «Ich sage ja nur, dass ein Job heutzutage etwas Wertvolles ist. Mehr denn je.»
    Ihre Mutter hatte eindeutig Angst. Ihr ganzes Leben hatte Orla dagegen angekämpft, sich von ihrem Pessimismus anstecken zu lassen. Jobs konnte man verlieren. Man konnte eine Erkältung bekommen, seine Handschuhe im Bus liegenlassen.
    Und Flugzeuge konnten abstürzen. In langen schlaflosen Nächten betete Ma ein Gebet nach dem anderen, bevor irgendjemand aus ihrer Sippschaft ein Flugzeug bestieg. Das hatte zwar weder Brendan daran gehindert, mit dem Rucksack durch die Welt zu reisen, noch Caitlin, nach New York zu ziehen, aber Sim hatte ihrer Mutter zumindest teilweise die Schuld daran gegeben, dass Orla nicht mit ihm nach London gezogen war.
    Orla fielen ihre Unterhaltungen darüber wieder ein, und heiße Reue überkam sie. «Wie zum Teufel kannst du London hassen, wenn du noch niemals dort warst?», hatte er gefragt, immer noch lächelnd, immer noch geduldig, obwohl es schon nach Mitternacht war. «Vielleicht ist es dort gar nicht so schmutzig und unfreundlich und gefährlich und hässlich.»
    «Muss ich in die Hölle fahren, um zu beweisen, dass es dort zu heiß ist?»
    Sie klammerte sich an Kleinigkeiten. Es verstörte sie, wenn eine ihrer Erinnerungen sich veränderte oder verblasste. Sie versuchte verzweifelt, sie wiederzubeleben und so fest und unzerstörbar zu machen, wie der Mann gewesen war, den sie drei ganze Jahre geliebt hatte. «Sag mal, Ma, wird es irgendwann besser?»
    Ma setzte sich auf die Sofalehne, den leeren Becher in der einen Hand, einen schmutzigen Teller in der anderen. «Das wird es, mein Mäuschen.»
    «Ma, ich hab dich sehr lieb, aber du bist eine jämmerliche Schauspielerin.» Orla legte

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