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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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gesagt? Sie hatte das Wort nicht einmal in Gedanken verwendet. Und doch war es das einzige Wort, das ihre komplexen Gefühle für ihn einfing.
Was hätte es mich gekostet, Marek zu sagen, dass ich ihn liebe?
    Es jetzt zu sagen wäre billig. Es würde klingen, als mobilisierte sie alles, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Es war zu spät.
    Weil er ein ehrlicher Mann war und sie eine ehrliche Frau, und weil jedes Versprechen notwendigerweise falsch wäre. Orla konnte nicht einfach eine Suche aufgeben, über die sie sich inzwischen definierte. Sie konnte nicht versprechen, dass sie nicht mehr nach dem Tagebuch suchen würde.
    Das wusste Orla aus tiefster Seele, genau so wie sie wusste, dass sie Marek liebte.
    «Ist das deine Antwort?» Mareks Worte klangen hart und bedacht. «Schweigen?»
    Orla schloss die Augen. Sie ertrug seinen verwundeten, erstaunten Gesichtsausdruck nicht.
    «Du verhältst dich wie ein Kind, Orla», sagte er.
    Dann ging er.

Kapitel dreißig
    A m nächsten Morgen schnitt Maude Orlas Bericht mit den Worten ab, sie habe die lauten Stimmen gehört. «Ich habe die Tür hinter ihm zuschlagen hören. Wenn er bei Verstand ist, kommt er zurück.»
    Vor dem Wohnzimmerfenster war die Ladbroke Grove zur Normalität zurückgekehrt, als sollte betont werden, dass die Geburt irgendeines piefigen Messias ihre Geschäftigkeit auch nicht lange unterbrechen konnte. Die Wohnung, die gestern noch geleuchtet hatte, war nun von Begräbnisstimmung erfüllt, als wäre nicht nur eine Liebesbeziehung, sondern eine weitere Person gestorben.
    Nun war alles ans Licht gekommen. Ihr dunkelstes Geheimnis war blinzelnd an die Oberfläche gezerrt worden. Abgesehen von der zu erwartenden Scham, fühlte es sich an, als sei ein erstickend enges Korsett aufgeschnürt worden. Orla konnte endlich ausatmen. Marek wusste es. Was auch immer nun passierte, sie musste nicht mehr lügen.
     
    «Es ist eine Tradition!»
    «Von so einer Tradition habe ich noch nie gehört», spottete Maude. «Der Spaziergang am zweiten Weihnachtsfeiertag? Die Tradition gibt es nicht.»
    «Okay, ich gebe zu, es ist eine brandneue Tradition. Aber ich muss an die frische Luft, Maude. Ich fühle mich ganz abgestanden. Bitte.»
    «Nein, nein, nein. Ich schlucke die verflixten Pillen, ich übe meine Yoga-Atmung, aber ich setze keinen Fuß vor die Tür. Bald, Liebes, das verspreche ich, aber noch nicht.» Entschieden schlug Maude ihr Buch wieder auf, die Brille thronte auf ihrer Nase.
     
    Als die Nacht anbrach, hatte Orla das Telefon hoch oben ins Regal gestellt, wo sie es nicht sehen konnte. Es war zu schmerzhaft, ständig zu überprüfen, ob nicht das kleine Anzeigenfeld leuchtete, sein Name erschien, die Rettung nahte. Sie legte den Armreif zurück in sein edles Etui und stellte es daneben. Unmöglich, ihn jetzt zu tragen, wo der Pakt, den er mit seinem vollkommenen Kreis versinnbildlichte, null und nichtig war.
    Sie betäubte sich mit Feiertagsfernsehen und war froh über Maudes Rumoren über ihrem Kopf. Da hatte sie auf einmal eine Offenbarung.
    Ohne Marek, weit entfernt von zu Hause, immer noch ohne das Tagebuch und seinen grausamen Trost, war sie plötzlich auf unergründliche Weise immun gegen den Ruf ihres iPads.
    Sie untersuchte das Wort. Nein, nicht
immun
. Sie konnte es am Rande ihres Bewusstseins spüren. Aber sie vermochte ihm zu widerstehen.
    Was für eine barbarische Ironie des Schicksals. Vor dem Streit hatte ihre Sucht Orla doppelten Druck beschert: Sie musste nicht nur ihrem Verlangen widerstehen, sondern dieses Bemühen auch noch vor Marek verheimlichen.
    Eine kühne Hoffnung flackerte auf wie eine Kerze in der Arktis. Ich kann es schaffen, begriff sie. Es war eine Zuversicht, die sie am Abend zuvor Marek nicht zu geben imstande gewesen war. Wenn sie ihre ungesunden Angewohnheiten aufgab, wenn sie ihn
verdiente
, dann würde Marek vielleicht zu ihr zurückkommen.
    Silvester war der Schlüssel. Sie würde darauf hinarbeiten. Mit seiner ihm eigenen Sensibilität hatte Marek gespürt, dass es ein bedeutungsschwangerer Tag für sie war. Orla wusste, dass er deswegen für ihr erstes Silvester als Paar ausgefeilte Pläne geschmiedet hatte. Er war nicht der Typ, sie im Stich zu lassen. Wenn sie es bis dahin aushielt, den fatalen Namen in keine Suchmaschine tippte, sich von Primrose Hill fernhielt, dann würde Marek zurückkommen.
    Er würde sie nicht im Stich lassen.
     
    «Einfache Dinge», verschrieb ihr Maude. Sie würden sich einfachen Freuden hingeben,

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