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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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Listen, das ist doch krank!!» Dann ließ er den Kopf hängen.
    Orla vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie wusste, er hatte ein großes Herz. Sie wusste, er war ein Mann, der sich immer bemühen würde, das Richtige zu tun. Wenn sie an sein Mitleid appellieren würde, könnte er nicht einfach gehen. Aber an jemandes Mitleid zu appellieren lag nicht in Orlas Natur. Sie wartete auf seinen nächsten Satz.
    «Ich will nicht mit dir streiten», sagte er leise.
    «Ich auch nicht, wirklich nicht.» Orla griff nach dem ausgeworfenen Rettungsring.
    «Liebst du Sim noch?» Marek stierte auf den abgewetzten Teppich, als wolle er durch ihn hindurch hinunter in die Buchhandlung blicken.
    «Was? Nein.»
    Orla hatte ihre Gefühle für Sim seit einiger Zeit nicht mehr untersucht. Er war verschwunden, als Anthea ins Scheinwerferlicht getreten war, die beiden waren wie ein Paar auf der Drehscheibe eines Wetterhäuschens. Wenn sie ganz ehrlich war, dann musste sie zugeben, ja, da war noch Liebe. Diese Liebe würde immer bleiben. Sie konnte nun sehen, wie viel Wahrheit in Maudes Sätzen gelegen hatte. Aber sie liebte Sim nicht mehr so, wie Marek es befürchtete.
    «Es geht nicht um ihn.»
    Mareks Gesicht blieb gesenkt, aber seine Augen hoben sich und schickten ihr einen skeptischen Blick.
    «Ich weiß, das klingt komisch, aber es geht jetzt nicht um Sim. Es geht um mich. Ich muss verstehen, warum ich nicht sehen konnte, was los war. Und warum er sie mir vorgezogen hat.»
    Orla drückte sich die Fingerknöchel auf die Augen. Sie fühlte sich erbärmlich. Von Mareks Seite spürte sie eine halbherzige Bewegung. Sein Instinkt, das wusste sie, war, sie zu trösten. Ein keuchendes Stöhnen entfuhr ihr, als er nicht zu ihr kam.
Ich habe ihn verloren
, dachte sie, und ein gefräßiger Schmerz begann in ihrem Bauch zu nagen.
    «Du demütigst mich», sagte Marek leise, kontrolliert. «Ich war nur deine zweite Wahl. Ich habe meinen Stolz zur Seite geschoben. Ich habe mir gesagt, diese Frau ist es wert, sie ist alles wert. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Du hast es nicht gehört, Orla.»
    «Ich habe dich gehört», flüsterte Orla.
    «Warum hast du dann …» Seine plötzliche Lautstärke erschreckte sie beide. Marek schloss den Mund und wandte sich ab, als könne er ihren Anblick nicht mehr ertragen. «Ich bin ehrlich zu dir, und du machst dich über mich lustig.» Er fuhr wieder herum und überwand den Abstand zwischen ihnen. Sie standen sich jetzt direkt gegenüber, Nase an Nase, aber sein Ton wurde nicht milder. «Ich muss hier nicht bleiben.»
    «Dann geh doch!» Orla schrie jetzt auch. «Geh doch, verschwinde beim ersten Problem!»
    Sie zitterten, ihr Atem vermischte sich, ihre Gesichter berührten einander beinahe. In einem Film wäre dies der Moment, in dem sie sich leidenschaftlich küssen würden und heißen Sex hätten.
    Es war aber kein Film.
    «Ich habe noch nie jemanden getroffen», sagte Marek nachdrücklich, «der mich so auf die Palme bringt wie du. Du hältst mich auf Abstand und zwinkerst gleichzeitig über die Schulter. Du lügst mich an. Du lässt mich im Unklaren. Du bist keine gute Wahl, wenn man eine Beziehung möchte.»
    Orla konnte dem nichts entgegensetzen. Er war der zweite Mann, der zu diesem Ergebnis kam. «Wenn ich so schrecklich bin», sagte sie und fühlte sich wie sechzehn, «dann mach doch Schluss mit mir.»
    «Mit dir Schluss machen?» Marek stützte die Hände in die Hüften und stolzierte durchs Zimmer. Orla vermisste die Nähe seines Gesichts, auch wenn es ein wütendes Gesicht war. Nun war er auf der anderen Seite des Raumes und sah aus, als sei ihr Satz gerade wie eine Stinkbombe vor seiner Nase explodiert. «Ich bin erwachsen, ich mache nicht mehr Schluss. Ich glaube daran, dass die Liebe etwas Wertvolles ist, für das es sich lohnt zu kämpfen.»
    Da war es wieder, dieses Brandstifter-Wort, inmitten all der Scheußlichkeit. Orla wurde ganz still. Sie näherten sich dem Höhepunkt ihrer Auseinandersetzung. Was Marek als Nächstes sagte, was sie als Nächstes sagte, würde sehr bedeutsam sein.
    «Du musst dich entscheiden, Orla. Und du solltest dich für das Leben entscheiden. Du solltest dich für mich entscheiden», war das, was Marek als Nächstes sagte.
    Und Orla sagte nichts.
    Es war wie eine Weggabelung in einem dunklen Wald. Sie wünschte so sehr, dass Marek durch die Finsternis hindurch sehen könnte, wie sehr sie ihn brauchte und bewunderte. Und liebte.
    Warum hatte sie ihm das nie

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