Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
Vom Netzwerk:
wiederholte sie. Der Klang gefiel ihr.
    Sie öffnete die Valentinskarte.
    Hey. Da bist du also. Mein Darling, meine Sonne, mein Mond, all die Poesie in meiner hässlichen Welt, und auf jeden Fall alle Klugheit. Ich stelle mir dich vor, wie du das hier liest (ich stelle mir dich oft vor, wenn wir nicht zusammen sind, das weißt du, und zwar nicht immer in der jugendfreien Version …), und ich sehe vor mir, wie konzentriert dein Gesicht ist, wenn du liest, was ich zu sagen habe.
    Du warst schon immer mit mir zusammen. So fühlt es sich zumindest an. Du kennst alle Ecken und Kanten an mir, physisch und mental. Besonders emotional. Ich bin sehr schnell und ziemlich spät erwachsen geworden, mit dir und in dir. Ich bin der Mann, den du aus mir gemacht hast.
    Du kennst mich so gut. Wahrscheinlich weißt du schon, was ich sagen will? Bestimmt hast du längst erraten, was ich jetzt fragen werde.
    Orla ließ die Karte sinken und sammelte sich. Das war genau der Ton eines Simeon Quinn, wenn er Karten schrieb, seine ehrliche Bedeutsamkeit, die so ganz anders war als sein alltägliches Geplauder. Es war ihr so viel wert. Jedes einzelne Wort schien zu glitzern, machte sie so froh, dass sie allein den Gedanken unerträglich fand, die Karte schon bald durchgelesen zu haben, obwohl sie den Text am liebsten verschlungen hätte.
    Sie nahm die Karte wieder zur Hand und las weiter, lehnte sich dann mit geschlossenen Augen auf der Liege zurück, ganz still und regungslos wie eine steinerne Statue auf einem Grab. So blieb sie eine Weile liegen, bis sie unvermittelt aufsprang. Eilig und barfuß ging sie über die Holzveranda zu ihrer Terrassentür. Sie war angelehnt, und durch die Ritze sah sie ihr Zimmer, das noch immer vom Licht der Lampen erhellt war, obwohl es inzwischen schon dämmerte. Sie zögerte kurz, die Hand auf der Klinke, dann wandte sie sich abrupt um, riss sich den Morgenmantel vom Leib und war mit drei langen Schritten an Mareks Tür. Nackt, wie sie war, klopfte sie heftig gegen die Fensterscheibe.
    «Marek! Ich bin’s!»
    Er öffnete die Tür. Sein schlaftrunkener Blick glitt an ihr herunter. Der Anblick ihres blassen Körpers schien ihn wie eine Alarmglocke zu wecken.
    «Orla?», flüsterte er.
    «Bitte küss mich noch einmal.» Ihre Stimme klang erstickt, aber gleichzeitig erregt, und Marek reagierte sofort darauf.
    Seine Arme umschlangen sie, zogen ihren Körper dicht an den seinen und ins Zimmer hinein. Und Marek küsste sie. Seine Lippen fühlten sich an wie ein sanftes Kissen. Langsam arbeiteten sie sich zu ihrem Hals vor.
    «Du bist so weiß», flüsterte er verwundert.
    «Marek», sagte sie. Es war fast ein Flehen. Orla küsste seinen zerzausten Kopf, als er sich bückte, um mit seinen Lippen ihre Brüste zu erkunden, während er sie mit seinen starken Armen festhielt. «Ist das hier wirklich?», fragte sie und wusste gleichzeitig, dass er die Antwort ebenfalls nicht kannte.
    Marek richtete sich auf und bog ihr Gesicht zu seinem. «Das hier ist wirklich,
moje złotko.»
Er küsste sie unerwartet ungestüm, wie eine Katze, die plötzlich über ihre Beute herfiel.
    Und Orla beantwortete seine Wildheit, beantwortete sie wirklich, mit all der aufgestauten Energie ihrer Trauerzeit. All die Einsamkeit, die Angst, all die verzweifelten Versuche, zu überleben, verstärkten das Verlangen ihres Körpers, mit Mareks zu verschmelzen.
    Sie lösten die Lippen nicht voneinander, während sie sich auf das Bett zubewegten. Marek stieß einen kurzen Schrei aus, als sie darauffielen. Orla zog an seinen gestreiften Boxershorts und zwang sie herunter, um dann ihre Hände in seinem Kopfhaar zu vergraben – es war so dicht, so wunderbar anzufassen.
    Sie waren gierig und ungeduldig in ihrer Leidenschaft. Orla lag rücklings auf den zerwühlten, weichen Hotellaken und fühlte, wie er ihre Handgelenke umklammerte und sie festhielt. Sie versuchte sich loszumachen und hielt dann inne, als sie das Glitzern in seinen Augen über sich bemerkte.
    «Orla», flüsterte er, als sei es der schönste Name der Welt, den er gerade zum ersten Mal hörte.
    «Marek», keuchte sie und rang nach Luft, als er in sie glitt. Sie bog den Nacken zurück, sie war außer sich und fiel und genoss es zu fallen, ihr ganzer Körper fühlte sich bis in die Fingerspitzen lebendig an. Sie schrie so laut, dass er innehielt, überrascht von ihrer vollkommenen Hingabe.
    Sie schrie wieder, animalisch und wild. Und dann war es vollbracht, und sie keuchten beide,

Weitere Kostenlose Bücher