Ein letztes Mal...
allein.
Ross folgte ihr zum Schreibtisch. „Sie können wohl nicht ernsthaft vorhaben, ihn zurückzunehmen.“
„Sie haben uns beobachtet?“ Sie warf Post und Tasche auf den Schreibtisch.
„Sie waren schwer zu übersehen, am helllichten Tag direkt vor dem Haus.“ Er strich sich über den Bart, die Stirn gerunzelt, als suche er nach passenden Worten. „Ich wollte mich nur vergewissern, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist.“
Marianna verspürte ein Prickeln, und zwar kein angenehmes. Das hier lief nicht wie eine geschäftliche Besprechung ab. War an Sebastians Unterstellungen möglicherweise doch etwas dran? „Auch wenn ich Ihre Besorgnis zu schätzen weiß, geht Sie das eigentlich gar nichts an.“
„Ich sehe in unserer Beziehung gern mehr als eine strikte Beziehung zwischen Chef und Mitarbeiterin. Für mich sind Sie eine Freundin.“
Freundin. Sie entspannte sich ein wenig. Aber nicht einmal bei Ross konnte sie die Flut ihrer Emotionen unterdrücken und ihre Angewohnheit, offen die Meinung zu sagen. „Genau, wie Sie für mich ein Freund sind, aber selbst Freunde sollten vorsichtig bei Ratschlägen in Herzensangelegenheiten sein.“
„Sehen Sie, die Sache ist die.“ Er hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans. „Ich habe mich bemüht, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und die Finger von Ihnen zu lassen, solange Sie noch mit ihm zusammen waren. Verheiratete Frauen sind tabu für mich.“
Gütiger Himmel. Instinktiv zuckte sie zurück. „Wie sie es auch sein sollten.“
Marianna verschränkte die Arme vor der Brust, und wenn ihr Chef eine Ahnung von Körpersprache hatte, dann sollte er diese Abwehrhaltung verstehen. Sebastians Argwohn gegen Ross war berechtigt gewesen. Der Mann hegte Gefühle für sie, auch wenn er sie bisher für sich behalten hatte. Wie hatte sie diese Tatsache in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit übersehen können?
Ross trat einen Schritt näher. „Aber jetzt sind Sie nicht mehr verheiratet. Ich wollte abwarten, bis Sie über die Scheidung hinweg sind. Aber ich habe den Eindruck, dass ich mir vielleicht nicht zu viel Zeit lassen sollte.“
Um ihrer beruflichen Beziehung willen schluckte Marianna die aufsteigende Wut hinunter, obwohl es sie wirklich über die Äußerung ihres Chefs ärgerte. Sie hatte ihm schließlich nie auch nur den kleinsten Hinweis gegeben, die gleichen Gefühle für ihn zu hegen. Und er hatte mitbekommen, dass sie vor nicht einmal fünf Minuten Sebastian geküsst hatte.
„Bitte sagen Sie nichts weiter.“ Diese Unterhaltung drohte genau so schnell aus dem Ruder zu laufen, wie sich ihre Gedanken überschlugen. Sie musste ihm zu verstehen geben, dass er keine Chance bei ihr hatte – und zwar bevor er ihre berufliche Beziehung für immer ruinierte.
„Ich werde es für den Rest meines Lebens bedauern, wenn ich nicht meine Meinung sage.“ Er kam noch näher, und sie wich zurück, bis sie an einen kleinen Tisch stieß. „Er weiß Sie nicht auf die Art und Weise zu schätzen wie ich. Geben Sie mir eine Chance, Ihnen zu zeigen, wie es zwischen uns sein könnte.“ Augenblicklich zog er sie an sich.
Marianna versuchte, ihn von sich wegzuschieben, bevor er etwas tat, was er bereuen würde – oder sie etwas sagte, was sie nicht zurücknehmen konnte, denn ihr fiel es immer schwerer, den Mund zu halten. „Ross, lassen Sie uns vernünftig miteinander reden …“
Die Tür ging auf, schlug dabei beinahe gegen sie. Himmel, was würde die Empfangsdame bloß denken? Marianna stemmte sich energischer gegen Ross, doch der rührte sich nicht von der Stelle.
„Hallo Süße“, ertönte Sebastians Stimme. „Du hast vergessen zu früh…“
Über Ross’ Schulter sah sie zu Sebastian hinüber. Dessen fröhliche Miene wurde schlagartig wütend, als er die Situation erfasste.
Marianna entwand sich Ross und suchte dabei fieberhaft nach einer anderen Erklärung als dem klischeehaften: Das ist nicht so, wie es aussieht. Sie packte Sebastian am Arm, immer noch so durcheinander von Ross’ Übergriff, dass sie diese neuerliche Veränderung der Ereignisse kaum begreifen konnte. „Lass uns vernünftig sein …“
Sebastian schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem anderen Mann zu nehmen.
Ihr tat es so leid, wie Sebastian sich fühlen und wie wütend er sein musste, sie quasi in flagranti ertappt und im Grunde sich selbst bestätigt zu haben, was er die ganze Zeit über befürchtet hatte. „Wenn du mit hinauskommen würdest, könnten wir uns in
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