Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich

Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich

Titel: Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
gefaltet. Es war blond und blauäugig, trug Jeans und eine geblümte Rüschenbluse vom Discounter, sah ängstlich und trotzig zugleich aus.
    „Hallo“, brachte Meg mit Mühe heraus.
    Die leuchtend blauen Augen wurden schmal.
    „Carly, sag Hallo!“, befahl Ledger.
    „Hallo“, gehorchte Carly widerwillig.
    Meg musste daran denken, dass das Baby, das sie verloren hatte, jetzt in Carlys Alter gewesen wäre. Sie straffte die Schultern und drehte sich zu dem Mann um, der ihr Vater sein wollte und ihr zuvor noch nicht einmal eine E-Mail geschickt hatte. „Wo ist meine Mutter?“, fragte sie mit ruhiger Stimme.
    „Die versteckt sich.“ Ledger grinste. Irgendwann einmal hatte er vermutlich gut ausgesehen. Jetzt war er dünn und grauhaarig, mit dunklen Schatten unter den hellblauen Augen.
    Carly musterte Meg und schob das Kinn vor. „Ich will nicht bei ihr leben. Wahrscheinlich würde ich sowieso nur stören.“
    „Geh in die Küche!“, sagte Ledger.
    Zu Megs Überraschung stand das Kind auf und ging nach nebenan.
    „Bei mir leben?“, flüsterte sie.
    „Bei dir oder in einer Pflegefamilie“, erwiderte Ledger. „Setz dich.“
    Meg tat es, aber nicht, weil ihr Vater es wollte, sondern weil ihre Knie plötzlich zitterten. Eine Frage nach der anderen lag ihr auf der Zunge.
    Wo bist du all die Jahre gewesen?
    Warum hast du nie angerufen?
    Kann ein Spitzenverteidiger mich vor dem Gefängnis bewahren, wenn ich meine Mutter jetzt gleich umbringe?
    „Ich weiß, das hier kommt überraschend“, begann Ledger und setzte sich in den weißen Ohrensessel, den Eve aus ihrer Villa in San Antonio hatte herbringen lassen, um die Suite gemütlicher zu machen. „Aber die Situation ist verzweifelt. Ich bin verzweifelt.“
    Meg versuchte zu schlucken, konnte es jedoch nicht. Ihr Mund war zu trocken. „Ich glaube es nicht“, krächzte sie.
    „Deine Mutter und ich haben uns vor langer Zeit darauf geeinigt, dass es besser ist, wenn ich mich aus deinem Leben heraushalte. Deshalb hat sie dich nie mitgenommen, wenn sie mich besucht hat.“
    „ Besucht ?“
    „Ich war im Gefängnis. Wegen Unterschlagung.“
    „Bei McKettrickCo“, folgerte Meg. Insgeheim hatte sie so etwas geahnt.
    „Ja. Deine Mutter hat dafür gesorgt, dass es keinen Skandal gab. Früher ging das noch. Ich kam ins Gefängnis, und sie hat ohne mich weitergelebt.“
    „Und Carly?“
    Sein Lächeln war matt und traurig. „In der Haft habe ich zur Religion gefunden. Nach der Entlassung habe ich mir einen Job gesucht, eine Frau kennengelernt und geheiratet. Carly ist unsere Tochter. Dann, vor drei Jahren, wurde meine Frau Sarah bei einem Autounfall getötet. Ab da ging es rapide bergab mit mir. Letzten Monat habe ich erfahren, dass ich nicht mehr lange zu leben habe.“
    Megs Augen wurden feucht, aber die Tränen galten nicht Ledger, nicht einmal Sarah, sondern allein Carly. Obwohl sie ganz anders aufgewachsen war, ahnte sie, was das Mädchen durchgemacht haben musste.
    „Gibt es keine anderen Angehörigen? Vielleicht könnte Sarahs Familie …“
    Ledger schüttelte den Kopf. „Sie hatte keine Angehörigen. Deine Mutter hat sich großzügig bereit erklärt, meine Arztrechnungen zu bezahlen und mir eine anständige Beerdigung zu verschaffen, aber mir bleiben höchstens noch sechs Wochen. Und wenn ich weg bin, ist Carly allein.“
    Meg presste die Fingerspitzen an die Schläfen und atmete tief durch. „Vielleicht könnte Mom …“
    „Sie ist zu alt, um eine Zwölfjährige großzuziehen.“ Ledger beugte sich vor, stützte die Arme auf die Knie und ließ die Hände baumeln. „Meg, du schuldest mir nichts, damit das klar ist. Ich war dir kein Vater und will nicht so tun, als wäre ich es gewesen, aber Carly ist eben deine Halbschwester und hat sonst niemanden.“
    Meg schloss die Augen und versuchte sich das Leben mit einem trauernden, feindseligen Teenager vorzustellen. So sehr sie sich auch ein Kind wünschte – auf das hier war sie nicht vorbereitet.
    „Sie kommt in keine Pflegefamilie“, sagte sie. „Das würde Mutter nicht zulassen.“
    „Dann in ein Internat“, erwiderte Ledger, „aber Carly würde es dort hassen und vermutlich weglaufen. Sie braucht ein richtiges Zuhause und Liebe. Jemanden, der jung genug ist, um ihr durch die Teenagerjahre zu helfen.“
    „Du hast sie gehört“, entgegnete Meg. „Sie will gar nicht bei mir leben.“
    „Sie weiß nicht, was sie will, außer dass ich auf wundersame Weise wieder gesund werde, und das wird nicht

Weitere Kostenlose Bücher