Ein Liebeslied für dich - Miller, L: Liebeslied für dich
etwa dreißig Jahren hier auf, und es ist für dich keine Katastrophe?“, fragte er erstaunt.
„Ich nehme an, Mom hat dir auch von Carly erzählt.“
Er nickte. „Zwölf Jahre alt und nicht gerade pflegeleicht.“ Er schenkte auch ihr einen Kaffee ein und gab ihr den Becher. „Und jetzt soll sie bei dir einziehen, was sich nicht besonders günstig auf dein Liebesleben auswirken dürfte, oder?“
„Ich habe kein Liebesleben“, erwiderte Meg. Sicher, sie hatte die Nacht mit Brad O’Ballivan verbracht, aber erstens war eine One-Night-Stand noch keine Beziehung, und zweitens ging das Rance nichts an.
„Der Punkt ist, du musst jetzt ein Kind großziehen. Ich bin zwar kein Experte, aber ich habe zwei Töchter. Wenn du Hilfe brauchst, bin ich für dich da. Und Emma auch.“
Rances Mädchen Maeve und Rianna waren für Meg wie Nichten, genau wie Kevins Tochter Devon. Die Kinder waren zwar alle jünger als Carly, aber bestimmt freuten sie sich auf den Familienzuwachs.
„Danke.“
„Du schaffst es“, versicherte Rance ihr.
„Ich habe keine andere Wahl. Carly ist meine Halbschwester und sie hat sonst niemand anderen – Blut ist dicker als Wasser, heißt es doch.“
„Wer wüsste das besser als die McKettricks?“ Er leerte seinen Becher und stellte ihn ab. „Ich muss zurück zu den Rindern.“ Der Winter nahte, und zusammen mit seinen Cowboys holte Rance entlaufene Tiere aus den Bergen zurück auf die tiefer liegenden Weiden. „Wenn du mich oder Emma brauchst, sag Bescheid, okay!?“
Dankbar lächelte sie ihm zu. „Sobald Carly sich hier eingerichtet hat, arrangieren wir ein Treffen mit Maeve, Rianna und Devon. Ich glaube, sie hat keine Ahnung, wie es ist, zu einer Familie wie unserer zu gehören.“
Rance legte ihr eine schwielige Hand auf die Schulter. „Das wird sie schnell herausfinden.“ Er setzte den Hut auf und ging hinaus.
Meg bezog das Bett im Gästezimmer frisch, öffnete die Fenster und legte saubere Handtücher, eine Zahnbürste, Zahnpasta und Shampoo bereit. Als sie in die Küche zurückkehrte, um das Mittagessen vorzubereiten, hielt vor der Hintertür ein klappriges Auto. Sie schaute durchs Fenster. Ledger stieg aus und hielt sich mit einer Hand am Wagendach fest, während er zur Beifahrertür ging. Er öffnete sie und beugte sich hinab.
Meg eilte nach draußen.
Inzwischen stand Carly mit einem alten Rucksack in der Hand neben dem Auto und starrte auf die Scheune.
„Hast du Pferde?“, fragte sie.
Gott sei Dank, dachte Meg. Eine Gemeinsamkeit.
„Ja“, antwortete sie lächelnd.
„Ich hasse Pferde“, verkündete das Mädchen. „Sie stinken und treten Leuten auf die Füße.“
Ted warf Meg einen betrübten Blick zu. „Sie meint es nicht so.“
Plötzlich tat ihr der Mann leid. Er war todkrank, vermutlich pleite und wollte nur das Beste für seine jüngste Tochter.
„Wenn mein Dad nicht bleiben darf, bleibe ich auch nicht“, sagte Carly.
Damit hatte Meg nicht gerechnet. Sie sah Ted an. Seine Miene war resigniert und voller Hoffnung zugleich.
„Es ist ein großes Haus“, hörte sie sich sagen und musste daran denken, dass Rance sie gewarnt hatte – Brad würde nicht mehr bei ihr übernachten können, jedenfalls vorläufig nicht. Für Meg war das sowohl ein Problem als auch eine Erleichterung, denn ihr ging das alles viel zu schnell. Ihr Körper sehnte sich allerdings danach, die Lust auszuleben, die Brad in ihr geweckt hatte.
„Okay“, sagte Carly und stellte sich neben Ted. Die beiden stießen mit den Schultern gegeneinander. Es war ein stummes Signal der Solidarität, und Meg verspürte einen unerwarteten Stich. Gegen ihren Willen beneidete sie das Mädchen.
Sie griff nach Teds Koffer, doch er ließ es nicht zu. Männlicher Stolz, vermutete sie.
Allein der Weg ins Haus schien ihn zu entkräften, und sobald sie Carly in ihrem neuen Zimmer untergebracht hatte, bat er darum, sich hinlegen zu dürfen. Meg begleitete ihn in den Raum, in dem Generationen von McKettrick-Frauen genäht hatten. Es gab nur ein altes Sofa, aber kaum ließ sie Ted allein, hörte sie, wie er sich darauffallen ließ.
Carlys Tür war geschlossen. Meg hob die Hand, um anzuklopfen, doch dann beschloss sie, das Mädchen in Ruhe zu lassen, damit es sich an die neue Umgebung gewöhnen konnte.
Also ging sie in die Küche, machte vorsichtshalber mehrere Sandwiches und schlang eins davon mit einem Glas Milch herunter.
Würde Brad sie anrufen oder war die letzte Nacht für ihn nur ein
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