Ein Lied für meine Tochter
ich es sehe.« Ich zucke mit den Schultern. »Und ich will für immer mit ihr zusammen sein.«
»Sie haben doch genauso empfunden, als Sie Max Baxter geheiratet haben, nicht wahr?«
Und damit hat er seinen ersten Treffer gelandet. »Ich war nicht diejenige, die die Scheidung eingereicht hat. Max hat mich verlassen.«
»Genauso, wie Vanessa Sie verlassen könnte?«
»Ich glaube nicht, dass das passieren wird«, erwidere ich.
»Aber Sie wissen es nicht, oder?«
»Alles ist möglich. Reid und Liddy könnten sich auch scheiden lassen.« Während ich das sage, schaue ich zu Liddy im Zuschauerraum. Sie ist kreidebleich.
Ich weiß nicht, was da zwischen ihr und Max ist, aber es ist irgendwas. Während Liddys Aussage konnte ich die Verbindung zwischen ihnen fühlen, auch wenn sie unsichtbar sein mag. Und dann waren da ihre Worte in der Cafeteria: Max will dich nicht verletzen. Als hätte sie das mit ihm besprochen.
Aber Max kann doch nicht in sie verliebt sein.
Sie ist das absolute Gegenteil von mir.
Bei diesem Gedanken muss ich unwillkürlich lächeln. Max könnte das Gleiche über Vanessa sagen.
Aber selbst wenn Max sich in seine Schwägerin verguckt haben sollte, das führt doch nirgendwo hin. Liddy ist viel zu sehr damit beschäftigt, die perfekte Ehefrau und Kirchgängerin zu spielen. Und soviel ich weiß, gibt es keinen Spielraum, wenn es um Sünde geht.
»Miss Baxter?«, hakt Wade Preston ungeduldig nach, und ich muss erkennen, dass ich seine Frage vollkommen ignoriert habe.
»Tut mir leid. Könnten Sie das noch einmal wiederholen?«
»Ich habe Sie gefragt, ob Sie Reid und Liddy das Leben übelnehmen, das sie führen.«
»Ich nehme ihnen gar nichts übel. Für uns sind nur andere Dinge wichtig.«
»Dann sind Sie also nicht auf ihren Wohlstand neidisch?«
»Nein. Geld ist nicht alles.«
»Nehmen Sie ihnen dann vielleicht übel, dass sie so gute Vorbilder sind?«
Ich muss ein Lachen unterdrücken. »Na ja, ehrlich gesagt halte ich sie nicht gerade für gute Vorbilder. Ich denke, sie kaufen sich einfach, was sie wollen – einschließlich dieser Embryonen. Ich denke, sie missbrauchen die Bibel, um Menschen wie mich zu verurteilen. Und beides sind nicht gerade Eigenschaften, die ich einem Kind weitergeben würde.«
»Sie gehen nicht regelmäßig in den Gottesdienst, oder, Miss Baxter?«
»Einspruch«, sagt Angela. »Vielleicht sollten wir das mal visualisieren.« Sie nimmt sich zwei schwere Gesetzesbücher und legt eines vor sich hin. »Kirche«, sagt sie. Dann legt sie das zweite ans andere Ende des Tisches. »Staat.« Sie schaut den Richter an. »Sehen Sie, wie viel Platz dazwischen ist?«
»Wirklich niedlich, Frau Anwältin. Bitte, beantworten Sie die Frage, Miss Baxter«, sagt Richter O’Neill.
»Nein.«
»Und Sie halten auch nicht viel von Leuten, die regelmäßig in die Kirche gehen, nicht wahr?«
»Ich denke, jeder hat das Recht zu glauben, was er will. Und das schließt das Recht nicht zu glauben mit ein«, füge ich hinzu.
Vanessa glaubt nicht an Gott. Vermutlich haben die Versuche ihrer Mutter, die Homosexualität wegzubeten, ihr die organisierte Religion für immer vergällt. Im Schutz der Nacht haben wir einmal darüber gesprochen. Sie erklärte mir, dass sie nicht viel vom Jenseits hält, solange sie in diesem Leben bekommt, was sie will, und dass es evolutionär bedingt sei, wenn man anderen Menschen helfen will, mit einer goldenen Regel oder der Heiligen Schrift habe das nichts zu tun. Was mich betrifft, lehne ich zwar jedwede Form von religiöser Organisation ab, das heißt aber noch lange nicht, dass ich deswegen an keine höhere Macht glaube. Ich weiß nicht, warum das so ist. Habe ich mir tatsächlich einen Rest von Religiosität erhalten, oder habe ich einfach nur Angst, laut auszusprechen, dass ich nicht an Gott glaube?
Atheismus, merke ich, ist heute so etwas wie schwul sein. Es ist auch etwas, von dem man hofft, dass niemand es herausfindet – allein schon wegen all der negativen Assoziationen, die damit verbunden sind.
»Dann würden Sie diese ungeborenen Kinder also nicht frei von jeder Religion großziehen«, sagt Wade.
»Ich weiß nicht«, antworte ich ehrlich. »Ich würde ein Kind so erziehen, dass es Liebe kennt und weitergibt. Ich würde es selbstbewusst, offen und tolerant erziehen. Sollte ich eine religiöse Gruppe finden, die so etwas unterstützt, dann würden wir uns ihr vielleicht anschließen.«
»Miss Baxter, sind Sie mit dem Fall Burrows gegen Brady
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