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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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fragt Angela, »haben Sie da seinen Bruder oft gesehen?«
    »Nicht wirklich.«
    »Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Reid beschreiben?«
    »Als kontrovers.«
    »Und zu Liddy?«, hakt Angela nach.
    Ich schüttele den Kopf. »Ich verstehe diese Frau einfach nicht.«
    »Wussten Sie, dass Reid den fünften In-Vitro-Zyklus bezahlt hatte?«
    »Ich hatte keine Ahnung. Ich habe erst bei seiner Aussage hier davon erfahren. Damals standen wir unter großem Stress, denn wir wussten nicht, ob wir uns das leisten konnten … und dann ist Max eines Tages nach Hause gekommen und hat gesagt, er hätte eine Lösung gefunden, eine Kreditkarte mit null Prozent Zinsen, und ich habe ihm geglaubt.« Ich zögere und korrigiere mich dann selbst. »Ich war dumm genug , ihm zu glauben.«
    »Hat Max Ihnen irgendwann gesagt, dass er die Embryonen seinem Bruder und seiner Schwägerin geben wolle?«
    »Nein. Davon habe ich erst erfahren, nachdem er mich verklagt hat.«
    »Und wie haben Sie darauf reagiert?«
    »Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mir das antut«, antworte ich. »Ich bin einundvierzig. Selbst wenn meine Eizellen noch etwas wert wären, würde die Versicherung die Entnahme nicht mehr bezahlen. Das hier ist im wahrsten Sinne des Wortes meine letzte Chance, ein Kind mit einem geliebten Menschen zu bekommen, das biologisch mit mir verwandt ist.«
    »Zoe«, sagt Angela, »haben Sie und Vanessa darüber gesprochen, wie Max’ Beziehung zu den Embryonen sein soll, sollte das Gericht sie Ihnen zusprechen und Sie die Kinder bekommen?«
    »Das kann er halten, wie er will. Wie er sich dazu in der Lage fühlt. Wenn er Anteil am Leben der Babys nehmen will, dann verstehen wir das, und will er das nicht, dann werden wir das respektieren.«
    »So … Sie sind also bereit, die Kinder wissen zu lassen, dass Max ihr biologischer Vater ist, ja?«
    »Natürlich.«
    »Und Max kann Teil ihres Lebens sein, wie immer er es für angemessen hält?«
    »Ja. Absolut.«
    »Glauben Sie, man wird sich Ihnen gegenüber genauso zuvorkommend zeigen, sollte das Gericht Max die Embryonen geben?«
    Ich schaue von Max zu Wade Preston. »Seit zwei Tagen höre ich nun schon, wie abartig mein Leben ist und was ich für eine lasterhafte Sünderin bin«, erwidere ich. »Sie würden mich noch nicht einmal auf fünf Meilen an diese Kinder herankommen lassen.«
    Angela blickt zum Richter hinauf. »Keine weiteren Fragen mehr«, sagt sie.
    Angela und ich besorgen uns in der Verhandlungspause eine Tasse Kaffee. Sie will mich nicht alleine durch das Gerichtsgebäude gehen lassen, weil sie Angst hat, dass eine von Wades Fangruppen mir auflauern könnte. »Zoe«, sagt sie, während sie die Knöpfe am Kaffeeautomaten drückt, »das haben Sie großartig gemacht.«
    »Ihre Befragung war ja auch der leichte Teil«, erwidere ich.
    »Das stimmt«, sagt sie. »Wade wird sich auf Sie stürzen wie Bill Clinton auf eine Praktikantin. Aber Sie haben ruhig und klug geklungen und sehr sympathisch.« Sie gibt mir den ersten Becher und will gerade die Münzen für einen zweiten einwerfen, als Wade Preston sich an ihr vorbeidrängt und fünfzig Cent in den Automaten wirft.
    »Wie ich höre, wirst du für diesen Fall nicht bezahlt, Frau Rechtsanwältin«, sagt er. »Betrachte das als kleine Gabe von mir.«
    Angela ignoriert ihn. »Hey, Zoe! Kennen Sie den Unterschied zwischen Wade Preston und Gott?« Sie wartet einen Wimpernschlag. »Gott glaubt nicht, dass er Wade Preston ist.«
    Ich lache wie immer über ihre Scherze. Aber diesmal bleibt mir das Lachen im Hals stecken, denn Wade ist nicht allein. Da ist Reid, und zwei Schritte hinter ihm Liddy Baxter. Sie ist mit Max’ Anwalt hier runtergekommen, vermutlich aus dem gleichen Grund wie ich.
    »Zoe«, sagt sie und tritt einen Schritt vor.
    Angela spricht für mich. »Meine Mandantin hat Ihnen nichts zu sagen«, erklärt sie.
    Vollkommen unerwartet erwidert Liddy: »Aber ich habe ihr etwas zu sagen.«
    Ich kenne Liddy nicht wirklich gut. Das wollte ich auch nie. Max hat mir immer erklärt, da würde ich was verpassen – dass sie lustig und klug sei und den kompletten Dialog von Angriff der Killertomaten! mitsprechen könne, was auch immer das wert sein mag –, aber ich konnte einfach nicht darüber hinwegsehen, dass sie eine Frau ist, die brav daheim darauf wartete, dass ihr holder Ehegatte nach Hause kommt, um ihm nach einem anstrengenden Tag das Mahl zu servieren – und das heutzutage, in unserer Zeit. Max hat immer gesagt, Liddy und

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