Ein Lied für meine Tochter
Beispiel einmal erwähnt, das ich keine Oliven mag, und einen Monat später hat sie in einem Restaurant um Cracker gebeten, als man uns Olivenbrot gebracht hat, ohne dass ich etwas gesagt hätte.
»Nur um es klarzustellen«, sage ich, »es gibt noch jede Menge, was du nicht über mich weißt.«
»Popcorn, keine Butter«, sagt Vanessa. »Und eine Sprite.« Sie lächelt. »Und Goobers , weil das eine romantische Komödie ist, und die sind ohne Schokolade nur halb so gut.«
Sie hat recht. Auch was die Marke des Schokoriegels angeht.
Nicht zum ersten Mal denke ich, ich wäre vermutlich noch verheiratet, wenn Max nur halb so aufmerksam gewesen wäre wie Vanessa.
Als wir am Kino ankommen, bin ich überrascht, dass dort so viele Menschen sind. Der Film läuft jetzt schon ein paar Wochen, eine dumme, spritzige, romantische Komödie. Bei dem anderen Film, der hier läuft, handelt es sich um einen Indiestreifen mit dem Titel Juli . Er hat viel Aufmerksamkeit in der Presse bekommen, weil eine populäre Teenie-Sängerin die Hauptrolle spielt, und auch wegen des Themas: Statt Romeo und Julia geht es hier um Julia und Julia.
Vanessa entdeckt meine Mutter auf der anderen Seite der Menschenmenge und bedeutet ihr, zu uns zu kommen. »Ist das zu glauben?«, sagt sie und schaut sich um.
Ich habe ein paar Artikel über die Diskussionen rund um den Film gelesen und frage mich, ob wir uns vielleicht diesen Film anschauen sollten, schon allein wegen des ganzen Rummels. Als wir uns dem Kino nähern, sehe ich, dass all die Menschen hier gar nicht für Tickets anstehen. Stattdessen bilden sie ein Spalier und halten Schilder in der Hand:
GOTT HASST SCHWUCHTELN
IHR HOMOS: GOTT HASST EUCH
ES HEISST ADAM UND EVA, NICHT ADAM UND
STEVE
Diese Leute sind weder militant noch verrückt. Die Demonstranten sind ruhig und organisiert, und sie tragen schwarze Anzüge und Krawatten oder sittsame Blumenkleider. Sie sehen aus wie dein Nachbar, deine Großmutter oder wie dein Geschichtslehrer. Das haben sie wohl mit den Leuten gemeinsam, die sie so beschimpfen.
Ich fühle, wie Vanessa sich neben mir verkrampft. »Wir können ruhig gehen«, murmele ich. »Lass uns einfach ein Video leihen und den Film zu Hause ansehen.«
Aber bevor ich mich zum Gehen wenden kann, ruft jemand meinen Namen. »Zoe?«
Zuerst erkenne ich Max nicht. Er war ständig sturzbetrunken und zerzaust, als ich ihn die letzten Male gesehen habe. Damals hat er versucht, einer Richterin zu erklären, warum er die Scheidung will. Ich habe zwar gehört, dass er Reids und Liddys Gemeinde beigetreten ist, aber eine so … so radikale Veränderung hatte ich nicht erwartet.
Max trägt einen perfekt sitzenden dunklen Anzug und einen schwarzen Schlips. Sein Haar ist kurz geschnitten, und er ist glatt rasiert. Am Revers trägt er eine Anstecknadel: ein kleines goldenes Kreuz.
»Wow«, sage ich. »Du siehst großartig aus, Max.«
Wir führen einen verlegenen Tanz auf, küssen uns auf die Wangen, ziehen uns rasch wieder zurück und schauen zu Boden.
»Du auch«, sagt er.
Er hat einen Gehgips. »Wie ist das denn passiert?«, frage ich. Irgendwie kommt es mir verrückt vor, dass ich das nicht weiß, dass Max sich verletzt hat und niemand mir Bescheid gegeben hat.
»Ach, das ist nichts. Das war ein Unfall«, antwortet er.
Hinter mir spüre ich überdeutlich Vanessa und meine Mom. Ich fühle ihre Gegenwart wie die Hitze eines Kaminfeuers. Dann kauft jemand eine Eintrittskarte für Juli , und der Protest beginnt erst richtig. Die Leute singen, schreien und wedeln mit ihren Schildern. »Ich habe gehört, dass du jetzt zur Eternal Glory Church gehörst«, sage ich.
»Sie ist ein Teil von mir geworden«, erklärt Max. »Ich habe Jesus in mein Herz gelassen.«
Er sagt das mit einem strahlenden weißen Lächeln, so wie er auch immer gesagt hat: Ich habe heute Nachmittag mein Auto poliert oder Heute Abend hätte ich Lust auf Chinesisch. Es ist, als wäre diese Aussage Teil einer ganz normalen Konversation und nichts, worüber man erst mal nachdenken muss. Ich warte darauf, dass Max lacht – wir haben uns oft über Reid und Liddy und ihre Frömmelei lustig gemacht –, aber das tut er nicht.
»Hast du wieder getrunken?«, frage ich. Das scheint mir die einzig logische Erklärung zu sein, um den Mann, den ich kenne, mit dem in Verbindung zu bringen, was ich hier vor mir sehe.
»Nein«, antwortet Max. »Keinen Tropfen.«
Max hat vielleicht keinen Alkohol getrunken, aber es ist ziemlich
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