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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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an mir interessiert waren.«
    »Du meinst groß, sportlich und sexy?«
    »Du hältst ihn für groß, sportlich und sexy?«, frage ich überrascht.
    »Nur weil ich mir keine moderne Kunst in die Wohnung hänge, heißt das noch lange nicht, dass ich sie nicht zu schätzen weiß«, erwidert Vanessa.
    »Max hat immer versucht, mir die Footballregeln beizubringen, aber ich habe Football gehasst. All die verschwitzten Kerle, die sich auf dem Rasen aufeinanderwerfen. Und Basketball ist sinnlos. Es lohnt sich noch nicht einmal, ein ganzes Spiel anzusehen. Es entscheidet sich ohnehin erst in den letzten zwei Minuten. Und Max war total unordentlich. Wenn er sich ein Stück aus einer Melone geschnitten hat, hat er den Rest einfach in der Küche liegen lassen, und gegen Abend wimmelte es dort von Ameisen. Und er hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant, wenn er sauer war. Manchmal hat er mir noch sechs Monate später während eines Streits etwas unter die Nase gerieben, was eigentlich schon längst gegessen war.«
    »Und trotzdem hast du ihn geheiratet«, bemerkt Vanessa.
    »Nun … äh … Ja.«
    »Warum?«
    Zuerst weiß ich nicht, was ich darauf antworten soll. Dann erkläre ich zögernd: »Wenn man jemanden liebt, dann übersieht man die Eigenschaften an ihm, die einem nicht gefallen.«
    »Ich denke, beim nächsten Mal solltest du vielleicht ein wenig genauer hinschauen.«
    »Beim nächsten Mal? Es wird kein nächstes Mal geben«, erwidere ich. »Von Beziehungen habe ich die Schnauze voll.«
    »Ach ja? Du willst schon mit vierzig freiwillig aufs Abstellgleis?«
    »Ach, halt den Mund«, sage ich. »Wenn du mal geschieden bist, sprechen wir uns wieder.«
    »Da nehme ich dich beim Wort, Zoe, vor allem, weil du mir damit das Recht zusprichst zu heiraten. Aber jetzt mal ernsthaft … Schau dich mal um. Es muss hier doch jemanden geben, den du attraktiv findest …«
    »Ich werde mich nicht von dir verkuppeln lassen, Vanessa.«
    »Dann sag es mir doch einfach. Betrachte es als akademische Übung oder so …«
    »Was soll ich dir sagen?«
    »Nach was du suchst.«
    »Um Himmels willen, Vanessa, ich habe keine Ahnung. Im Augenblick denke ich noch nicht einmal darüber nach.«
    Ich schaue zu der Meerjungfrau hinüber. Sie hat Pause und klettert mühsam hoppelnd über eine Leiter aus dem Tank. Als sie oben angekommen ist, wo sie sich auf den Beckenrand setzen kann, greift sie nach einem Handtuch, um sich abzutrocknen, und schnappt sich dann ihr BlackBerry.
    »Ich suche jemand völlig Normalen«, höre ich mich selbst sagen. »Jemanden, der mir nie etwas vortäuschen muss und in dessen Gegenwart ich mich auch nicht verstellen muss. Ich suche jemanden, der klug ist, aber auch über sich selbst lachen kann. Jemanden, der sich eine Symphonie anhören und weinen kann, weil er versteht, dass es Musik gibt, die man mit Worten nicht beschreiben kann. Den Menschen, der morgens der Erste und abends der Letzte ist, mit dem ich sprechen will. Jemanden, bei dem ich das Gefühl habe, ich hätte ihn schon mein ganzes Leben lang gekannt, auch wenn das nicht stimmt.«
    Als ich fertig bin, hebe ich den Blick und sehe, dass Vanessa mich angrinst. »Himmel«, sagt sie, »da bin ich aber froh, dass du im Augenblick nicht darüber nachdenkst.«
    »Du … Du hast doch gefragt«, erwidere ich verlegen.
    »Ja, das habe ich. Und wenn ich deinen zukünftigen Partner auf der Straße treffe, werde ich ihm deine Nummer geben.«
    »Und wie sieht deine perfekte Verabredung aus?«, frage ich.
    Vanessa wirft einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch. »Oh, ich habe nicht so hohe Ansprüche. Weiblich, verzweifelt und bereit … das reicht mir.« Sie schaut zu der Meerjungfrau, die jetzt trübsinnig aus einem Whiskeyglas trinkt. »Ein Mensch.«
    »Du bist ja ganz schön wählerisch«, sage ich und lache. »Wie willst du so jemanden finden?«
    »Ja«, seufzt sie, »das ist die Geschichte meines Lebens.«
    Erst als ich wieder zu Hause bin und im Bett liege, wird mir klar, dass Vanessa meine Frage eigentlich nicht beantwortet hat, jedenfalls nicht so ernst, wie ich ihre beantwortet habe.
    Und ich erkenne, dass die Person, die ich beschrieben habe – mit Ausnahme des Pronomens –, Vanessa ist.
    Welche Songs wären auf einer von dir zusammengestellten Kassette, die dich charakterisiert?
    Diese Frage habe ich mein ganzes Leben lang als idiotensicheren Test benutzt, um den Charakter eines anderen besser kennenzulernen. Das geht auf die alte Witch Doctor -Aufnahme

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