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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eingestehen, geschweige denn es Pastor Clive sagen.
    »Ich glaube nicht, dass sie hören will, was die Kirche zu sagen hat.«
    »Ich habe ja auch nicht behauptet, dass es leicht werden wird, Max. Aber hier geht es auch nicht um Sexualethik. Wir sind nicht anti-homosexuell«, erklärt Pastor Clive. »Wir sind pro-Christus.«
    Aus diesem Blickwinkel ergibt das plötzlich Sinn. Ich werde nicht zu Zoe gehen, weil sie mich verletzt hat oder weil ich wütend auf sie bin. Ich werde nur versuchen, ihre Seele zu retten. »Nun … Was soll ich tun?«
    »Beten. Zoe muss ihre Sünde beichten. Und wenn sie das nicht kann, dann musst du dafür beten, dass sie es doch noch tut. Du kannst sie nicht in unsere Kirche zerren. Du kannst sie zu nichts zwingen. Aber du kannst ihr zeigen, dass es eine Alternative gibt.« Er setzt sich hinter seinen Schreibtisch und blättert durch einen Tischkalender. »Einige unserer Mitglieder haben sich einst auch zum gleichen Geschlecht hingezogen gefühlt, doch nun folgen sie einem christlichen Weltbild.«
    Ich denke an die Gemeinde, die glücklichen Familien, die strahlenden Gesichter und das Leuchten des Heiligen Geistes in den Augen. Diese Menschen sind meine Freunde, meine Familie. Ich versuche, mir vorzustellen, wer ein homosexuelles Leben geführt haben könnte. Vielleicht Patrick, der Frisör, dessen Krawatten sonntags immer zur Bluse seiner Frau passen? Oder Neal, der Konditor in dem Fünf-Sterne-Restaurant unten in der Stadt?
    »Du kennst doch Pauline Bridgman, oder?«, fragt Pastor Clive.
    Pauline?
    Wirklich?
    Pauline und ich haben erst gestern gemeinsam Karotten für das Festessen geschnitten. Sie ist winzig, hat eine spitze Nase und viel zu dünn gezupfte Augenbrauen. Sie redet viel mit den Händen. Und ich glaube, ich habe noch nie erlebt, dass sie nicht mindestens ein pinkfarbenes Kleidungsstück getragen hätte.
    Wenn ich an Lesben denke, dann stelle ich mir kräftige Mannweiber mit kurzem Haar und Holzfällerhemd vor. Natürlich ist das nur ein Vorurteil, aber trotzdem … Nichts an Pauline Bridgman hätte mich vermuten lassen, dass sie einmal lesbisch war.
    Andererseits hat mich auch Zoe überrascht.
    »Pauline hat die Hilfe von Exodus International gesucht. Sie hat auf Love-Won-Out-Konferenzen über ihre Erfahrungen gesprochen. Ich glaube, wenn wir sie bitten würden, würde sie auch Zoe ihre Geschichte erzählen.«
    Pastor Clive schreibt Paulines Nummer auf einen Notizzettel. »Ich werde darüber nachdenken«, erkläre ich zögernd.
    »Sieh es doch mal so: Was hast du schon zu verlieren? Aber selbst das ist in diesem Fall nicht von Bedeutung.« Pastor Clive wartet, bis ich ihm in die Augen schaue. »Es geht nur darum, was Zoe zu verlieren hat.«
    Erlösung.
    Die Ewigkeit.
    Selbst wenn ich nicht mehr mit ihr verheiratet bin.
    Selbst wenn sie mich nie wirklich geliebt haben sollte.
    Ich nehme den Notizzettel, falte ihn und stecke ihn in meine Geldbörse.
    In dieser Nacht träume ich, dass ich noch immer mit Zoe verheiratet bin und dass sie mit mir im Bett liegt und dass wir uns lieben. Meine Hand streicht über ihre Hüfte. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar, und ich küsse ihren Mund, ihren Hals und ihre Brust. Dann schaue ich auf meine Hand, die nun auf ihrem Bauch liegt.
    Es ist nicht meine Hand.
    Da ist ein Ring am Daumen, ein schmales Goldband.
    Und da ist roter Nagellack.
    Was ist los? , fragt Zoe.
    Da stimmt was nicht , sage ich zu ihr.
    Sie packt mein Handgelenk und zieht mich näher zu sich heran. Alles ist gut.
    Aber ich stolpere ins Badezimmer und schalte das Licht an. Ich schaue in den Spiegel und sehe Vanessa.
    Als ich aufwache, sind die Laken schweißdurchtränkt. Ich steige aus dem Bett in Reids Gästezimmer, gehe ins Badezimmer, wasche mir das Gesicht und halte den Kopf unter den Hahn – wobei ich sorgfältig darauf achte, nicht in den Spiegel zu sehen. Ich kann ganz sicher nicht wieder einschlafen, also schleiche ich mich in die Küche, um mir einen Snack zu holen.
    Zu meiner Überraschung bin ich nicht der Einzige, der um drei Uhr morgens wach ist.
    Liddy sitzt am Küchentisch und zerrupft eine Serviette. Sie trägt einen dünnen weißen Bademantel über ihrem Nachthemd. Ja, Liddy trägt tatsächlich altmodische Baumwollnachthemden mit Blumenstickereien an Saum und Kragen. Zoe hingegen schläft für gewöhnlich nackt, und wenn sie doch mal etwas angezogen hat, dann eins meiner T-Shirts oder Boxershorts.
    »Liddy«, sage ich, und sie erschrickt beim Klang

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