Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
zwar nicht so gut, doch sie wusste, dass er deutlich stärker war, als sie.
„Na schön. Ich gebe es zu. Ich habe deine Jungen gefressen. Es hat wohl keinen Sinn, sie dir zu zeigen. Den Anblick würdest du nicht ertragen können. Aber ich sage dir gleich, dass du dich deshalb besser nicht mit mir anlegen solltest. Ich habe schon Drachen, die größer waren als du verschlungen. Und ich möchte dir eigentlich nichts tun. Erspare dir einen sinnlosen Kampf, bei dem du nur verlieren kannst.“
Die Worte waren wie ein Stich ins Gemüt. Innerlich hoffte sie, dass der Lindwurm doch nicht schuldig war, doch sie wurde gerade vom Gegenteil überzeugt. Wenn sie an ihre unschuldigen Kleinen zurückdachte und danach daran, wie sie jetzt aussehen mussten und was sie durchgemacht haben, würde sie dem Lindwurm am liebsten die Flügel ausreißen. „Du bist ein Monster, sie haben keinem was getan. Ich lasse dich nicht einfach so davonkommen. Damit du es noch anderen antun kannst?“, sagte sie unüberlegt und sprach eher aus Gefühlen anstatt aus Verstand.
„Ich kann deine Wut verstehen. Aber du solltest besser daran denken, dass du noch zwei Eier hast. Vielleicht sind sie schon ausgeschlüpft. Für die ersten beiden Jungen kannst du nichts mehr tun. Also sei doch vernünftig. Wenn du mich angreifst, wirst du ihr Schicksal teilen. Du hast keine Chance gegen mich. Gehe lieber zu deinem Partner zurück. Sicher wartet er schon auf dich. Du bist noch jung und kannst sicher noch viele Jungen bekommen“, sagte der Lindwurm. Noch immer versuchte er, einen Kampf zu vermeiden.
Je länger der Lindwurm von sich sprach, desto mehr Angst bekam sie vor ihm. „Mein Partner hat die Eier, er hat mich verlassen damit ich meine zwei anderen Jungen suchen konnte. Unser Revier wurde verlassen. Und ich... du hast Recht. Ich will nicht in dir enden müssen, aber ich werde es dir nie verzeihen. Wenn ich doch bloß nicht alleine wäre. Ich werde jetzt ein letztes Mal zu meinem Nest fliegen Ich werde dich nicht mehr aufsuchen, niemals. Ich muss meinen Partner finden und ihm erzählen, dass ich zu spät gekommen bin. Ich werde ihn aber nicht verraten wer es war. Du würdest ihm bestimmt auch was antun, nicht wahr?“
„Wenn er oder du mich angreifen, dann würde ich keinen von euch verschonen. Tut mir leid um deine Jungen. Ehrlich. Sie haben auch nicht leiden müssen. Ich habe sie nicht gequält, wie es andere Lindwürmer getan hätten. Und das Nest war verlassen, als ich die Jungen dort gefunden habe. Ich dachte, das sei eine gute Gelegenheit für ein paar kleine Leckerbissen. Sie sind fast von selbst in mein Maul gekrochen.“
Die Drachin wollte nichts mehr hören. Noch ein paar weitere Wörter über ihre Jungen und sie hätte den wohl größten Fehler ihres Lebens begangen. Sie war froh, dass der Lindwurm zumindest jetzt nicht hungrig war. „Ich werde ihn nicht hierher lassen. Ich gehe weil ich einfach nur Futter wäre... sieh deine Größe im Vergleich zu meiner an. Ich kann nichts tun.“ Immer wieder sah sie die Beulen an und konnte die Kleinen fast bildlich darin sehen.
„Ich bin nicht so böse, wie du denkst. Ich hatte einfach nur Hunger, das ist alles.“ Der Lindwurm überlegte, ob er die Drachin wirklich gehen lassen sollte, oder ob es nicht doch vielleicht besser wäre, sie sich zu schnappen. Doch mit den Jungen im Magen würde er sie nicht verschlingen können. „Wenn du willst, könntest du noch einen letzten Blick auf deine Jungen werfen. Ich kann mich nämlich auch durchsichtig machen, wenn nötig“, schlug der Lindwurm vor.
Für die Drachin war es sehr schwierig, die Fassung jetzt noch zu bewahren. „Sei besser still! Du hast bisher nur Jungen aus ihren Nester gefressen. Ich will keine weiteren Lügen von dir mehr hören. Wenn mein Partner jetzt hier wäre, dann würde ich mir das ganze Gerede ersparen“, schnaufte sie zornig.
„Ich kann ja verstehen, dass du wütend auf mich bist. Aber ich habe es wirklich nicht böse gemeint. Deine nächsten Jungen darfst du eben nicht allein in ihrem Nest lassen. Das ist eine Einladung für jeden Nesträuber. Es ist wichtig, dass immer jemand Wache hält und die Jungen nicht allein sind. Dann wird auch niemand mehr an deine Jungen rankommen“, erklärte der Lindwurm.
Die Drachin überlegte stark was sie tun sollte. Sie wusste nicht mal ob sie ihren Partner jemals wieder finden könne. Ob es eine gute Idee war, dem Lindwurm erneut nachzuschleichen? Wahrscheinlich nicht, doch sie zog es
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